Zweiwertigkeit und Mehrwertigkeit
Einige Vorschläge zu einer Soziologie der Polykontexturalität
DOI:
https://doi.org/10.17879/zts-2014-4026Schlagworte:
Mehrwertige Logik, Gotthard Günther, Polykontexturalität, Niklas Luhmann, SystemtheorieAbstract
Luhmann entwirft in »Soziale Systeme« eine Theorie sich wechselseitig beobachtender sozialer Systeme. Dabei greift er jedoch auf Figuren der Subjektphilosophie zurück, die insofern Probleme der Subjekttheorie mittransportieren, als dass auch soziale Systeme letztlich in sich gefangen sind. Lösungsvorschläge wie strukturelle Kopplung oder Interpenetration bleiben hier unzureichend. Der Artikel schlägt vor, das Problem mit Gotthard Günther formallogisch zu interpretieren: In einer zweiwertigen Logik kann es nur eine Instanz der Reflexion und eine Instanz des Reflektierten geben. Einen Ausweg bietet Günther mit einer mehrwertigen Logik an, die eine wechselseitige Reflexion von Reflexionsbeziehungen beschreibbar macht. Indem die Einheit der Unterscheidung (von System und Umwelt) nicht in die Unterscheidung zurück geführt wird (dem System zugerechnet), können weitere Reflexionspositionen angenommen werden. Dies würde die Möglichkeit einer radikal deontologierten Protosoziologie bieten, die auf der einen Seite zwar den sicheren ontologischen Ausgangspunkt eines sozialen Systems oder eines Subjekts verliert, auf der anderen Seite jedoch ein hohes Potential an analytischen Möglichkeiten gewinnt.