„Konzentrierte Lebensfreude“ – Medienreflexive Aushandlungsprozesse und Diskurs- verhandlungen im Animationsfilm der 1920er-Jahre bei Reiniger und Disney
DOI:
https://doi.org/10.17879/paradigma-2024-5704Abstract
Der Vorwurf, eine bloß seichte Unterhaltung zu sein, sowie die lediglich schmale filmkritische Auseinandersetzung rückt den Animationsfilm in den ‚kanonischen Limbo‘ (vgl. Palfreyman 2011: 9). Dieser Status aber verdunkelt gewissermaßen die mannigfaltigen Bezüge zum kulturellen Wissen und Kontext der 1920er-Jahre, in die der frühe Animationsfilm eingebunden ist. Auch ihn gilt es zu bedenken als „ein Modell, das Wissensmengen der Produktionskultur und ihre dieses kulturelle Wissen organisierenden Diskurse verarbeiten kann“ (Decker 2018: 83); d. h. die ideologischen Effekte des Animationsfilms sind ausgehend vom (Kino-)Dispositiv-Begriff zu denken.
Reinigers und Disneys Filme der 1920er-Jahre stellen deutlich unterschiedliche Interpretationen des Animationsfilms dar; vermitteln sie doch einerseits kurze, gagmotivierte Slapstick-Plots und andererseits Adaptionen von Märchenmotiven im Stummfilmformat. Als ästhetische Aushandlungsprozesse des Animationsfilms verdeutlichen beide Möglichkeiten des jungen Mediums, sowohl Popular- und Avantgardekultur als auch komödiantische und politische Sujets zu bedienen. Dabei gehen sie medienreflexiv vor, indem sie den Realitätsstatus der animierten Welt reflektieren (Disney) oder die animierte Welt als von der Gegenwartskultur entrücktes ‚Dazwischen‘ inszenieren (Reiniger).
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