Das Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin im Jahr 2023
Der Freiburger Verfassungsrechtler
Prof. Dr. Thomas Würtenberger (Abb. 1) hat dem
Münzkabinett anlässlich seines 80. Geburtstages am 27. Januar
2023 den letzten Teil seiner über 3.000 Gedenkmünzen- und
Medaillen umfassenden Sammlung zu »Ius in nummis« geschenkt. Die
lateinische Vokabel ius wird je nach
Bedeutungszusammenhang mit Recht, Gesetz, Gericht, aber auch mit
Anspruch, Berechtigung, Vorrecht, Privileg, Gewalt und Macht
übersetzt. In Bezug auf den Sammlungstitel sind hier die
Begriffe Verfassung, Recht, Gerechtigkeit und Rechtskultur
gemeint. Es geht um die Vermittlung dieser Themen in den
Gattungen (Gedenk-)Münze und Medaille. Die Wurzeln der Sammlung
reichen bis in die späten 1960er Jahre zurück. Damals begann
Würtenbergers gleichnamiger Vater, der Strafrechtslehrer,
Rechtsphilosoph und Kriminologe Prof. Dr. Thomas Würtenberger
(1907–1989), Medaillen mit rechtshistorischen Bezügen zu
erwerben. Ihm zur Seite stand dabei von vornherein sein Sohn,
der dieses Sammlungsprojekt stets als Familienangelegenheit
betrachtet hat, sind doch verschiedene Familienmitglieder
Juristen mit verfassungs- und kulturhistorischen Interessen. Die
frühesten Exemplare der Sammlung stammen aus der Renaissance und
dem 15. Jahrhundert, die gegenwärtig jüngste Kunstmedaille
entstand im Jahr 2022. Die Sammlung konzentriert sich räumlich
auf Westeuropa und den transatlantischen Raum, hat in den
letzten Jahren aber auch eine globale Perspektive hinzubekommen.
Vom 26. Mai 2023 bis zum 7. April
2024 fand eine Sonderausstellung zu dieser Sammlung im
Bode-Museum statt. Es ist die erste Ausstellung in Deutschland,
die Themen der neuzeitlichen Rechtsikonographie auf Münzen und
Medaillen gewidmet ist. Die Schenkung erfolgte in der Absicht,
sie der Forschung zugänglich zu machen. Hierfür wird sie im
Interaktiven Katalog des Münzkabinetts (IKMK)
erfasst, mit numismatischen Beschreibungen versehen, mit
Normdaten qualifiziert und nach und nach online veröffentlicht.
Eine einführende Begleitpublikation zur Sammlung wird
vorbereitet. Diese Arbeiten werden ebenfalls durch die Familie
Würtenberger unterstützt, was eine fortdauernde enge Verbindung
zum Münzkabinett aufzeigt.
Ansonsten war das Jahr 2023 von der
Durchführung bestehender und dem Beginn neuer Forschungsprojekte
bestimmt. Im fünfjährigen DFG-Projekt zur Beteiligung an der
Schaffung einer Nationalen Forschungsdateninfrastruktur
(NFDI4Objects) erfüllt das Münzkabinett überinstitutionelle
Aufgaben im Rahmen der digitalen Transformation. Intensiviert
wurde auch das Thema »Fälschungen« bearbeitet, zu dem im Jahre
2024 ein Kongressband erscheinen und eine Ausstellung
durchgeführt wird.
Prof. Dr. Bernhard Weisser,
Museumsdirektor (Münzen der Antike bis 3. Jh. n. Chr.,
Gesamtleitung IKMK). – Dr. Karsten Dahmen, Vertreter des
Direktors (Münzen der Spätantike und des Frühmittelalters,
Byzanz, Islam/Orient, ausländische Medaillen; Datenredaktion
IKMK, NDP). – Christian Stoess M. A. (Münzen des Mittelalters,
der Neuzeit und Moderne, Europa und Übersee; Fotodokumentation).
– Dr. Johannes Eberhardt (Münzen und Medaillen der Neuzeit und
Moderne / deutschsprachiger Raum; Geldscheine und Wertpapiere;
historisches Stempelarchiv der Berliner Münzstätte; Bibliothek;
IT-Beauftragter)
Wissenschaftlicher Museumsassistent
in Fortbildung: Julius Roch M. A. (bis 31.3.2023), Max Resch M.
A. (seit 16.10.2023)
Restaurator: Dipl.-Restaurator (FH)
Jens Dornheim (außerdem Sicherheits- und Risikobeauftragter).
Fotografin: Franziska Vu (10 %, seit 15.10.2023: 20 %)
Sekretariat: Viola Gürke (bis
30.11.2023)
Studiensaal und Bibliothek: Natalie
Osowski
Bildung und Vermittlung: Marie Fröde
(10 %)
Projektangestellte: Stefanie Baars M.
A. (wiss. Mitarbeiterin, 100 %). – Dr. Angela Berthold (wiss.
Mitarbeiterin, 75 %). – Andrea Gorys M. A. (wiss. Mitarbeiterin
der BBAW, 50 %). – Kaja Guske (Drittmittel). – Arthur Hampel
(Drittmittel, stud. Hilfskraft). – Dipl.-Rest. (FH) Petra
Hofmann (Drittmittel). – Paul Scott Höffgen B. A. (stud.
Hilfskraft). – Dr. Christoph Klose (wiss. Mitarbeiter, 50 %). –
Ioanna Maina (stud. Hilfskraft). – Jan Peuckert Ass. d. L.
(stud. Hilfskraft). – Patrik Pohl M. A. (wiss. Hilfskraft). –
Sofie-Lilly Prinada B. A. (stud. Hilfskraft, bis 31.08.2023) –
PD Dr. Vladimir Stolba (wiss. Mitarbeiter, 75 %). – Oksana
Tokmina B. A. (Drittmittel)
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im
Ehrenamt: Karsten Förtsch (seit Oktober 2023). – Renate Vogel M.
A. – Prof. Dr. Bernd Kluge. – Horst Kosanke
Hans Dietrich Schultz (Abb. 3),
von 1959 bis 1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der
Betreuung der antiken Münzen, ist am 20. März 2023 verstorben.
Erwerbungen (Abb. 4–10)
Insgesamt belief sich der
Sammlungszuwachs im Jahr 2023 auf 546 Objekte, darunter:
Münzen |
7 |
Münzfälschungen |
2 |
Prägestempel |
1 |
Medaillen, Modelle sowie
Marken und Zeichen |
536 |
Von den insgesamt 34
Erwerbungsvorgängen waren 18 Ankäufe, meist von zeitgenössischen
Kunstmedaillen (Abb. 7–10), und 16 Schenkungen. Für den
Bereich Antike gab es im Gebiet der modernen Fälschungen zwei
und für das Mittelalter eine Neuerwerbung. Neuzeitliche Münzen,
Medaillen, Prägestempel sowie Marken und Zeichen waren mit 543
Exemplaren vertreten. Hiervon entfallen 500 Medaillen auf die
Schenkung der Sammlung »Thomas Würtenberger – Ius in nummis«
durch Professor Dr. Thomas Würtenberger, Freiburg im Breisgau (Abb.
11).
Weitere Geschenke werden dem
Bundesfinanzministerium, Dr. Karsten Dahmen, Kathrin Fahron,
Karsten Förtsch, der Gesellschaft für Internationale
Geldgeschichte, Helga Haub, dem Münz- und Auktionshaus Höhn, dem
Kunstmuseum Moritzburg, der Numismatischen Gesellschaft zu
Berlin, Manfred Olding, Dominik Ortner, dem Nachlass Eckhard
Plümacher, Lars-Gunter Schier und Christian Stoess verdankt.
Seit einiger Zeit befasst sich das
Münzkabinett mit dem Thema »Fälschungen« (Abb. 12 und
unten Abb.
20) und bereitet für das Jahr 2024 eine Ausstellung dazu
vor. Die Fälschungen des Carl Wilhelm Becker (1772–1830) zum
Schaden der Sammler spielten insbesondere im 19. und frühen 20.
Jahrhundert eine große Rolle, gerade auch im Münzkabinett. Zu
diesem Thema gehören auch Archivalien, die eine bewegte
Geschichte hinter sich haben. Carl Wilhelm Becker hatte 1826
Margarethe Christina Sattler (1793–1867) geheiratet. Von ihr
ging der Nachlass Beckers an die Tochter Elise Becker
(1826–1912) über. Im Jahr 1911 übergab Elise Becker die
Prägewerkzeuge der Saalburg, von wo sie auf Anweisung des
Kaisers Wilhelm II. an das Münzkabinett der Königlichen Museen
zu Berlin überwiesen wurden. Die Tagebücher und weitere
Archivalien vererbte sie an ihren Stiefneffen Georg Lucas
(1865–1930), wodurch sie nach Berlin gelangten. Von Georg Lucas
erbte dessen Tochter Johanna Lucas (1895–1986), die ebenfalls in
Berlin lebte, die Tagebücher und weitere Schriften. Von ihr
könnte der Nachlass in den Besitz von Wolfgang Haney (1924–2017)
übergegangen sein, der in Westberlin 30 Jahre lang Vorsitzender
der Berliner Münzfreunde e. V. und als sammelnder Numismatiker
in der Stadt wohlbekannt war. Der Versuch, diesen Nachlass 1994
in der Auktion von Fritz Rudolf Künker zu veräußern,
blieb zunächst erfolglos, erweckte aber das Interesse von
Rainer Albert, dem damaligen Vorsitzenden der Numismatischen
Gesellschaft zu Speyer. Gemeinsam mit Wolfgang Haney und dem
Vorsitzenden der Kreis- und Stadtsparkasse Speyer, Herbert Hack,
fanden sie eine Möglichkeit, die Archivalien für die
Öffentlichkeit zu sichern. Im Jahr 1997 fand dann vom 21. April
bis 15. Mai in der Kreis- und Stadtsparkasse Speyer die
Ausstellung »Der Münzenfälscher Carl Wilhelm Becker« statt.
Anfang 2023 haben die Sparkasse Vorderpfalz und die
Numismatische Gesellschaft Speyer beschlossen, dass das
Münzkabinett Berlin der geeignete dauerhafte Aufbewahrungsort
für diese Archivalien ist. So kam es zur Schenkung an das
Münzkabinett.
Publikationen
J. Roch, Die
kaiserzeitliche Münzprägung Milets. Fallstudie zur Entwicklung
der Repräsentation, Perzeption und Integration der römischen
Autorität im kollektiven Selbstverständnis der Städte, Berliner
Numismatische Forschungen NF, Bd. 13, hrsg. von B. Weisser
(Regenstauf 2023)
Artikel (in Auswahl):
Karsten Dahmen
- Money and Legitimacy
after Alexander, Phoenix 76, 2022, 288–305
Johannes Eberhardt
- Antike Numismatik und
Wirtschaftsgeschichte, in: S. von Reden – K. Ruffing (Hrsg.),
Handbuch zur griechisch-römischen Wirtschaft (Berlin – Boston
2023) 89–117
- Recht auf beiden Seiten. Wie Münzen
und Medaillen die Geschichte der Rechtskultur in Westeuropa
überliefern, erzählt die SAMMLUNG IUS IN NUMMIS, Museumsjournal
3, 2023, 42–43 (zusammen mit B. Weisser)
- Marinedarstellung im Massenmedium.
Guineadukaten des Großen Kurfürsten und ihr Kontext, in: K.
Kleinert (Hrsg.), Vision Seemacht. Olfert de Vrijs Marinestück
für den Großen Kurfürsten: Restaurierung, Technik, Kontext
(Berlin 2023) 100–113
Christian Stoess
- Die Sammlung Ludwig Fikentscher im
Berliner Münzkabinett, in: A. Aspetsberger u. a. (Hrsg.), Swer
den Penning liep hȃt. Festschrift für Hubert Emmerig zum 65.
Geburtstag (Wien 2023) 493–510
- Medaillen und Brakteaten. Moehsen
als Sammler, in: U. Goldenbaum – H.–U. Lammel (Hrsg.), Der
Weltverbesserer Johann Carl Wilhelm Moehsen (1722–1795)
(Hannover 2023) 103–115
Bernhard Weisser
- Nekrolog Hans Dietrich Schultz, in:
Compte Rendu 69, 2022, 54–61.
Onlinefassung
(s. auch oben Abb. 3)
-
Briefe aus
Berlin, Numismatisch-museologische Betrachtungen, in:
MuenzenRevue 55, 2023: Briefe Nr. 60–70.
Onlinefassung
- Das Münzkabinett der Staatlichen
Museen zu Berlin (Preußischer Kulturbesitz) in den Jahren 2021
und 2022, Online Zeitschrift zur Antiken Numismatik (OZeAN) 5,
2023, 15–35. DOI:
10.17879/ozean-2023-5047
Die Zeitschrift »Geldgeschichtliche
Nachrichten« der Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte
wird von Christian Stoess herausgegeben.
Social Media
Bernhard Weisser, Johannes Eberhardt,
Karsten Dahmen und Julius Roch berichteten auf X (ehemals
Twitter) über die Arbeit im Münzkabinett. Karsten Dahmen
pflegt die
Nachrichtenseiten des IKMK und der
Numismatischen Gesellschaft zu Berlin,
Johannes Eberhardt die Webseite der
Deutschen
Gesellschaft für Medaillenkunst und Christian
Stoess die Webseite der
Numismatischen Kommission.
Sammlungen
Die Arbeiten an den Münzen aus
Mysien und der Troas dauern an. Fortgeführt wurden die Erfassung
der Kerndaten zu den vorkaiserzeitlichen Münzen Kleinasiens, der
sog. Kipper und Wipper sowie der Neuerwerbungen aus der Sammlung
»Ius in nummis« von Thomas Würtenberger. Weiterhin wurden
Datensätze zu den Münzen des spätantiken Fundes von Edfu
angelegt sowie Gold und Silber der Spätantike publiziert. Alle
Wissenschaftler dokumentierten Objekte im Interaktiven Katalog
des Münzkabinetts (IKMK). Die Provenienzforschung betraf
ungezählte Einzelrecherchen. Im Übrigen wird die Arbeit an der
Sammlung stark bestimmt durch Materialvorlagen im Studiensaal,
Anfragen, Leihersuchen und Fotowünsche, wobei jeweils parallel
die Eingabe dieser Objekte in den IKMK erfolgt.
Fotografie (Ch. Stoess, F. Vu)
Die Zahl der fotografierten Objekte
ist im Jahr 2022 von 120.660 auf 147.751 Stück gestiegen. Damit
wurden mehr als 27.000 Objekte (2022: 22.000 Objekte) neu mit
dem System »Quickpx« erfasst.
Sicherheitsfotografie (Stand 7. Dezember 2023):
|
Antike |
MA/NZ/Med. |
Fremdbestände/Gipse |
Objekte 2023 |
63.091 |
64.433 |
20.227 |
Laden 2023 |
1.177 |
1.163 |
- |
Unser Quickpx-System kam nicht nur in der eigenen
Sammlung zum Einsatz, sondern wurde auch in der
Fundmünzenkampagne von Assos (ca. 3.500 Objekte) verwendet.
Ergänzend wurden in einer Fotokampagne der Firma Lübke &
Wiedemann 1.500 Objekte (französische Medaillen), für die sich
das hauseigene Fotosystem Quickpx nicht eignet, aufgenommen.
Hinzu kommen die hochwertigen Aufnahmen von Franziska Vu (ca.
500). Somit sind insgesamt 29.000 Objekte in 2023 fotografisch
erfasst worden.
Bibliothek, Studiensaal und Archiv
(D. Schatz, J. Eberhardt, N. Osowski)
Der Bibliotheksbestand ist im Jahr
2023 um 197 Monographien und 94 Bände Periodika gewachsen, davon
kamen 154 als Tausch- und Belegexemplare oder als Schenkung in
das Münzkabinett. Die Anzahl recherchierbarer Bände im OPAC der
SMB-Bibliotheken umfasst nun 13.600 Titel. Die Bibliothekare der
Kunstbibliothek der Staatlichen Museen, Daniel Schatz und
Elisabeth Scheele, haben die Katalogisierung und Signierung der
Bestände fortgesetzt, die im Zuge dieser Arbeiten auch in neuer
Ordnung aufgestellt werden. Die Konversion des Hauptbestandes
konnte hierbei abgeschlossen werden. Die Signaturgruppen I bis
XIII sind nun lückenlos erschlossen, so dass die Literatur zu
allgemeiner Numismatik, Antike, Mittelalter, Neuzeit,
orientalischer Numismatik, Papiergeld, Medaillenkunst sowie
diversen Nebengebieten nunmehr benutzerfreundlich aufgestellt
ist.
Die Besucherzahlen im von Natalie
Osowski betreuten Studiensaal überstiegen 2023 mit 1.751
Personen sogar die Zahlen der Vor-Coronazeit von 2019 (1.272
Personen; 2022: 949 Personen). Im Archiv ist die
Einzelverzeichnung der Korrespondenz des Münzkabinetts von 1933
bis 1945 abgeschlossen. Es handelt sich um über 10.000 Dokumente
(N. Osowski).
Digitale Transformation
IKMK.NET
Das gemeinsame Portal
IKMK.NET
ist der sichtbarste Ausdruck des
institutionsübergreifenden Handelns im Münzkabinett. 2021
gestartet, kam am 20. Mai 2023 die Universität Trier als 33.
Partnerin mit ihren Beständen hinzu. Insgesamt sind derzeit 46
Sammlungen im IKMK.NET vertreten. Mit nunmehr 129.052 Objekten
(2022: 116.005) ist es weiterhin das umfangreichste
qualitätvolle numismatische Online-Portal im deutschsprachigen
Raum. Alle Informationen und ein Großteil der Bilder (u. a. vom
Münzkabinett Berlin) sind gemeinfrei gestellt. Teilgruppen
daraus werden in viele weitere, vorrangig internationale,
Themenportale übertragen. Die Universität Heidelberg steuerte
ein Graffiti-Portal als neues Feature bei (pecunia.zaw.uni-heidelberg.de/graffiti). Kleine
Verbesserungen im Layout betrafen sowohl das IKMK.NET als auch
die einzelnen IKMKs. Das IKMK.NET wird seit 2023 auf einem
externen Server gehostet. Dieser steht auch den einzelnen IKMKs
zur Verfügung, wenn sich das Hosting auf institutionseigenen
Servern als zu kompliziert erweist, darunter Bonn, Marburg und
Bochum.
NDP
Das Normdatenportal
NDP,
ein Dienst des Münzkabinetts für das IKMK.NET und KENOM, ist
weiter gewachsen: bei den Personendaten auf 14.374 Einträge
(2022: 13.417), den Geographica auf 3.947 (2022: 3.774) und den
Nominalen auf 2.530 (2022: 2.281). Insgesamt sind derzeit 21.264
Konzepte angelegt (2022: 20.103). NDP enthält verschiedene
Normdatenansetzungen, darunter seit 2023 5.838 wikidata
q-Entitäten und 2.178 Konzepte des British Museum. Es gelang in
Kooperation mit Heidelberg und Halle, die Ansetzungen für
Medailleure in KENOM anzupassen und damit die Voraussetzung zu
schaffen, dass die dortigen Bestände in das Portal
Medaillenkunst.de importiert werden konnten. Die Klärung von
Urheberrechten erweist sich weiterhin als zeitintensiv.
IKMK Berlin
Im Jahr 2023 waren im IKMK des
Münzkabinetts 56.316 Objekte online veröffentlicht. Es gab 6.367
Neueinträge (2022: 7.209), davon waren 4.482 Basiseinträge.
Viele der Neueinträge waren das Ergebnis von
Drittmittelprojekten, nach wie vor gibt es keinen museumseigenen
Etat für digitale Fachaufgaben.
Die Zusammenarbeit mit den
IKMK-Partnern, Weiterentwicklungen sowie die Endredaktion der
museumseigenen IKMK-Einträge, die Betreuung des Normdatenportals
und Mitarbeit bei NOMISMA bildeten auch 2023 Arbeitsschwerpunkte
von Karsten Dahmen.
Mitgliedschaften
Ergänzungen zum Jahresbericht 2021/22
(s.
dort): Im Dezember 2022 ist Christian
Stoess in den Wissenschaftlichen Beirat des Jahrbuchs für
Numismatik und Geldgeschichte berufen worden. Johannes Eberhardt
ist im Mai 2023 als Fachgebietsvertreter für die Deutsche
Gesellschaft für Medaillenkunst in die Numismatische Kommission
der Länder gewählt worden.
Forschungsprojekte
CHANGE. The development of the
monetary economy of ancient Anatolia, c. 630–30 BC, seit
09/2020 (kostenneutral verlängert bis 08/2025), EU-gefördert;
gemeinsam mit der University of Oxford und dem British Museum.
Im Jahr 2023 wurden die Fotoaufnahmen
zu den vorkaiserzeitlichen Münzen aller Regionen Kleinasiens
abgeschlossen. Es erfolgte zudem die Kerndatenerfassung für
Ionien, Karien, Lykaonien, Kilikien, Galatien und Kappadokien.
Des Weiteren sind die seleukidischen Prägungen Kleinasiens
fotografiert sowie deren Kerndaten angelegt worden.
Beteiligte: Bernhard Weisser,
Stefanie Baars, Jan Peuckert, Sofie-Lilly Prinada
Corpus Nummorum, Datenqualität für
Numismatik, basierend auf Natural Language Processing und
Neuronalen Netzen (D4N4), seit 07/2021,
DFG-gefördert; gemeinsam mit BBAW, Big Data Lab der Universität
Frankfurt
Beteiligte: Bernhard Weisser,
Angela Berthold (bis 30.9.2023), Vladimir Stolba (ab
1.10.2023), Andrea Gorys
NFDI4Objects.
Research Data Infrastructure for the Material Remains of Human
History, seit 03/2023, DFG-gefördert; gemeinsam u. a. mit
dem DAI und LEIZA
Beteiligte: Bernhard Weisser,
Stefanie Baars, Angela Berthold, Christoph Klose
NFDI4Objects (Abb. 13)
beteiligt sich am Aufbau einer nationalen
Forschungsdateninfrastruktur für die materiellen
Hinterlassenschaften der Menschheitsgeschichte aus einem
Zeitraum von mehr als 2,6 Millionen Jahren. Das Konsortium
umfasst, mit archäologischem Schwerpunkt, zahlreiche
Fachrichtungen aus den Geistes- und Naturwissenschaften. Ihm
gehören, neben dem Hauptantragssteller, dem Deutschen
Archäologischen Institut, Universitäten, Hochschulen,
außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Denkmalämter, Museen
und Verbände an. Innerhalb des Verbundes ist das Münzkabinett
für den Arbeitsbereich »Collecting« mitverantwortlich. Es fragt
aus der Nutzendenperspektive nach der Qualifizierung von Daten,
etwa durch Normdaten, Vokabulare und Zugänglichmachung.
NFDI4Objects ist der größte einrichtungsübergreifende Verbund
überhaupt, den es in der Archäologie bislang gegeben hat. Im
Kern geht es um die Frage, wie mit Forschungsdaten im digitalen
Zeitalter umgegangen wird. Wie sollen sie erhoben, wie weiter
qualifiziert, wie aufbewahrt und wie weiter genutzt werden? Da
wir in der Numismatik mit unserem IKMK.NET und anderen Produkten
im Vergleich zu anderen Objektgattungen schon weit
fortgeschritten sind, spielen wir in dem Verbund eine wichtige
Rolle. Die ersten Monate dienten dem Aufbau der konsortialen
Strukturen personeller und inhaltlicher Art.
Kipper- und Wipper,
seit 09/2020, gefördert durch den Förderkreis des
Münzkabinetts und dier Ronus-Foundation
Alle Kippermünzen der Stammsammlung
des Münzkabinetts sind digital fotografiert (ca. 5.000). 3.085
Münzen sind mit Datensätzen in mk-edit angelegt, davon sind
1.794 online publiziert (1.301 qualifizierte Einträge, 492
Basiseinträge).
Beteiligte: Christian Stoess, Paul
Scott Höffgen
Sammlung Thomas Würtenberger, »Ius
in nummis«, seit 2021, gefördert durch den Förderkreis des
Münzkabinetts und Familie Würtenberger
Die Förderung dient der Unterstützung
der Publikation der über 3.000 Medaillen umfassenden
Neuerwerbung im IKMK.
Beteiligte: Johannes Eberhardt, Marco
Krüger, Patrik Pohl, Oksana Tokmina, Renate Vogel
Fälschungen
Unterstützt wird die Veröffentlichung
der Beckerschen Stempel, die Erstellung einer Bibliografie zum
Thema Fälschungen sowie die Vorbereitung eines
Fälschungsportals.
Beteiligte: Bernhard Weisser,
Christian Stoess, Andrea Gorys, Kaja Guske, Max Resch
Lehre und Qualifizierung
SS 2023: Christian Stoess,
»Numismatik des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit.
Bestimmungsübungen«, Humboldt-Universität zu Berlin, Institut
für Geschichtswissenschaften
WS 2023/24: Bernhard Weisser –
Stefanie Baars, »Griechische Münzen«, Humboldt-Universität zu
Berlin, Institut für Archäologie
Johannes Eberhardt, Karsten Dahmen,
Christian Stoess und Bernhard Weisser veranstalteten Übungen und
Blockseminare zur Numismatik mit Studierenden der Universitäten
Berlin und Potsdam sowie mit Schülerinnen und Schülern des
Albert-Schweizer-Gymnasiums, Erfurt.
Forschungsstipendiat der SPK: Ehsan
Shavarebi (Wien)
Praktika (studienbegleitend):
Katharina Kürner (Betreuer Christian Stoess) sowie Konstantin
Schwenke, Sven Martzinek, Liam Schulz und Maxim Ianello
(Betreuer Karsten Dahmen).
Schülerpraktikum: Valeria Schubbert
(Betreuer Johannes Eberhardt)
Ausstellungen und Veranstaltungen
Eigene Sonderausstellungen
Hand Große Kunst. Aktuelle
Medaillenkunst in Deutschland, 28. Januar 2022 – Januar 2023
Kurator: Johannes Eberhardt
Ius in nummis. Die Sammlung Thomas Würtenberger,
26. Mai 2023 – 7. April 2024
Die bedeutende Neuerwerbung »Ius
in nummis. Die Sammlung Thomas Würtenberger«
bot Anlass und Inhalt der Sonderausstellung des Münzkabinetts im
Bode-Museum auf der Museumsinsel (Abb. 14).
»Ius
in nummis. Die Sammlung Thomas Würtenberger«
ist in ihrer Breite einzigartig. Sie wurde über den Zeitraum
eines halben Jahrhunderts zusammengetragen und umfasst mehr als
3.000 Objekte – vornehmlich Medaillen und einige Münzen – mit
dem Fokus auf die neuzeitliche Rechtsgeschichte Westeuropas in
zunehmend globaler Perspektive.
Video
Kurator: Johannes Eberhardt
Leihgaben für Sonderausstellungen
Es wurden für acht externe
Sonderausstellungen 19 Objekte und für vier Sonderausstellungen
der Staatlichen Museen zu Berlin 35 Objekte ausgeliehen.
Extern:
Maschinenraum der Götter,
Städtische Galerie Liebighaus, Frankfurt/M., 3 Objekte. –
Personaggi, Museum August Kestner, Hannover, 1 Objekt. –
The image of the Golden Age,
Wawel Krakau, 1 Objekt. – Phidias, Musei Capitolini,
Villa Caffarelli, Rom, 1 Objekt. – Inflation 1923. Krieg,
Geld, Trauma, Historisches Museum, Frankfurt/M., 5 Objekte.
– Welthandel. Geschichte, Gegenwart, Perspektiven, Museum
Industriekultur, Osnabrück, 5 Objekte. – Schlösser. Preußen.
Kolonial. Biografien und Sammlungen im Fokus, Stiftung
Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Schloss
Charlottenburg, Berlin, 1 Objekt. – Memory of
Antiquity and the Early Renaissance,
Königliches Schloss, Warschau, 2 Objekte.
Staatliche Museen zu Berlin:
Archäologische Schätze aus
Usbekistan. Von Alexander dem Großen zum Reich der Kuschan,
MVF, 17 Objekte. – Canops – Möbel von Welt für Karl III. von
Spanien (1759-1788), KGM, 14 Objekte. –
Elektrisierend! Galvanoplastische Nachbildungen von
Goldschmiedekunst, KGM, 3 Objekte. –
Dürer für Berlin. Eine Spurensuche im Kupferstichkabinett,
KK, 11 Objekte.
Veranstaltungen
in Höhepunkt des Jahres 2023 war für
das Münzkabinett die Ausrichtung der ersten Jahrestagung
(»Community Meeting«) des interdisziplinären Konsortiums
NFDI4Objects in der James Simon-Galerie auf der Berliner
Museumsinsel am 16. und 17. November 2023 (Abb. 15–17).
Das Münzkabinett betreute im Februar einen eigenen Stand auf der
World Money Fair in Berlin. Bernhard Weisser und Christian
Stoess führten am 3./4. Mai als Vorstandsmitglieder die
Jahrestagung der Numismatischen Kommission der Länder in
Eltville durch, an die sich am 5. Mai ein Kolloquium zu
Falschgeld und Münzfälschungen anschloss. An dem Corpus
Nummorum-Workshop »Datenqualität für die Numismatik basierend
auf natürlicher Sprachverarbeitung und neuronalen Netzen – D4N4«
im Rahmen des gemeinsamen DFG-Projektes in der BBAW nahmen
Angela Berthold, Andrea Gorys, Vladimir Stolba und Bernhard
Weisser mit Vorträgen teil. Im Bode-Museum wurde dann am 30.
November die dritte Dressel-Vorlesung von Peter Franz Mittag
(Köln) zu den Medaillonen der Severerzeit gehalten. Schließlich
fand am 1. Dezember ebenfalls an der BBAW das Meeting des
Ancient Coins Counterfeits Scientific Network statt.
Christian Stoess veranstaltete am 4. Juni die Jahresversammlung
der Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte in Frankfurt,
an der auch Bernhard Weisser teilnahm. An der Jahrestagung der
Deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst in Suhl vom 27.–29.
Oktober nahmen Johannes Eberhardt (in Vorstandsfunktion) und
Bernhard Weisser teil. Am
»10th Joint Meeting
of ECFN and Nomisma.org & the 2nd Bulgarian Numismatic Readings«
in Sofia vom 19.–23. Juni 2023 nahmen Angela
Berthold, Karsten Dahmen, Andrea Gorys, Vladimir Stolba und
Bernhard Weisser mit Vorträgen teil. Am 17. Tag der Antiken
Numismatik in Münster waren Stefanie Baars, Karsten Dahmen und
Max Resch dabei, letzter mit Vortrag. Johannes Eberhardt
absolvierte den ersten von zwei Forschungsaufenthalten als E
S G Robinson Charitable Trust Fellow auf Einladung von Tom
Hockenhull, Keeper of Coins and Medals im British Museum.
Darüber hinaus hielten weitere
Vorträge u. a. Johannes Eberhardt in Dresden, Berlin und Suhl,
Karsten Dahmen in Berlin, New York (online) und Winterthur,
Christian Stoess in Dresden, Bernhard Weisser in Berlin,
Frankfurt, Magdeburg, Suhl, Winterthur und Würzburg. Im
Münzkabinett fanden die Veranstaltungen der Numismatischen
Gesellschaft zu Berlin sowie ihrer Arbeitskreise (Freundeskreis
Antike Münzen, Berliner Medailleurkreis) statt. Die in der
Coronazeit geschaffene digitale Vortragsreihe »Numismatik
vernetzt« wurde weiter fortgesetzt.
Verschiedene Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter des Münzkabinetts füllten im Jahr 2023 das
sammlungsübergreifende neue Vermittlungsformat des
»10-Minutes-Talk« als regelmäßiges, direktes Gesprächsforum
zwischen Kuratoren und Museumsbesuchern in den
Ausstellungsräumen des Bode-Museums mit Leben.
Restaurierung (J. Dornheim)
Schwerpunkte im Bereich
Konservierung/Restaurierung/Kunsttechnologie waren, neben der
präventiven Konservierung, die konservatorische und
restauratorische Betreuung des Sammlungsbestandes. In diesem
Rahmen wurden im Jahr 2023 586 Objekte auf ihren Zustand hin
überprüft. Daraus leiteten sich an 324 Objekten (2022: 372)
restauratorisch-konservatorische Maßnahmen ab. Dies betraf
insbesondere die Objekte zu Ausstellungen sowie die Prägestempel
des Hofrates Carl Wilhelm Becker (1772–1830). Viel Zeit nahm die
Betreuung von Ausstellungen in Anspruch. Einen weiteren
Schwerpunkt bildete die Abformung für und die Herstellung von
Galvanos in verschiedenen Ausführungsstufen, womit sich das
Münzkabinett an der Ausstellung »Elektrisierend!
Galvanoplastische Nachbildungen von Goldschmiedekunst« des
Kunstgewerbemuseums beteiligte (Abb. 18–19).
Förderverein, die Erivan und Helga
Haub-Stiftung und die Ronus Foundation
Der Förderkreis des Münzkabinetts in
der Numismatischen Gesellschaft zu Berlin (Sprecher Carl-Ludwig
Thiele), die Erivan und Helga Haub-Stiftung sowie die Ronus
Foundation trugen durch ihre Förderungen erheblich zum Gelingen
von oben genannten Projekten und Vorhaben bei. Dazu gehören vor
allem das Kipper- und Wipperprojekt sowie die Erfassung und
Veröffentlichung der Sammlungserwerbung »Ius in nummis«.
Weiterhin unterstützt wurden – im Sinne von
Anschubfinanzierungen – die Bearbeitung des Nachlasses von Carl
Wilhelm Becker, die Bibliografie zu Fälschungen und die
Fundmünzenkampagne in Assos. Weitere Unterstützungen galten den
Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen.