Der dünne Firnis der Zivilisation

Krisen in der Öffentlichkeit und die Krise der Öffentlichkeit

Autor/innen

  • Kurt Imhof Universität Zürich, Soziologisches Institut, fög – Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft

DOI:

https://doi.org/10.17879/zts-2014-4006

Abstract

Kritik ist das Salz der Erde – seit der Aufklärung und den Revolutionen an der Schwelle der Moderne entbehren wir letzter sinnstiftender Gewissheiten hinsichtlich der Erklärung von Sachverhalten in der materialen Welt, der Begründung von Normen und Werten in der sozialen Welt und der Bedeutung von Emotionen in unserer subjektiven Welt. Aus einem religiösen Weltbild, in dem die Bezüge zum Wahren, zum Guten und zum Schönen noch im Gottesbegriff verankert waren, ist eine »dezentrierte« Welt entstanden. Diese Bezüge haben sich von Gott und voneinander abgelöst (Habermas 1984: 588f.). Vormoderne, religiöse Verbindungen zwischen diesen drei Bezügen und dem Göttlichen in Begriffen wie Schöpfung, Wunder, Schicksal, Fügung, Vorsehung, göttliche Strafen sowie Termini wie Seele, Talente (Gaben) und Sünden, die das Subjekt mit dem Göttlichen verbinden, stehen uns nur noch in der Intimsphäre oder in religiösen Gemeinschaften zur Verfügung, um irdische Vorgänge zu interpretieren. Das ist der Preis der Säkularisierung. Damit werden transzendentale Plausibilitäten für hiesige Phänomene obsolet. Wir haben nur noch die Plausibilitätsgehalte von Argumentationen und Gegenargumentationen, also Kritik.

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Veröffentlicht

2014-12-01

Zitationsvorschlag

Imhof, K. (2014). Der dünne Firnis der Zivilisation: Krisen in der Öffentlichkeit und die Krise der Öffentlichkeit. Zeitschrift für Theoretische Soziologie, 3(2), 304–338. https://doi.org/10.17879/zts-2014-4006
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