Wie viel Toleranz verträgt die Soziologie?
Eine kritische Anfrage an Johann August Schülein
DOI:
https://doi.org/10.17879/zts-2017-4148Abstract
Johann August Schülein legt mit seinem Diskussionsbeitrag eine Weiterentwicklung seines ambitionierten Versuches vor, die Ursachen des multiparadigmatischen Zustands der Soziologie auf die Struktur der sozialen Realität selbst zurückzuführen (ausführlich in Schülein 2002). Die Soziologie soll sich ihrer eigenen Identität versichern, indem sie die konstitutiven Strukturen ihres Gegenstandes reflektiert. Im Folgenden möchte ich Schüleins Grundargumentation skizzenhaft nachzeichnen und für eine Interpretation des Vorschlags aus einem pragmatischen Blickwinkel plädieren (1). Das bedeutet vor allem, die gegenstandslogische Begründung in ihrer Rolle als mögliche Grundlage der soziologischen Theoriedebatte zu untersuchen (2). In dieser Funktion muss sich die gegenstandslogische Argumentation von Schülein dem kritischen Vergleich mit anderen Ansätzen – insbesondere der Methodologie des Theorienvergleichs – stellen (3). Zuletzt möchte ich mit und gegen Schülein zeigen, dass seine innovativen Beobachtungen zum Zusammenhang von Theoriestruktur und soziologischer Multiparadigmatik auch ohne eine gegenstandslogische Begründung auskommen und interessante Impulse für die Selbstreflexion der Soziologie liefern können.