„Sie haben sich die ganze Zeit verstellt. Sie sind gar nicht blind“ – Eine exemplarische Analyse der Semantisierung und Funktionalisierung von Behinderung in DIE TOTEN AUGEN VON LONDON
DOI:
https://doi.org/10.17879/paradigma-2021-5962Abstract
Die Popularität der deutschen Verfilmungen der britischen Edgar Wallace-Kriminalromane lässt sich mit Sicherheit nicht zuletzt auf die teils skurril anmutenden Bösewichte zurückführen, denen sich Fuchsberger, Tappert und Co. gegenübersahen. Regelmäßig deckten die Ermittelnden Menschenhandel auf, verfolgten unbekannte Unterweltbosse „und, immer wieder, Menschen hinter Masken, die vorzugeben suchen, andere zu sein, als sie in Wirklichkeit sind“ (Grob 1991: 77). Frosch- und Gorillabanden, Hexer und Mönche drangen oftmals durch sogenannte ‚Halbwelten‘, in denen sich öffentliches Leben und Unterwelt die Klinke in die Hand gaben, in Bereiche der Bürgerlichkeit vor. Um in dieser Sphäre unbehelligt agieren zu können, bedarf es einer Maskierung, die über die Verschleierung der wahren Identität hinausgeht.
Im Folgenden soll gezeigt werden, dass die Semantisierung von Menschen mit Behinderungen am Beispiel der TOTEN AUGEN VON LONDON (BRD 1961) eine Tarnung als behinderter Mensch ermöglicht, denn: Welcher anständige Kriminalbeamte würde schon das blinde geistliche Oberhaupt einer Blindeneinrichtung verbrecherischer Aktivitäten beschuldigen?
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