Was übrig bleibt vom kirchlichen Wir

Fragmentaritätskompetenz systematisch-theologisch reflektiert

Autor/innen

  • Elisabeth Höftberger Katholisch-Theologische Fakultät der Paris Lodron Universität Salzburg, Fachbereich Systematische Theologie, Projektleiterin "Theologie als Hoffnungsforschung? Die Auswirkungen der Klimakrise auf theologische Forschung und religiöse Praxis“ und Postdoc der „European Graduate School (Salzburg | Erfurt | Leuven): Theology in religious, cultural, and political Processes of Transformation“ https://orcid.org/0009-0006-6411-2257

DOI:

https://doi.org/10.17879/zpth-2024-6270

Abstract

Die Reflexion von Fragmentarität im Kontext verschiedener theologischer Disziplinen bildet den Ausgangspunkt des Artikels. In einer text- und archivgeschichtlichen Bestimmung wird zunächst deutlich, dass ein Fragment kaum isoliert verständlich ist, sondern meist nur im Verhältnis mit einem Ganzen interpretiert werden kann. Die zeichenhafte Verweisfunktion verbindet das Fragment mit dem Sakramentsbegriff. Anhand von Ergebnissen aus der papyrologischen Forschung wird die Unterscheidung von Überrest, Müll und Fragment diskutiert und auf die ekklesiologische Frage nach vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Repräsentationen eines kirchlichen Wir angewendet. Die Fragmentarität des kirchlichen Wir tritt besonders in der Archivfunktion von Kirchengebäuden und deren räumlichen Transformationen in säkularer werdenden Gesellschaften in einem anderen Medium hervor. Schließlich wird die Fähigkeit zur Imagination dessen, was in Zukunft vom kirchlichen Wir übrig bleibt, als eine systematisch-theologische Fragmentaritätskompetenz reflektiert.

 

This article begins by reflecting on the concept of fragmentarity within various theological disciplines. Based on approaches from textual and archival studies, it is shown that a fragment is rarely comprehensible in isolation and typically requires interpretation in relation to a larger whole. The symbolic referential function of the fragment is linked to the concept of the sacrament. Drawing on insights from papyrological research, the distinction between remnant, waste and fragment is explored and applied to the ecclesiological question of past, present and future representations of the ecclesial “we”. The fragmentarity of the ecclesial “we” is particularly manifest in the archival role of church buildings and their spatial transformations in increasingly secular societies, where it appears in a new medium. Finally, the ability to imagine what might remain of the ecclesial “we” in the future is seen as a systematic theological competence in dealing with fragmentarity.

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Veröffentlicht

2025-02-17