Maskierte Mörder*innen. Zum Spiel mit Identität, Täterschaft und Schuld

Autor/innen

  • Friederike Haul

DOI:

https://doi.org/10.17879/paradigma-2021-5961

Abstract

Selbst wer die deutschen Edgar Wallace-Filme nicht kennt, merkt bei der Lektüre ihrer Titel rasch: Hier hat man es mit ungewöhnlichen Täterfiguren zu tun. Die Bösewichte kommen in skurriler Maskerade daher und verraten damit einiges über die Wallace-Filme als Reihe und als zeitgeschichtliches Dokument. Die Maskierungen machen das Spiel mit Identität und Schuld zu einem der zentralen Motive der Filme. Bei einem beträchtlichen Anteil der Wallace-Filme ist die maskierte Täterfigur auch titelgebend: DER FROSCH MIT DER MASKE (BRD/DK 1959), DER MÖNCH MIT DER PEITSCHE (BRD 1967) und DER GORILLA VON SOHO (BRD 1968) seien hier als Beispiele genannt. In anderen Filmen, etwa in DAS GASTHAUS AN DER THEMSE (BRD 1962), ist das zwar nicht der Fall, doch auch in diesen gibt es einen vergleichbaren Mörder, etwa den ‚Hai‘. Der Täter als Schreckensfigur ist den übrigen Charakteren der Filme, insbesondere den Ermittlern von Scotland Yard, meist schon bekannt, wenn die Handlung einsetzt. Die gesellschaftliche Ordnung ist bereits gestört, ein Täter und/oder seine Bande treiben schon längst ihr Unwesen in London. Es wird eine Art Persona konstruiert, deren Benennung allein für Angst und Schrecken sorgt. Die Zuschauer wissen ungefähr, was sie erwartet. Ein Wallace-Film ohne skurrile Täterfigur ist kaum denkbar, obwohl die jeweilige Handlung im Grunde auch ohne Froschmasken, rote Mönchskutten oder Gorillakostüme stattfinden könnte. Es wird sich jedoch zeigen, dass die Maskierungen der Täter auch über den Wiedererkennungswert hinaus, den sie den Filmen geben, von großer Bedeutung sind.

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Veröffentlicht

2021-03-26

Zitationsvorschlag

Haul, F. (2021) „Maskierte Mörder*innen. Zum Spiel mit Identität, Täterschaft und Schuld“, Paradigma, 4, S. 89–95. doi: 10.17879/paradigma-2021-5961.