Praktische Gewissheit und die Rationalität zweiter Ordnung
Zur gesellschaftstheoretischen Analyse des impliziten Wissens
DOI:
https://doi.org/10.17879/zts-2013-4054Schlagworte:
Rationalität, Rationalisierung, Gesellschaftstheorie, Handlungstheorie, Differenzierung, implizites Wissen, Praxis, Regelfolge, Übersetzung, Habermas, Weber, LuhmannAbstract
Die Schwierigkeit, Kriterien für die Rationalität der Beziehungen zwischen gesellschaftlich differenzierten Rationalitätskriterien und -bereichen anzugeben, gibt Anlass für eine Verlagerung des Fokus der zentralen soziologischen Rationalitäts-Frage. Eine Theorie gesellschaftlicher Rationalität und Rationalisierung profitiert deswegen weniger von der eventuellen Ausweisung normativer Grundlagen einer kritischen Soziologie oder von der womöglich abschließenden Evaluation der Tauglichkeit von Modellen des »rationalen Entscheiders« als von der Bearbeitung der Frage nach der Rationalität der Übergänge zwischen generalisierten Normen bzw. Regeln und Kriterien und jeweils spezifischen Kontexten ihrer Anwendung. Auf dem Wege der Bearbeitung dieser Frage kann zugleich der rationale Status des – traditional als kognitiv inferior betrachteten – impliziten bzw. praktischen Wissens freigelegt als auch die Relevanz eines solchermaßen handlungstheoretisch rehabilitierten impliziten
Wissens für Fragen der Rationalität von differenzierten Makroordnungen erschlossen werden.