Das Problem der doppelten Kontingenz als Ausgangsproblem des Sozialen und der soziologischen Theorie
Vorschlag zu einer Systematisierung der soziologischen Systemtheorie Niklas Luhmanns
DOI:
https://doi.org/10.17879/zts-2015-4002Schlagworte:
Doppelte Kontingenz, Luhmann, Systemtheorie, Asymmetrisierung, Systemebenen, Struktur- und SystemdifferenzierungAbstract
In Soziale Systeme vollzieht Luhmann eine Radikalisierung der Parsonsschen Formulierung des Problems doppelter Kontingenz (I). Von einer reinen Fassung unterscheidet er eine strukturierte Fassung des Problems, die dessen kommunikative Problematisierung und Lösung beschreibt (II). Deren Analyse entlang der Sinndimensionen erlaubt die systematische Unterscheidung von Teiltheorien des gesellschaftlichen Operierens (Theorie sozialer Positionen / Theorie symbolisch generalisierter Kommunikationsmedien; Zeittheorie / Handlungstheorie; Theorie der Selektionsbereiche / Theorie der Kontingenzformeln; III.1). Davon unabhängig werden dann sinndimensionsspezifische Teiltheorien der Beobachtung der Gesellschaft unterschieden (Kopplungstheorie; Evolutionstheorie; Struktur- und Systemdifferenzierungstheorie; III.2). Im Rahmen der Analyse des Problems doppelter Kontingenz und der Systematisierung der Soziologie als zweifacher Gesellschaftstheorie und -analyse liefert der Artikel insbesondere auch eine Hervorhebung der Bedeutung des Grundbegriffs der Asymmetrisierung, eine Bestimmung der Funktionen der Freiheitszuschreibung für Kommunikationssysteme, eine Neufassung der Unterscheidung systemtheoretischer Ebenen – samt eines Vorschlags zur Unterscheidung sachlicher, sozialer und temporaler Teilsysteme der Gesellschaft – sowie eine klare Unterscheidung von Struktur- und Systemdifferenzierung.