Reduziert sein – zur Kritik des reduktiven Individualismus

Autor/innen

  • Gregor Bongaerts Universität Duisburg-Essen, Institut für Soziologie

DOI:

https://doi.org/10.17879/zts-2016-4082

Abstract

Karl Bühler hat in seiner Krise der Psychologie gegen die Ausdruckstheorien der Sprache von Darwin und Wundt formuliert: »Wir folgen einem aus intimer Kenntnis der Dinge oft ausgesprochenen aber niemals methodisch restlos fruktifizierten Satz, wenn wir den Ursprung der Semantik nicht beim Individuum, sondern bei der Gemeinschaft suchen« (Bühler 2000: 59). Bühler ging es nicht darum, die Gemeinschaft als ein soziales Gebilde zu reifizieren und mit einer eigenen Logik auszustatten. Es ging ihm sicherlich auch nicht darum zu behaupten, die Gemeinschaft lege sich dem Individuum von außen auf und zwinge es zu diesem oder jenem, wie Durkheim dies in seiner Metapher soziologischer Tatbestände gefasst hat. Allerdings ging es Bühler dezidiert um die Infragestellung einer individualistischen Theorie der Sprache, die jegliche Ausdrucksbewegung als Ausdruck eines bewussten Innenlebens begreift und die ausgehend von dieser Annahme noch die »gemeinsamen geistigen Erzeugnisse« (Bühler 2000: 52) vom Individuum und dessen Seelenleben ableiten will. Bühler nimmt demgegenüber eine Perspektivverschiebung vor und thematisiert den Ursprung der Semantik und Sprache im Ausgang von der wechselseitigen Steuerung des Benehmens sowohl tierischer als auch menschlicher Kundgeber und Kundnehmer.

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Veröffentlicht

2016-08-01

Zitationsvorschlag

Bongaerts, G. . (2016). Reduziert sein – zur Kritik des reduktiven Individualismus. Zeitschrift für Theoretische Soziologie, 5(1), 90–100. https://doi.org/10.17879/zts-2016-4082