Quantifizierung
Überlegungen zum Verhältnis zwischen Zeitdiagnose und Gesellschaftstheorie anlässlich von Steffen Maus Buch »Das metrische Wir«
DOI:
https://doi.org/10.17879/zts-2018-4186Abstract
In seinem Buch Das metrische Wir vertritt Steffen Mau die These, Quantifizierung sei ein »Megatrend, der die Gesellschaft bis in die kleinsten Verästelungen verändern wird« (Mau ZTS-Forum: 274) und mit dessen Durchsetzung wir drohen, zu »Gläubigen in der Kirche der Zahlen« (Mau 2017: 47) zu werden. In zehn systematischen Kapiteln – von der »Vermessung des Sozialen« über »Statuswettbewerb und die Macht der Zahlen«, »Hierarchisierung: Ranking und Ratings«, »Klassifizierung: Scorings und Screenings«, »Bewertungskult: Sterne und Punkte«, »Quantifizierung des Selbst: Balken und Kurven«, »Benennungsmacht«, »Risiken und Nebenwirkungen« und »Transparenz und Disziplinierung« bis zum »Ungleichheitsregime der Quantifizierung« – zeigt das Buch, welche vielfältigen Formen des Zahlengebrauchs sich in den vergangenen Jahrzehnten herausgebildet haben und auf welche häufig problematische Weise sie unser Leben prägen, beispielsweise indem sie neuartige Formen der Statuskonkurrenz produzieren (z.B. zwischen Universitäten) und zahlreiche unbeabsichtigte Nebenfolgen nach sich ziehen können (z.B. Reduktion von Diversität; »Gaming« von Rankings). Wie die Aufzählung der Kapiteltitel bereits andeutet, liegt eine der Stärken des Buchs darin, häufig getrennt voneinander erforschte Themen unter einer gemeinsamen Diagnose zusammenzuführen.