Je näher, desto besser?
Dimensionen von Nähe und Distanz im Predigtgeschehen
Abstract
Landläufig stehen Predigten inzwischen unter dem Verdacht, nicht mehr nahe genug am Menschen zu sein. Im Rückgriff auf das linguistische Modell von Koch – Oesterreicher, das sich mit der Untersuchung von Nähe- und Distanzsprache beschäftigt, werden drei gesellschaftliche Veränderungen betrachtet, denen das Predigtgeschehen zunehmend unterliegt. Digitalisierung, Eventisierung und Distanzierung bergen Momente des bewussten Umgangs mit Nähe und Distanz in der Predigt in sich und können so produktiv gestaltet werden. Abgesehen von einer starren Nähe-Distanz-Dichotomie führen die Beispiele zu der Erkenntnis, dass sich Predigt als gelungenes kommunikatives Geschehen in einem multidimensionalen Raum zwischen Nähe und Distanz bewegt.
Homilies are no longer close enough to people’s lives – this seems to be common knowledge. Koch and Oesterreicher’s communicative model (KOM), which takes account of contextual factors as well as of specific linguistic strategies and establishes a continuum between a language of distance and a language of immediacy, is introduced to take a closer look at three social changes: Digitalisation, eventisation, and distancing include aspects of immediacy and distance and can as such be actively dealt with. Overcoming the idea of a dichotomy regarding immediacy and distance, the examples lead to the conclusion, that successful preaching emanates from a multidimensional process of communication.