Zur Porträtgestaltung der Kaiser Balbinus und Pupienus auf Münzen

von Maya Lerner

Zusammenfassung: Der Artikel möchte ein Schlaglicht auf die Repräsentationsakzentuierung der römischen Kaiser Balbinus und Pupienus werfen. Dafür werden schwerpunktmäßig die von beiden Kaisern ausgeprägten Antoniniane mit dem dextrarum iunctio-Motiv sowie die Porträtbüsten beider Herrscher herangezogen. Vor allem steht innerhalb des Artikels die Frage im Raum, inwiefern sich republikanische Elemente innerhalb der Münzprägung, aber vor allem in der Porträtgestaltung beider Herrscher ausmachen lassen.

Schlagwörter: Balbinus (wikidata.org/wiki/Q1805), Pupienus (wikidata.org/wiki/Q1797), Römisches Reich (d-nb.info/gnd/4076778-4), Repräsentation (d-nb.info/gnd/4137492-7), Antoninian (nomisma.org/id/antoninianus), Skulptur (d-nb.info/gnd/4046277-8), Ikonographie (d-nb.info/gnd/4026535-3)

Abstract: This article aims to shed light on the representational accentuation of the Roman emperors Balbinus and Pupienus. For this purpose, the focus is on the antoniniani with the dextrarum iunctio motif minted by both emperors as well as on the portrait busts of both rulers. Foremost in the article is the question of the extent to which Roman republican elements can be identified in the coinage, but above all in the portrait design of both rulers.

Keywords: Balbinus, Pupienus, Roman Empire, Representation, Antoninian, Sculpture, Iconography

 

1. Einleitung[1]

Die Zeit der sogenannten Soldatenkaiser[2] hat in den letzten zwei Jahrzehnten verstärkt ihren Weg in den wissenschaftlichen Diskurs gefunden, wobei auch die materiellen Hinterlassenschaften und vor allem die repräsentative ›Staatskunst‹ insbesondere auf Münzbildern oder -prägungen vielfach berücksichtigt werden[3]. So gibt es einige Ansätze und Publikationen, die auch dezidiert die Münzprägungen einzelner Herrscher fokussieren. Die Münzprägung der Kaiser Balbinus und Pupienus wurde neben anderen jedoch bisher noch nicht umfassend kontextualisiert. Eine Fokussierung auf die Münzprägung unternehmen Karl Pink, Karen Haegemans und Robert Carson, die jedoch stärker die Münzen des Jahres 238 n. Chr. in den Blick nehmen und sich neben Balbinus und Pupienus auch mit Gordian I., II. und III. sowie Maximinus Thrax beschäftigen[4].

Es handelt sich bei den beiden Thronkandidaten um zwei Kaiser in der römischen Geschichte, die ohne dynastische Legitimation, ohne verwandtschaftliche Beziehung untereinander und ohne starken Rückhalt im Heer gegen den militärisch versierten Kaiser Maximinus Thrax zu einer gleichberechtigten gemeinsamen Herrschaft allein durch den Senat bestimmt worden sind[5]. So zeichnen beispielsweise die literarischen Quellen das Bild einer harmonischen, einträchtigen und durch gegenseitigen Respekt gekennzeichneten Doppelherrschaft, die effektiv die Belange der römischen Politik zu verwirklichen wusste[6]. Herodian bilanziert an einer entsprechenden Stelle, dass »sie die Regierung in der Stadt mit schönster Eintracht und Ordnung [führten]«[7]. Gerade aufgrund dieser zweigeteilten Herrschaft und aufgrund der Tatsache, dass die Schilderungen der literarischen Quellen eine Effektivität im Sinne einer Aufgabenteilung suggerieren, wurde auch die ikonographisch unterschiedliche Porträt- und Münzgestaltung vielfach als Anhaltspunkt genommen, dass beide Kaiser hier einem »republikanischen Modell«[8] folgen und damit Aspekte der Aufgabenteilung signalisiert bzw. visuell untermauert werden. Im Bereich der Numismatik wurden zur Untermauerung dieser These vor allem die von Balbinus und Pupienus wiederausgeprägten Antoniniane herangezogen[9], da diese eine aufeinander bezugnehmende wechselseitige Reversgestaltung demonstrieren.

 

2. Fragestellung und Methode

Dieser Artikel möchte anhand einiger Schlaglichter sowohl auf die Münz-[10] als auch auf die Porträtgestaltung von Balbinus und Pupienus untersuchen, inwiefern sich die Konzeption der »schönste[n] Eintracht und Ordnung«[11] abzeichnet und ob sich die Idee eines in der plastischen und numismatischen Porträt- bzw. Münzgestaltung erkennbaren Rückgriffs auf die römische Republik nachweisen lässt.

Hierfür wird die These vertreten, dass es im 3. Jahrhundert einen Bestand an zur Verfügung stehenden Gestaltungsmitteln bzw. -möglichkeiten gab und dass sich diesem Pool sowohl in der Münz- als auch der Porträtgestaltung bedient werden konnte und wurde. Dabei konnte es zu Rückgriffen bzw. treffender als Stilisierungen zu bezeichnen kommen, die gleichermaßen bewusst oder unbewusst geschahen. Diese Stilisierungen lassen sich in heutigen wissenschaftlichen Auseinandersetzungen anhand der Ikonographie greifen (s. u.). Ein formaler Klassizismus, wie ihn Martin Kovacs versteht[12], ist hierbei evident. Denn mit einem formalen Klassizismus wird das Vorhandensein wiederaufkommender Stilmittel während der gesamten Zeit des Römischen Reiches gemeint, welcher jedoch von einem inhaltlichen Klassizismus zu trennen ist, und es gilt im Einzelfall bzw. je nach Kontext zu untersuchen, ob und wenn ja, welche Intentionen einem bewussten Rückgriff zu Grunde liegen könnten[13].

Im Hinblick auf Balbinus und Pupienus ist also – wie oben bereits angeklungen – die Frage zu stellen, ob den Kaisern eine Intention bei der Wahl ihrer Bilder unterstellt werden kann (und hierin ein Rückgriff auf die Republik verstanden werden kann), oder ob lediglich eine Stilisierung im Sinne der im frühen 3. Jahrhundert vorherrschenden Gestaltungsweise, die keinen bewussten inhaltlichen Rückgriff darstellt, festzustellen ist.

 

In Bezug auf die Münzen stehen die Münzbilder im Fokus. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der bereits angesprochenen Antoninian-Reihe (bzw. die zweite Prägegruppe) und die erste Prägegruppe[14] des Herrscherkollegs wird nur überblickshaft betrachtet werden. Der Artikel versteht sich demnach als konzentrierter Beitrag zu einer ikonographischen Analyse[15], welche an dieser Stelle nicht in voller Breite untersucht werden kann. So sollen lediglich Schlaglichter auf wesentliche Elemente des ikonographischen Erzählmusters der beiden Kaiser geworfen und somit nur eine Nuance akzentuiert werden. Dabei wird in diesem Artikel lediglich ein Augenmerk auf die im RIC gelisteten Münztypen gelegt und die tatsächliche Fundevidenz von Münzen von Balbinus und Pupienus wird nicht berücksichtigt[16].

 

Aus der Analyse der bildlichen Narrative lässt sich ein Verständnis für die Repräsentationsformen von Balbinus und Pupienus entwickeln, welche die visuellen Kommunikationsbeiträge beider Herrscher in den Blick nimmt. Die Münzen können somit als im gesellschaftlichen Diskurs entstandene Zeichen verstanden werden[17]. Innerhalb dieser Diskurse spielte auch der Aushandlungsprozess kaiserlicher Macht eine Rolle[18], denn diese hing im Wesentlichen von der Akzeptanz verschiedener sozialer Gruppen ab[19]. Dieser semiotische Ansatz hat somit immer auch das Akzeptanzsystem, von dem die kaiserliche Macht abhing, im Blick und fragt nach Zeichen, »die auf Akzeptanz hinwirken oder diese beeinträchtigen und untergraben«[20].

 

3. Die erste Prägegruppe

1B

IMP C D CAEL BALBINVS AVG

Av, D

2B

IMP CAES D CAEL BALBINVS AVG

Ant, S, Dp, As

Tab. 1: Die Averslegenden von Balbinus mit Nominalverteilung

 

1P

IMP C M CLOD PVPIENVS AVG

Av, D

2P

IMP CAES M CLOD PVPIENVS AVG

Ant, S, Dp, As

3P

IMP CAES PVPIEN MAXIMVS AVG

Ant, S, As

Tab. 2: Die Averslegenden von Pupienus mit Nominalverteilung

 

 

Aureus[21]

Quinar

Denar

Sesterz

Dupondius

As

LIBERALITAS AVGVSTORVM

 

 

1B, 1P

2B, 2P

 

 

LIBERALITAS AVGVSTORVM (mit Gordian III.)

 

 

 

2B, 2P

 

 

VOTA DECENNALIBVS

 

 

1B, 1P

2B, 2P

2B, 2P

 

P M TR P COS II P P (genius)

 

 

1B, 1P

2B, 2P

2B

 

P M TR P COS II P P (felicitas)

 

 

1B, 1P

2B, 2P

 

 

CONCORDIA AVGG

 

 

1B, 1P

2B, 2P

 

2B, 3P

IOVI CONSERVATORI

 

 

1B, 1P

 

2B, 2P

 

PROVIDENTIA DEORVM

 

 

1B, 1P

2B, 2P

 

 

VICTORIA AVGG

1B, 2B, 2P

1B

1B, 1P

2B, 2P, 3P

2P

2P

PAX PVBLICA

 

 

1B, 1P

2B, 2P, 3P

 

 

Tab. 3: Übersicht zu den von Balbinus und Pupienus ausgeprägten Typen der ersten Prägegruppe nach Legenden unterteilt

 

Balbinus und Pupienus stehen mit der ersten Prägegruppe ganz in severischer Tradition, da sich das Herrscherkollegium nicht wesentlich von seinen Amtsvorgängern absetzte[22]. Die beiden Senatskaiser bewegten sich mit ihren Münzen innerhalb des etablierten imperialen Ideenkonzepts bzw. der tradierten Vorstellungen von kaiserlicher Macht. Denn durch die verknüpften Thematiken von kaiserlicher virtus, Personifikationen des saeculum aureum und der göttlichen Vorstellungswelt deckten sie mit einem überschaubaren Münzprogramm einen wesentlichen Themenbereich politischer Leitideen ab[23]. Das zeigen beispielsweise die PROVIDENTIA DEORVM-, die VICTORIA AVGG- oder die LIBERALITAS AVGVSTORVM-Reverstypen. Mit diesen vollzogen sie im Wesentlichen eine zeichentheoretische Adaption der bereits bekannten Traditionslinien[24]. Allerdings lässt sich eine stellenweise abweichende Lesart zu den zeitgenössischen Kaisern erkennen, was sich exemplarisch anhand der concordia-Reverstypen der ersten Prägegruppe verdeutlichen lässt.

Die Darstellung der sitzenden Concordia weist zwar mit Blick auf die Vorgänger eine erhebliche Übereinstimmung auf, sodass sogar in den meisten Fällen nicht nur die bildliche Wiedergabe, sondern auch die Reverslegende übereinstimmen. Jedoch müssen die Interpretationsebenen differenziert werden. Während es den Vorgängern der beiden Senatskaiser darum ging, die Eintracht des durch die Ehe verbundenen Kaiserpaares zu vermitteln, möchten Balbinus und Pupienus vielmehr eine gemeinsame Herrschaft auf Augenhöhe zum Ausdruck bringen[25]. Gerade wegen der ostentativen Bewerbung einer einträchtigen Herrschaft lässt sich der retrospektive Blick noch etwas weiter zu dem beliebten Vergleichsbeispiel der gemeinsamen Herrschaft von Marc Aurel und Lucius Verus führen. Auch ihre in Parallelität gehaltene Prägegruppe, die sowohl das Motiv der dextrarum iunctio als auch die Personifikation der Concordia beinhaltet, soll die Macht auf gleicher Ebene ausdrücken. Doch die unterschiedlichen Kaisertitulaturen von Marc Aurel und Lucius Verus suggerieren nicht in demselben Maße das Bild eines einträchtigen Herrscherpaares, wie das bei Balbinus und Pupienus der Fall ist[26]. Diese weisen die exakt selbe Titulatur auf, was am deutlichsten durch das Führen des pontifex maximus-Titels beider Kaiser gezeigt wird[27].

Es zeigt sich bereits anhand der ersten Prägegruppe bzw. der Antrittsprägung eine visuelle Tendenz der concordia-Idee, da innerhalb des aufeinander bezogenen semantischen Systems der Rückbezug zur propagierten mutualen Eintracht stets gegeben ist. Dies zeigt sich an dieser Stelle anhand nur kurz herausgegriffener Beispiele; so verweist das Reversmotiv mit Victoria im Falle von Pupienus und Balbinus wohl kaum auf einen bereits errungenen Sieg. Im Vergleich zu ihrem Vorgänger Maximinus Thrax zeigt sich z. B. diese differenzierte Lesart. Während dieser neben der Demonstration seiner errungenen Siege auf Münzen auch allgemein stärker militärisch konnotierte Aussagen bespielt[28], verweist victoria bei Balbinus und Pupienus vielmehr auf die allgemeine Sieghaftigkeit der Kaiser, die neben dem regierungsbestimmenden wechselseitigen Konsens, betont werden sollte[29].

Weitere Beispiele sind die Typen mit dem Genius Senatus und der Liberalitas. Erstere demonstrieren die Nähe beider Kaiser zum Senat, die senatorische Laufbahn beider Kaiser, aber vor allem verdeutlichen sie die Legitimation durch eine regierungsbestimmende Gruppe – den Senat. Die Darstellung des Senats findet sich derweil lediglich bei den direkten Vorgängern Gordian I. und II., welche ebenfalls nach dem Aufstand in Africa Proconsularis vom Senat als legitime Herrscher bestätigt worden waren[30]. Durch die Darstellung der Liberalitas innerhalb der Verteilungsszene mit Gordian III. auf dem Podest wird indirekt die dynastische Qualifikation des Kaiserpaares zu deren Herrschaftslegitimation genutzt[31]. Diese Prägungen sind als Kommunikationsbeitrag für die Bewerbung der Akzeptanz durch die plebs urbana zu verstehen und sie demonstrieren gleichzeitig auch eine herrschaftsindividuelle Lesart. Gerade die oftmals mangelnde dynastische Legitimation einiger Kaiserkandidaten des 3. Jahrhunderts n. Chr., die in einer Rückprojektion der Verhältnisse dieses Jahrhunderts heute ersichtlich ist, ist eins der Merkmale, die laut Ben N. Berressem auch maßgebend Druck auf jene Protagonisten übte[32]. Vor diesem Hintergrund erscheint das Ausprägen der Liberalitas mit Verteilungsszene durch Balbinus und Pupienus geradezu symptomatisch, weil dieser Typ Teil einer klassischen Antrittsprägung war. Gleichzeitig ist auch für diese Typen wie auch die Typen mit dem Genius Senatus ein Rückbezug zur Concordia-Idee im Sinne der dynastischen Eintracht möglich.

Im Hinblick auf die historischen Ereignisse seit Beginn der Regierung von Maximinus Thrax weist das Typenprogramm der ersten Prägegruppe von Pupienus und Balbinus zwar eine typologisch vielfältige und nuancierte Lesart auf, doch es zeichnet sich keine Innovation neuer Bilder bzw. Typen ab. Auch lässt sich anhand der ersten Prägegruppe keinerlei republikanische Reminiszenz erkennen; nur die auffällige Parallelität, also dass alle Reverstypen für beide Kaiser ausgeprägt wurden, könnte – jedoch ohne fundierte Anhaltspunkte – als republikanischer Dualismus verstanden werden.

 

4. Die Antoninian-Reihe bzw. die zweite Prägegruppe

Die bereits angesprochene Tendenz zur concordia-Idee innerhalb der ersten Prägegruppe wird visuell besonders anhand der Antoninian-Reihe der zweiten Prägegruppe demonstriert. Für die in der Antoninian-Reihe präsentierten Reverstypen gibt es keine direkten Vorbilder, da vor allem die Legenden FIDES MVTVA AVGVSTORVM (Abb. 2), PIETAS MVTVA AVGVSTORVM (Abb. 3), CARITAS MVTVA AVGVSTORVM (Abb. 5) und AMOR MVTVVS AVGVSTORVM (Abb. 4) erstmalig (und ausschließlich) durch Pupienus und Balbinus Verwendung erfahren[33]. Indirekte retrospektive Bezüge lassen sich jedoch vor allem für das dextrarum iunctio-Motiv, die Legenden CONCORDIA AVGG (Abb. 1) und PATRES SENATVS (Abb. 6) sowie in abgewandelter Form auch für den fides-Typ ausmachen[34]. Auch das Nominal des Doppeldenars (Antoninian) erfährt mit Balbinus und Pupienus eine Neuauflage[35].

Abb. 1: KHM Wien, Inv. RÖ 17299; AR; 3,67 g; 23 mm = RIC IV (Balbinus) Nr. 10  
Abb. 2: KHM Wien, Inv. 17301; AR; 3,72 g; 22 mm = RIC IV (Balbinus) Nr. 11  
Abb. 3: Antoninian des Balbinus; Münzkabinett, KHM, Inv. RÖ 17304; AR; 4,13 g; 24 mm = RIC IV (Balbinus) Nr. 12  
Abb. 1–3: Antoniniane des Balbinus mit Hinweis auf concordia, fides und pietas

Es handelt sich bei der Reihe um sechs verschiedene Reverstypen, die beide Kaiser miteinander ausprägten, d.h. dass auf Balbinus drei[36] und auf Pupienus drei[37] Reverstypen fallen. Auch hier ist die proportionale Abstimmung wie bei den Typen der ersten Prägegruppe zu sehen. Mit der Darstellung der dextrarum iunctio auf dem Revers zeigen alle Münztypen das gleiche Bildmotiv, sodass hier von einer in sich geschlossenen Reihe gesprochen werden kann[38], wenn auch die Legenden pro Reverstyp wechseln.

 

Typ

Legendenvariante

CONCORDIA AVGG

2B

FIDES MVTVA AVGG

2B

PIETAS MVTVA AVGG

2B

AMOR MVTVVS AVGG

2P, 3P

CARITAS MVTVA AVGG

2P, 3P

PATRES SENATVS

2P, 3P

Tab. 4: Reverstypen der Antoninan-Reihe nach Herrscher und Legende gelistet

 

So werden von Balbinus und Pupienus anhand ihrer Reverslegenden folgende Aussagen getroffen:

-        CONCORDIA AVGG – [Die] Eintracht der Kaiser

-        FIDES MVTVA AVGG – [Die] gegenseitige Treue der Kaiser

-        PIETAS MVTVA AVGG – [Das] gegenseitige Pflichtbewusstsein der Kaiser

-        CARITAS MVTVA AVGG – [Die] gegenseitige Wertschätzung der Kaiser

-        AMOR MVTVVS AVGG – [Die] gegenseitige Liebe der Kaiser

-        PATRES SENATVS – [Die] Väter des Senats

 

Abb. 4: KU Eichstätt, Lehrstuhl für Alte Geschichte, Inv. 117; AR; 4,75 g; 22 mm = RIC IV (Pupienus) Nr. 9b  
Abb. 5: Philipps-Universität Marburg, Archäologisches Seminar, Inv. MR276; AR; 4,85 g; 24 mm = RIC IV (Pupienus) Nr. 10b  
Abb. 6: Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Historisches Seminar / Alte Geschichte, Inv. 635; AR; 3,62 g; 24 mm = RIC IV (Pupienus) Nr. 11a  
Abb. 4–6: Antoniniane des Pupienus mit Hinweis auf amor, caritas und patres senatus

Ohne hier auf die individuellen Begriffsgenesen bzw. -bedeutungen einzugehen, lässt sich die Neuartigkeit der Reverskonzeption nicht verkennen – am deutlichsten bringen dies wohl die amor mutuus-Typen zum Ausdruck, da Amor zu keiner Zeit vor Balbinus und Pupienus und auch nie wieder danach Platzierung auf kaiserzeitlich reichsrömischen Münzen fand[39].

Neben der Neuartigkeit der Reverse kristallisiert sich außerdem noch heraus, dass der gesamten Reihe mit dem Handschlag-Motiv concordia als ideelle Konzeption zugrunde liegt. Denn nach antikem römischem Verständnis galt die rechte Hand als ein Faktor der Zustimmung, der mit dem Handschlag durch zwei rechte Hände eine Erweiterung in einer Art verbindlichem Bündnischarakter und der wohlwollenden gegenseitigen Zustimmung fand. So berichtet u. a. Vergil, dass es sich ziemte mit dem Handschlag der Rechten ein Bündnis einzugehen[40]. Die dextrarum iunctio wird daher standardmäßig mit concordia assoziiert und ist bereits ein aus der Republik bekanntes Darstellungsmotiv, das auch in der Kaiserzeit Anwendung auf Münzen fand[41]. Die bildliche Wiedergabe der concordia innerhalb der Αntoninian-Reihe erfährt hierbei durch den »›handgreiflichen‹ Charakter«[42] der dextrarum iunctio-Darstellung eine Abstraktion, da concordia innerhalb der Reihe nicht als personifizierte Eintracht in Erscheinung tritt und somit viel stärker der ideelle Charakter des concordia-Konzepts zur tragenden Aussage wird[43]. Durch den ersten Typ des Balbinus mit der Reverslegende CONCORDIA AVGG (Abb. 1) wird diese gedankliche Konzeption von concordia auch erläuternd genannt. Sie vermittelt hier neben der ikonographischen Darstellung des Handschlags auch die Eintracht der Herrschaft und symbolisiert somit den Garant für Sicherheit, Frieden und Stabilität[44].

Dringt man nun tiefer in die Bedeutungsebene des römischen Verständnisses der concordia ein, zeigt sich, dass concordia auf einer Metabene eng verwandt – sowohl in bildlicher Wiedergabe wie gedanklicher Vorstellung – mit fides, pietas, providentia, felicitas und pax ist. Concordia ist somit Teil eines Ideenkomplexes, der besonders für das römische Herrschaftsverständnis von tragender Bedeutung ist[45]. Dieser überlagernde Ideenkomplex wird bereits durch die Münzlegenden der Antoniniane des Balbinus gezeigt; so tragen die beiden anderen Antoninian-Typen des Kaisers die Legende FIDES MVTVA AVGG und PIETAS MVTVA AVGG[46]. Fides ist das Zeichen des guten Willens und der Loyalität, die aufgrund ihrer Lesart enge Verknüpfung mit der Vorstellungswelt der concordia und der amicitia erhält[47]. Das Motiv der dextrarum iunctio versinnbildlicht somit einmal die Nähe zur abstrahierten concordia-Idee und weiter, in Kombination mit der FIDES MVTVA AVGG-Legende, die Zustimmung zu einer gemeinsamen Herrschaft, basierend auf einem durch fides vorausgesetzten Treue- bzw. Vertrauensverhältnisses[48]. Auch pietas ist mit ihren programmatischen Aussagen Teil des Ideenkomplexes rund um concordia, da erst mit der Pflichterfüllung der Kaiser eine Eintracht und somit die Stabilität des Reiches gewährleistet werden kann[49].

 

Die von Pupienus ausgeprägten Münzen reihen sich mit ihren Legenden in das bereits gebotene Bild ein bzw. erweitern durch die fünf anderen Legenden der Doppeldenare das Ideenkonzept der concordia um weitere Aspekte, wie eben jene der fides, pietas, caritas und amor. Der patres senatus-Typ stellt eine Besonderheit da, auf die weiter unten Bezug genommen werden soll.

Caritas und amor erscheinen auf den ersten Blick fast schon redundant, doch sollte hier, obwohl beide eine gegenseitige Hochschätzung betonen, eine differenzierte Lesart an den Tag gelegt werden. Die Kombination von caritas und mutua ist bereits aus literarischen Quellen bekannt, wobei caritas auch mit dem beiordnenden Adjektiv concors verwendet wird und hiermit die Verbindung zum Ideenkomplex der concordia geöffnet werden kann[50]. Mit den caritas-Reverstypen, die also medial sowohl mit der dextrarum iunctio als auch durch Hinzunahme der caritas- und mutua-Nennung in der Legende die ›mutuelle‹ Hochschätzung vermitteln, aus der eine Form der Liebe zueinander hervorgeht, kommt in einem zweiten Schritt auch der vereinigende Charakter der concordia zum Tragen[51].

Diese Hochachtung und die aus ihr fußende Liebe wird mit der Legende AMOR MVTVVS AVGG (Abb. 4) noch verstärkt. Der Begriff amor ist ein Synonym zu caritas, wobei in der Regel mit amor mehr die leidenschaftliche Liebe als die Liebe aus Achtung (caritas) ausgedrückt wird[52]. Zugleich kann amor auch das Wohlwollen zwischen politischen Akteuren ausdrücken, was in vorliegendem Beispiel vordergründig zu sein scheint[53]. Durch die Proklamation der Legende amor mutuus augustorum heben die beiden Kaiser die allgemeine Aussage der kollegialen Herrschaft auf eine neue bzw. höhere Aussageebene. Denn mit caritas erfährt der Ideenkomplex der concordia bereits Erweiterung, indem die gegenseitige Wertschätzung der in Eintracht verhandelten Herrschaft betont wird, und amor weist auf die Notwendigkeit, die kollegiale Herrschaft mit Nachdruck zu demonstrieren.

Mit patres senatus wird das Ideenspektrum der concordia um den Aussagefaktor Senat erweitert. Münzen, die sich auf den römischen Senat beziehen bzw. diesen, sei es durch eine erläuternde Legende oder z.B. die Figur des Genius Senatus thematisieren, sind in der römischen Kaiserzeit relativ selten, und meist war es ein Anliegen der ausgebenden Instanz, die Eintracht zwischen dem Herrscher und dem Senat zu demonstrieren. Im Falle von Balbinus und Pupienus ging es also um die Verbildlichung der kollegialen Herrschaft unter Berücksichtigung und vor allem unter Begünstigung des Senats bzw. der senatorischen Herkunft beider Herrscher[54]. Gerade aufgrund des deutlichen Ausdrucks von concordia innerhalb der Antoninian-Reihe, in Ergänzung des Senats durch die Legende PATRES SENATVS, wird dem Kaiserkollegium oftmals ein von republikanischen Werten gefärbtes Regierungsprogramm nachgesagt[55].

 

Mit der Wiederauflage des Antoninians als Nominal verändern Balbinus und Pupienus bereits die münzwirtschaftliche Situation des römischen Reiches, doch zeigt sich auch in Bezug auf das deutlich dominierende Narrativ der concordia, dass beide Kaiser diese weitaus deutlicher als ihre unmittelbaren Vorgänger Maxmininus Thrax und Gordian I. und II. bewerben. So gilt Maximinus Thrax als der erste ›Soldatenkaiser‹ und innerhalb seiner Münzprägung lässt sich eine deutliche Schwerpunktsetzung der Bildsprache in den militärischen Kontext nachvollziehen[56], welche bei Balbinus und Pupienus weitestgehend fehlt bzw. nicht mit vergleichbarer Deutlichkeit zu sehen ist. Die fehlende Betonung zeigt sich auch anhand der Münzbildern der direkten Vorgänger Gordian I. und II. Diese scheinen eher an die Sicherheit (securitas) und soldatische Tapferkeit (virtus) zu appellieren. Und auch ein nur kurzer sowie oberflächiger Blick in die Zeit nach 238 n. Chr. zeigt, dass das Thema concordia nicht verschwindet, aber die Lesart tendenziell militärischer Natur ist. Das bei Balbinus und Pupienus dominierende Repräsentationsnarrativ der Eintracht findet somit bei anderen Kaisern des 3. Jahrhunderts keine gleiche Schwerpunktsetzung.

 

5. Die Aversbüsten und die Porträtplastik

Die These des republikanischen Rückbezugs wird sowohl in Bezug auf die Reversgestaltung der Antoniniane als auch auf die Porträtgestaltung der beiden Kaiserkandidaten gerne getroffen. So schreibt beispielsweise Hartwin Brandt in seiner 2021 erschienenen Monographie zur römischen Kaiserzeit in Bezug auf die Bildnisse von Balbinus und Pupienus, dass sich darin »die Idee [widerspiegelt], dass beide Kaiser nach republikanischem Modell ›domi militiaeque‹ tätig sein sollten: der eine (Pupienus) eher auf militärischem, der andere (Balbinus) eher auf zivilem Gebiet«[57].

 

Als Büstentypen sind für beide Herrscher zwei belegt (Abb. 7 und 8), welche die nachfolgende Tabelle erläutert.

A1

Büste mit Lorbeerkranz nach r., trägt Paludament und Brustpanzer.

Av, D, S, As

B1

Büste mit Strahlenkrone nach r., trägt Paludament und Brustpanzer.

Ant, Dp

Tab. 5: Auflösung der Büstentypen von Balbinus und Pupienus mit Nominalverteilung

Abb. 7 (links): Antoninian des Balbinus; Münzkabinett, KHM, Inv. RÖ 17304; AR; 4,13 g; 24 mm = RIC IV (Balbinus) Nr. 12

Abb. 8 (rechts): Sesterz des Pupienus; Münzkabinett, Kunsthistorisches Museum, Inv. RÖ 17358; AE; 20,24 g; 30 mm = RIC IV (Pupienus) Nr. 22a

Beide Kaiser lassen sich mit der für das 3. Jahrhundert n. Chr. üblichen Büstenform abbilden und ›individuelle‹ Porträtzüge zeigen sich an folgenden Beispielen. Beide Kaiser tragen kurzgeschorene Haare[58], doch während die Gesichtszüge von Balbinus viel weicher und sein Gesicht fülliger ausgestaltet ist (Abb. 9), zeigt Pupienus eine strengere und schlankere Mimik (Abb. 10)[59]. Besonders durch den langen Bart wirkt der Kopf des Pupienus länger und gestreckter als jener von Balbinus[60]. Durch den Bart, den Bastien als »[…] les dernières manifestations d’une mode révolue«[61] beschreibt, setzt sich Pupienus von seinem Kollegen Balbinus ab.

Abb. 9 (links): Porträt des Balbinus; Athen, Piräus-Museum, Inv. 125

Abb. 10 (rechts): Porträt des Pupienus; Paris, Musée du Louvre, Antiquités grecques, étrusques et romaines, Inv. MA 1020

Gerade wegen der in den literarischen Quellen geschilderten harmonischen Eintracht zwischen beiden Kaisern sowie der Kenntnis, dass häufig eine Porträtangleichung ein beliebtes ikonographisches Mittel darstellte, um conocordia zu demonstrieren, erscheint es auffällig, dass Balbinus und Pupienus das Mittel der Distinktion wählen[62]. Während Pupienus’ Porträt mehr in die Tradition antoninisch-frühseverischer Herrscher zu stellen ist[63], könnten sich bei Balbinus Rückgriffe auf die flavische Dynastie feststellen lassen[64]. Gerade die unterschiedlichen Physiognomien wurden als Hinweis auf ein »republikanische[s] Modell«[65] und damit für eine administrative Aufgabenteilung verwendet; der Bart und die gefurchte ausdrucksstarke Gestaltung von Pupienus Gesichtsausdruck als Chiffren seiner militärischen Eignung sowie Balbinus’ Porträt als ein »›senatorische[s]‹ Idealbild«[66] und damit das Bild eines idealen Zivilkaisers, der für die innenpolitischen Angelegenheiten Sorge tragen würde[67].

Auch vor dem Hintergrund der oben vorgestellten Reversgestaltungen der Antoninian-Reihe kann das ikonographische Mittel der Distinktion auffällig erscheinen. Werden hier die literarischen Quellen hinzugezogen, wie z. B. die Herodianstelle, in welcher Pupienus den Soldaten in Aquileia erklärt haben soll, dass es von nun an zwei Herrscher geben werde, dann könnte das Bild einer hervorragenden Kongruenz zwischen der Porträtgestaltung und der schriftlichen Überlieferung entstehen. Denn Pupienus erläutert seinen Soldaten laut Herodian, dass durch zwei Herrscher »there will be more efficient rule at Rome and abroad if any emergency arises«[68]. Dem Argument einer sowohl schriftlich als auch visuell demonstrierten Aufgabenteilung ließe sich also spätestens unter Einbezug von Herodian nichts entgegensetzen. Doch besteht hier die Gefahr des Zirkelschlusses, da eine Quellenstelle, wie sie Herodian liefert, nicht schablonenartig für eine Interpretation herangezogen und damit unkritisch auf die materiellen Quellen übertragen werden sollte[69]. So spielen bei der Bewertung und Interpretation der Kaiserbildnisse immer auch das »Verhältnis von wirklichkeitsnaher Darstellung und gesellschaftsbezogener Aussage«[70] eine Rolle. Das sogenannte Zeitgesicht[71] darf somit nicht unvergessen bleiben.

Um nur ein paar Schlaglichter auf die Porträtplastik des beginnenden 3. Jahrhunderts zu werfen, zeigt sich, dass ab dem frühen 3. Jahrhundert die sogenannten Strömungen des ›Realismus‹ und ›Klassizismus‹ parallel verlaufen und in den zeitgenössischen Porträts ihren Niederschlag finden[72]. Allgemein lässt sich »der als Prinzip kontinuierlicher formaler Entwicklung definierte ›Stil‹«[73] nur noch teilweise fassen, weshalb seit langer Zeit ein anhaltender Diskurs die klassisch archäologische Forschung zu den beiden o. g. Strömungen durchzieht, welcher hier jedoch in seiner Breite nicht thematisiert werden soll und kann[74]. Auch ist es nicht Ziel des Artikels, eine umfassende Studie zu den Porträts von Balbinus und Pupienus im Kontext und Spannungsfeld der Debatte zu den vorherrschenden Porträtmodellen des 3. Jahrhunderts zu liefern. Eine kurze Einbettung der Bildnisse und der gewählten Stilisierungen beider Kaiser in den forschungsgeschichtlichen und zeitgenössischen Kontext ist jedoch unumgänglich.

Spätestens mit Maximinus Thrax lässt sich der ›Realismus‹ im Porträt anhand der kurzen Haare, den scharfkantigen sowie den stark gefurchten Gesichtszügen greifen, den dieser zwar nicht neu entwirft aber dafür zu einem breitenwirksamen Gestaltungsmodell entwickelt[75]. Ohne an dieser Stelle die nach ihm aufkommenden Entwicklungslinien nachzuzeichnen, bleibt festzuhalten, dass sein Ansatz sich bis zur Tetrarchie mit einigen Lücken – so z. B. die völlig neue Stilisierung im Porträt des Gallienus[76] – greifen lässt. Schon Balbinus und Pupienus weisen in gewisser Hinsicht einen Bruch mit diesem Ansatz auf, da sie zwar den für die Zeit typischen Kurzhaarschnitt, einen konzentrierten Blick sowie hochgezogene Brauen als Ausdruck von geistiger Wachheit bzw. cura imperii und gefurchte Gesichtszüge vor allem im Stirn- und Nasolabialbereich zeigen[77], aber sich bei den bereits oben beschriebenen Gestaltungen, wie dem Bart des Pupienus und dem rundlichen Gesicht des Balbinus als traditionell geltende Elemente nachweisen lassen[78].

Auch ein knapper Vergleich mit den zeitgenössischen Privatporträts zeigt in ihrer Gestaltung eindeutige Parallelen zu den kaiserlichen Bildnissen[79], was nicht weiter verwundert, da sich im 3. Jahrhundert n. Chr. die Privatporträts noch vielfach an den Kaiserporträts orientiert haben. So lassen sich anhand der gewählten Vergleichsobjekte die kurzen Haare, die angestrengten sowie zerfurchten Gesichtszüge und die Wiedergabe von langen und kurzen Bärten ausmachen. In Bezug auf die Frage, inwiefern die Porträtgestaltung von Balbinus und Pupienus einem »republikanischen Modell« folgt, sind die existierenden formalen Verwandtschaften zwischen Bildnissen des frühen 3. Jahrhunderts n. Chr. und einigen Bildnissen aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. interessant[80], wobei hier vor allem ein Privatporträt bzw. Bildnis eines alten Mannes, dass in die Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. datiert wird (Abb. 11)[81] von Belang ist. Dieses Porträt wurde in den 1950er Jahren von Bernhard Schweitzer mit einem Porträtkopf aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. (Abb. 12) verglichen und Schweitzer war es, dem die Parallelen von Porträts aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. zu jenen der späten römischen Republik aufgefallen waren[82]. Schweitzer nimmt bei der Verbindung zwischen den republikanischen Porträts und den fast 300 Jahre älteren Bildnissen einen bewussten Rückgriff im Zuge der wachsenden Schwierigkeiten, denen das Imperium im 3. Jahrhundert n. Chr. ausgesetzt war, an[83]. So wurden in Zeiten der staatlichen Herausforderungen die »Wunschbilder« bzw. »die großen Gestalten Altroms [wieder] beschworen«, denn in beiden Fällen – zum Ende der Republik wie auch im 3. Jahrhundert n. Chr. – wird das römische Reich »von Bürgerkriegen zerrissen« und befindet sich in einer »Existenzkrise«[84]. Diese Einschätzung sowie der stark linear vereinfachte historische Vergleich bedürfen hier wohl einiger Relativierung sowie einer Einbettung der Aussagen in ihren forschungsgeschichtlichen Kontext. So sind die Ansichten Schweitzers nur vor dem Hintergrund der ab den 1920er Jahren aufkommenden Strukturforschung in der Klassischen Archäologie zu betrachten. Diese Strukturforschung sollte als neugedachte Theorievorstellung mithilfe des Schlüsselbegriffs der ›Struktur‹ nach dem »›Ausdruck‹ der Entstehungszeit des (antiken Kunst-)Werks« und der hinter dem Werk stehenden Bedeutung fragen[85]. Dabei wurde vor allem eine stark gesetzgebende Perspektiven entwickelt, welche Komplexitäten zwar nachvollziehbar macht aber auch Gefahr läuft diese zu untergraben.

Abb. 11 (links): Privatporträt eines Mannes, um 250 n. Chr.; Rom, Museo Capitolino, Inv. 350

Abb. 12 (rechts): Porträtbüste eines Mannes, um 40 v. Chr.; Rom, Centrale Montemartini, Inv. 844

So wurde bereits innerhalb der archäologischen Forschung argumentiert, dass hinter den genannten Parallelen weniger eine bewusste Intention steht, sondern dass sowohl während der späten Republik als auch der Kaiserzeit eine »ähnlich pragmatische Einstellung gegenüber der Wirklichkeit«[86] dominierte[87]. Schweitzer bzw. die Leistung der Strukturforschung in Bezug auf die Porträts des 3. Jahrhunderts liegt somit klar in dem Erkennen von wiederkehrenden Mustern auf einer deskriptiven Ebene, doch die bedeutungsschwangeren Erklärungsversuche lassen keinen Raum für Vielschichtigkeit. So lässt sich zwar ein formaler, jedoch keineswegs ein inhaltlicher Bogen zu den Bildnissen der späten Republik spannen, da auch die Funktionen der spätrepublikanischen Bildnisse nicht mit jenen der Kaiserzeit bzw. des frühen 3. Jahrhunderts n. Chr. in Einklang zu bringen sind. Denn während die Porträtplastik des 1. Jahrhunderts v. Chr. wohl einem privaten Kontext zuzuordnen ist und sich die realistische Darstellung der Bildnisse aus anderen Gründen wie in der Kaiserzeit herleiten lässt[88], stehen die kaiserzeitlichen Porträts ganz im Dienste politischer Repräsentation[89]. Auch im Sinne der Strukturforschung, deren Argumentationsmustern (wie oben erläutert) Schweitzer ganz wesentlich verhaftet ist, wäre hierbei keine inhaltliche Verwandtschaft herstellbar, da die Strukturforschung »nach den Sinnschichten (…) hinter dem Kunstwerk« fragt[90].

Was bedeutet das nun in Bezug auf Balbinus und Pupienus und die Frage, ob anhand der divergenten Porträtgestaltung republikanische Tendenzen ablesbar sind bzw. wie ihre unterschiedlich gestalteten Porträts zu deuten sind? Den ersten Teil der Frage gilt es abzulehnen; so lässt sich in der offenkundig unterschiedlichen Gestaltung der Kaiserbildnisse von Balbinus und Pupienus aus heutiger Perspektive an eine Signalisierung einer Aufgabenteilung wie dies zu Zeiten der römischen Republik der Fall war denken, doch darf diese Erkenntnis nicht mit einer intentionellen republikanischen Restitution oder einer absichtlichen Demonstration eines ›republikanischen Systems‹ verwechselt werden. Das anhand der Porträtgestaltung ablesbare Erzählmuster von Balbinus und Pupienus ist vielmehr im Kontext ihrer Regierungszeit zu sehen, in welchem es galt eine stabile und den politischen Herausforderungen gewachsenen Eintracht zu signalisieren[91]. Es scheint, dass ähnlich wie bei dem Spektrum existierender römischer Münztypen auch innerhalb der römischen Porträtplastik ein ›Gestaltungsmittel-Pool‹ bestand, dessen sich bedient werden konnte und wurde und woraus sich unterschiedliche bewusste oder unbewusste Stilisierungsformen ableiten.

Wir wissen, dass die Gestaltungen der römischen Kaiserporträts gewissen Regeln bzw. vorherrschenden zeitgenössischen Vorstellungen unterlagen. Trotzdem sind immer wieder Abweichungen erkennbar, die häufig in bzw. mit ihrem historischen Kontext erläuterbar werden. So stellen auch die Kaiserporträts von Balbinus und Pupienus eine Abweichung von dem gerade durch Maximinus Thrax etablierten Bildnisformat dar. Der lange Bart des Pupienus und die rundliche Gesichtsform des Balbinus rekurrieren auf antoninisch-severische bzw. flavische Stilisierungen. Die Kaiser bedienen sich hierbei dem ›Gestaltungsmittel-Pool‹ und bekennen sich visuell zu einer anderen Traditionslinie. Dass hier die Konstruktion eines Gegensatzpaares im Sinne und Dienste der Eintracht gewollt war, erscheint denkbar und äußerst verlockend, kann jedoch nicht mit voller Deutlichkeit und ohne methodische Schwierigkeiten untermauert werden[92]. Vor allem weil die direkten Vorgänger Gordian I. und II., die ebenfalls ein vom Senat akzeptiertes Herrscherkollegium bildeten, noch das Mittel der Porträtangleichung wählen, ließe sich argumentieren, dass Balbius und Pupienus mit dem ikonographischen Erzählmuster »Einheit durch Kontrast«[93] – retrospektiv betrachtet – zwar kein neues Paradigma schufen, aber mit Blick auf die historische Situation und ihrem Kontext eine Abweichung tätigten, die Signalkraft haben sollte.      

 

6. Ende

Innerhalb der Ereigniskette der ersten Jahreshälfte von 238 n. Chr. – der Aufstand in der Stadt Thysdrus und die Ernennung von Gordian I. und II. zu augusti[94], der Tod beider Gordiane nach einer 21-tägigen Regentschaft und die Ernennung von Balbinus und Pupienus zu augusti[95], der Tod Maximinus Thrax’[96] und schließlich die Ermordung des zuvor genannten Kaiserkollegs und die Erhebung Gordian III. zum augustus[97] – kristallisiert sich auf der ereignishistorischen Ebene schnell heraus, dass die bereits angesprochene ostentativ demonstrierte Eintracht innerhalb der angespannten Situation von Anfang an auf eine Bewährungsprobe gestellt war[98]. So war bereits zu Beginn der gemeinsam Herrschaft von Balbinus und Pupienus eine diffizile Ausgangssituation geschaffen worden, da sich der Senat kurz nach deren Konsolidierung gezwungen sah, auf Druck der plebs urbana Gordian III. als Mitglied aus der Familie von Gordian I. und II. und faktisch rechtmäßigem dynastischem Nachfolger der vorangegangenen augusti zum caesar zu erheben[99]. Anhand dieser Intervention der plebs urbana zeigt sich, wie prekär und angreifbar die kaiserliche Macht war und dass Balbinus und Pupienus stets auf den Zuspruch durch regierungsbestimmende Gruppen angewiesen waren[100]. Diese Gruppen kristallisieren sich für 238 n. Chr. neben der plebs urbana auch anhand des Senats heraus, da dieser nach wie vor die kaiserliche Macht administrativ bestätigen musste und im Falle von Pupienus und Balbinus die neuen augusti sogar selbst bestimmt hatte. Auch die Divergenz zwischen Senat und Militär treten in den Ereignissen offen zutage[101], weshalb auch für das Heer eine Akteursposition attestiert werden kann, von der die kaiserliche Akzeptanz abhängig war[102].

Letztendlich bedeutet dies, dass die Regierungszeit der Kaiser Pupienus und Balbinus, ihre Münzbilder sowie ihre Porträtgestaltung ganz im Zeichen der komplexen und nachhaltig wirkenden Ereignisse und Begebenheiten des Jahres 238 n. Chr. sowie der Entwicklungen im zweiten Viertel des 3. Jahrhunderts stehen. Der Versuch ihrer kollegialen Herrschaft war damit stets in die Dynamiken der inneren und äußeren krisenhaften Phänomene verwoben[103]. So überrascht es nicht, dass die Antoninian-Reihe aufgrund enger Verknüpfung und durch eine aufeinander abgestimmte dichte Nennung von Begriffen, die sich in ihrer Bedeutungsebene überlagern, verstärkt und mit voller Deutlichkeit die Aussage der gemeinsamen, kollegialen Herrschaft in Eintracht, fast schon redundant und übermäßig betont. Diese Verdeutlichung erschien als das visuelle Mittel der Wahl inmitten der sowohl schnelllebigen als auch komplexen Ereigniskette – es ging in erster Linie darum, Stabilität sowohl zu generieren als auch zu demonstrieren. Auch innerhalb der Porträtplastik kann der Gedanke der Eintracht durch eine kontrastierende Bildnisgestaltung erkannt werden, was allerdings mit den Regeln eines ›republikanischen Modells‹ nicht in Verbindung zu bringen ist[104]. So lässt sich ihre Regierungszeit weniger im Lichte eines ›republikanischen Modells‹ sehen und sowohl die Gestaltung der Porträts beider Kaiser als auch die Grundaussage der Antoninian-Reihe sind nicht mit einer Art Restitutionsversuch republikanischer Strukturen oder einem allzu bewussten Rückgriff auf diese Epoche der römischen Geschichte zu verwechseln. Schließlich demonstrieren auch die Münzen der ersten Prägegruppe der Kaiser, dass es vielmehr um Stabilität und die Wahrung altbewährter Traditionen ging, als um große Veränderungen im Kontext einer politisch prekären Situation. Dass dennoch eigene Akzente gesetzt wurden und werden konnten, belegen in diesem Kontext sowohl die Reversbilder der Antoniniane als auch die Kaiserporträts von Balbinus und Pupienus.

 

 



[1] Ganz besonderer Dank gilt an dieser Stelle Simone Killen, Jannik Schulze-Selmig, Klaus Vondrovec und David Weidgenannt, die mich ganz hervorragend und geduldig in unterschiedlichen Bereichen bei der Bearbeitung und Anfertigung des Artikels unterstützt haben.

[2] Siehe für eine umfassende Problematisierung des Begriffs und der Verhandlung innerhalb der Forschung Berressem 2018, 9–15; Börm 2008; Brandt 2021, 484 Anm. 17; Heil 2006, 411–428; Johne 2008, 1026.

[3] Zu nennen ist an dieser Stelle besonders Ben Berressem, der sich der Repräsentation im 3. Jh. widmet und dabei tiefgehend auf Münzbilder zurückgreift. Oder auch die Forschung von Erika Manders, die die Münzprägungen der ›Soldatenkaiser‹ in den Fokus ihres Erkenntnisinteresses rückt. Vgl. Berressem 2018; Günther 2018, [o. S.]; Manders 2012; Mittag 2013, [o. S.].

[4] Vgl. Carson 1958, Haegemans 2003; Pink 1935.

[5] Vgl. Brandt 2021, 492. Als ein typischer Senatskaiser ließe sich vor allem Nerva nennen, der 96 n. Chr. ebenfalls allein vom Senat zum Kaiser ernannt wurde, vgl. Brandt 2021, 286 und siehe zu seiner Münzprägung Elkins 2017.

[6] […] (οὓς) ἐξ εὐγενείας καὶ πολλῶν πράξεων [καὶ] μακρὰς διαδοχῆς ὥσπερ κατ᾿ ἀκολουθίαν ἐπὶ τοῦτο ἀναβάντας κρίναντες ὁ δῆμος καὶ ἡ σύγκλητος ἐπελέξαντο. […] δύο μὲν γὰρ ὄντων βασιλέων εὐμαρέστερον καὶ τὰ ἐν τῇ Ῥώμῃ διοικήσεται καὶ εἴ τι ἐπὶ τῆς ἀλλοδαπῆς ἐπείγοι […]. ἀλλὰ γὰρ ἔστω πάντων ἀμνηστία, καὶ σπονδαὶ φιλίας βεβαίου, εὐνοίας τε καὶ εὐκοσμίας πίστις αἰώνιος.

»The senate and the Roman people decided to choose us because of our noble birth and many achievements […]. There are two of us emperor, so there will be more efficient rule at Rome and abroad if any emergency arises. […] There must be a complete amnesty, a firm treaty of friendship and a pledge of loyalty and discipline for ever«. Herodian. (b) 8,7,4–6. Siehe zu dem positiven Bild der beiden Kaiser innerhalb der literarischen Quellen auch Brandt 2021, 492.

[7] Herodian. (a) 8,8,1. Vgl. auch Brandt 1996, 100. So bilanziert Herodian an anderer Stelle, dass die gemeinsame Herrschaft der beiden Herrscher letztendlich vor allem wegen der zerbrechenden Eintracht gescheitert sei, vgl. Chrysanthou 2022, 301; Herodian. (a, b) 8,8,4–5.

[8] Brandt 2021, 492.

[9] Vgl. Haegemans 2003, 477, die schreibt: »This array of types emphasised the ideal of the senatorial tradition and respect for the laws, but foremost the ideal of the double dominion, reminiscent of the old times of the republic«. In ihrer 2010 erschienen Monographie mit dem Titel »Imperial Authority and Dissent 235–238«, spricht sich die Autorin weniger stark für die Erkennbarkeit einer republikanischen Systematik innerhalb der Antoninian-Reihe von Balbinus und Pupienus aus. Hier heißt es: »The choice for two emperors has been explained as a return to republican traditions. Going back to the Republic to explain this reign seems slightly exaggerated«, Haegemans 2010, 174.

[10] Der durchaus lohnende Blick auf die Gestaltung der Medaillons findet hierbei keine Berücksichtigung, siehe hierzu Gnecchi 1970, 87 Taf.; Peter 2017.

[11] Vgl. hier Anm. 6.

[12] Vgl. Kovacs 2014, 37.

[13] Vgl. ebd.

[14] Die Typen der ersten Prägegruppe bzw. allgemein die Unterteilung in zwei Prägegruppen orientiert sich vor allem an bildlichen Unterschieden und dient damit lediglich der ikonographischen Analyse. Während die erste Prägegruppe vor allem Typen einer klassischen Antrittsprägung (liberalitas, vota etc.) umfasst, hebt sich hiervon die tendenziell innovativere Reversgestaltung der Antoniniane (2. Prägegruppe) ab. Eventuell lässt sich innerhalb der Regierungszeit von Balbinus und Pupienus auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten von zwei Prägegruppen sprechen, wobei auch hier die Antoninian-Reihe als zweite Prägegruppe anzusehen wäre.

[15] Siehe zu weiteren ikonographischen Studien zum 3. Jh. n. Chr. z.B. Berressem 2018 und Manders 2012.

[16] Welche von Balbinus und Pupienus ausgeprägten Münztypen zahlenmäßig am häufigsten im numismatischen Fundmaterial vertreten sind und inwiefern die Fundzahlen Rückschlüsse auf die Typenquantität und somit auch eine Annäherung an die Repräsentation der Kaiser bieten können, ist eine durchaus lohnenswerte wie wichtige Frage, die in diesem Artikel jedoch nicht gestellt wurde. Allgemein gilt es in Bezug auf Fundevidenzen in Zusammenhang mit Fragen zu Repräsentation und Ikonographie einzelner Kaiser immer auch die regional sehr unterschiedlichen Bearbeitungsstände von Fundmünzen zu berücksichtigen.

[17] Vgl. Hölscher 1967, 3; Wolters 1999, 262; Zanker 2009, 13. Der Begriff des Zeichens muss hierbei in einem weiten Sinne verstanden werden, denn die Zeichenwelt einer Gesellschaft meint sowohl die in ihr zirkulierenden Bilder, Bauten, Kleider als auch die in ihr stattfindende Praktiken, Verhaltensweisen, Rituale und interaktiven Handlungen. Siehe dazu auch Nünning – Nünning 2008, 34, die nach Bachmann-Medick 1996, 22 zitieren, woran der dynamische sowie vielschichtige Charakter des Zeichens in kulturanthropologischer Perspektive dargestellt wird: »Kultur ist das von den Mitgliedern einer Gesellschaft ›selbstgesponnene Bedeutungsgewebe‹, durch das Handlungen permanent in interpretierende Zeichen und Symbole übersetzt werden«. Siehe auch Wolters 1999, 264 und Wolters 2003, 199, wo er von einem »Konzept des Dialogs« spricht.

[18] Ungeachtet der berechtigten Kritik von Flaig 2019, 69 f. zum Begriff des Aushandelns, dass es dieses in der antiken Lebenswelt nicht gab, da dort primär Werte und Normen im Fokus standen und somit von einem Aushandeln im Sinne der eigenen Interessensvertretung nicht gesprochen werden kann, soll der Begriff an dieser Stelle dennoch für eine Verwendung stark gemacht werden. So muss eine Ver- bzw. Aushandlung nicht immer interessengestützt ablaufen und kann deshalb auch für Systeme, die eine institutionelle Einschränkung aufweisen, verwendet werden. Denn gerade der Umgang mit Zeichen und Symbolen verlangt ein stetiges Aushandeln der Bedeutungsebene, der nicht immer interessengestützt, also aktiv abläuft, sondern meist unterbewusst, vgl. Assmann 2006, 34.

[19] Dazu vor allem Flaig 2019. Siehe auch Berressem 2018, 2 f.; Hölscher 2016, 43; Seelentag 2004, 16 und 18. Siehe auch hier Anm. 47 und 49.

[20] Flaig 2019, 14. Vgl. auch Wolters 2003, 201.

[21] Es gibt ein paar wenige (zweifelhafte) Belegstücke für eine geringe Anzahl an Typen in Gold (z.B. den vota-Typ oder den Titular-Typ mit felicitas), die bei Calicó 2003, 560–561 gelistet werden, jedoch häufig mit dem Vermerk »exists?« oder »authentic?« Aufgrund dieser Unsicherheit wurden sie für die in Tab. 3 gezeigte Übersicht ausgeklammert.

[22] Vgl. Berressem 2018, 41. 302 und 335. So lässt sich innerhalb der Herrschaftspraxis der Kaiser eine Kontinuität zu ihren severischen Vorgängern erkennen, vgl. Johne – Hartmann 2008, 1029. Und auch die provinzialrömischen Münzen orientieren sich stark an den Severern bzw. den zeitgenössischen Herrschern wie z.B. Maximinus Thrax, vgl. Peter 2017, 320 f.; Ziegler 2001/02, 38 und 42. Letztendlich geht sogar der Revers eines Medaillons von Pupienus aus Perinth auf einen Rückseitentypus von Caracalla zurück, vgl. Peter 2017, 320, wobei nicht mit Sicherheit zu sagen ist, ob es sich bei diesem Stück um einen antiken oder frühneuzeitlichen Guss handelt, vgl. ebd. 323.

[23] Vgl. Berressem 2018, 32; Fears 1981, 812 f.; Hölscher 1980, 280; Manders 2012, 2.

[24] Siehe bei Schmidt-Dick 2002 zu providentia deorvm S. 93 f1A/07, zu victoria avgvstorvm S. 126 f1E/01 sowie zu liberalitas augustorum S. 68 f1A/06.

[25] Lediglich Septimius Severus prägt denselben Reverstyp aus, den er sowohl für seine Frau Iulia Domna als auch seinen kurzzeitigen ›Kaiserkollegen‹ Clodius Albinus ausgibt, vgl. RIC IV, 1 Clodius 62; Schmidt-Dick 2002, S. 38 f5A/09.

[26] Vgl. Wendler 2021, 156. Die vorangegangenen Emissionen, die nicht in Abstimmung der Kaiser emittiert wurden, zeigen, dass Lucius Verus dort keinerlei Erwähnung findet und somit hier anders als bei Pupienus und Balbinus nicht von Anfang an ein Narrativ der gemeinsamen einträchtigen Herrschaft gewählt wurde, vgl. ebd. 149.

[27] Vgl. Berressem 2018, 27; Huttner 2008, 174; Manders 2012, 137; Pink 1935, 23; Wendler 2021, 157. Siehe auch die Verwendung der Titulatur auf Inschriften Lőrincz – Számadó 1994, 206.

[28] Vgl. Manders 2012, 65 Figure 17, in der Maximinus Thrax statistisch mit über 50% militärischer Repräsentation auf Münzen gegenüber allen Herrschern des 3. Jhs. n. Chr. heraussticht.

[29] Vgl. Manders 2012, 78 und 80.

[30] Vgl. Herodian. (a, b) 7,5,2–7; Börm 2008, 73; Huttner 2008, 170; Kienast u. a. 2017, 180 und 182. Es bleibt nach wie vor ungeklärt, ob der dem Attentat auf den procurator der Provinz Africa proconsularis folgende Aufstand bewusst herbeigeführt wurde oder nicht, siehe hierzu Kolb 1977, 440–477. Auch Herodian. (a, b) 7,5,1 vermittelt eher das Bild eines spontanen Ereignisses. Weiterhin wurde die Anerkennung der Gordiane als augusti verknüpft mit der Deklaration von Maximinus Thrax zum hostis publicus, vgl. Vgl. CIL XIII 6763 = ILS 1188; Herodian. (a, b) 7,7,2; Börm 2008, 73; Brandt 1996, 96 f.; Huttner 2008, 168 f. und 170 f.; Johne – Hartmann 2008, 1028; Kienast u. a. 2017, 176. Siehe zum Verhältnis des Senats und Maximinus Thrax Börm 2008, 74 f.; Dietz 1980; Lippold 1966/67, 73–89.

[31] Vgl. Berressem 2018, 320.

[32] Vgl. Berressem 2018, 15.

[33] Vgl. Berressem 2018, 236 und 238.

[34] Siehe zum dextrarum iunctio-Motiv, was bereits auch die häufigste Verwendung in Bezug mit concordia anspricht Schmidt-Dick 2011, 247–258 oder ebd. 332–333. Zu der Verwendung pater senatvs (bei Commodus steht der pater-Begriff im Singular) vgl. RIC III Commodus 502 und zum fides-Typ siehe RIC I (2) Vitellius 27, jener Typ ist im Kontext der Bürgerkriegszeiten 68/69 n. Chr. geprägt worden, jedoch ohne die mutua-Nennung und mit stärkerer militärischer Konnotation.

[35] Der von Caracalla eingeführte Doppeldenar wurde zuletzt für kurze Zeit unter Elagabal geprägt.

[38] Vgl. Brenot 2014, 234.

[39] Die Provinzialprägung gilt es hierbei auszuklammern, da hier durchaus der personifizierte Eros in Erscheinung tritt.

[40] Verg. Aen. 11,292: coeant in foedera dextrae, qua datur. Siehe weiter zum Bündnischarakter der dextrarum iunctio Georges I 2013, Sp. 1640 f.; Glare 1968a, 535. Bereits Livius (u. a.) überliefert, dass die rechte Hand diejenige der Freundschaft sei, vgl. Liv. 1,1,8.

[41] Vgl. Hölscher 1990, 493. 496 und 497; Hölscher 1980, 278 und 301. Siehe zur Verwendung in der Römischen Republik u. a. RRC 494/41 und RRC 529/4b, die beide auf dem Avers die Büste der Concordia (RRC 494/41 nennt auch concordia in der Averslegende) und auf dem Revers die dextrarum iunctio mit caduceus zeigen; zur Verwendung in der römischen Kaiserzeit u. a. RIC II,3 Hadrian 2874; RIC II Nerva 2. Die genannten Beispiele sind in einem dezidiert politischen Sinne zu lesen und lassen sich vielfach erweitern. Siehe für weitere Kontexte in denen concordia eine zentrale Thematisierung erfährt z.B. RIC II,1 Titus 160 oder RIC II,1 Vespasian 67.

[42] Hölscher 1990, 497.

[43] Vgl. Hölscher 1990, 497; Hölscher 1980, 278; Körner 2002, 115.

[44] Vgl. Béranger 1969, 480; Hölscher 1990, 493 und 495.

[45] Vgl. Béranger 1969, 484; Brenot 2014, 231; Hölscher 1990, 494 und 497.

[46] Vgl. Béranger 1969, 484; RIC IV, 2 Balbinus 11 und 12 (siehe hier Anm 31).

[47] Vgl. Nash 1988, 133; Verboven 2011, 409. Bereits bei Hölscher 1990, 494 klingt der geschlossene Ideenkomplex, den concordia u. a. mit fides bildet, an, da nach antiker Vorstellung das Vertrauen und die Zustimmung eine Voraussetzung sowie Bedingung für eine Eintracht waren, welche wiederum als Basis für Stabilität und Frieden galt. Weiterhin war nach antiker Vorstellung fides in der rechten Hand zu finden (vgl. Nash 1988, 133) und innerhalb des fides-Kultes in Rom galt das Anbieten der rechten Hand als Symbol der Zustimmung (vgl. ebd.; Liv. 1,21,4).

[48] Vgl. Verboven 2011, 409. Siehe hierzu auch die Analysen von Brenot 2014, 237.

[49] Vgl. Hölscher 1990, 494.

[50] Vgl. ThLL III 1900, Sp. 462; Verboven 2011, 405; siehe zu concors Cic. Lael. 28; zu mutua Tac. ann. 12,30.

[51] Vgl. Georges I 2013, Sp. 775, hier die Textstelle bei Curt. ut omnis caritas aut inter duos aut inter paucos iungeretur.

[52] Vgl. ThLL III 1900, Sp. 462; Georges I 2013, Sp. 301; Glare 1968c, 277f.; Brenot 2014, 238.

[53] Vgl. Verboven 2011, 410. Außerdem danke ich an dieser Stelle herzlich Herrn Dr. Johannes Breuer für den freundlichen Hinweis.

[54] Siehe hierzu auch Kent u. a. 1973, 134 Nr. 446.

[55] Vgl. Brandt 1996, 31 und 98; Haegemans 2003, 477; Huttner 2008, 173; Whittaker 1970, 299 Anm. 2 und 303 Anm. 3.

[56] Vgl. hier und auch für Gordian I. und II. die entsprechenden Kapitel bzw. Seiten in RIC IV,2. Siehe zu Maximinus Thrax auch Alram 1992. Es handelt sich an dieser Stelle nur um einen groben Überblick, der anhand der im RIC gelisteten Typen gewonnen werden kann. Über die Problematik einer reinen Typenzählung ist sich die Autorin bewusst. Auch an dieser Stelle ist die tatsächliche Fundsituation einzelner Typen bzw. Quantitäten und damit eine potentiell ablesbare Verbreitung der Bilder nicht inkludiert.

[57] Brandt 2021, 492.

[58] Vgl. zur Glatze und Kahlheit Zanker 1995, 212.

[59] Vgl. Stefanidou-Tiveriou 2023, 282. Siehe zur Ikonographie des Balbinus auch Stefanidou-Tiveriou 2023, 290 sowie Tulunay 2018, 238 und 240.

[60] Vgl. Berressem 2018, 153; Delbrueck 1940, 69; Wegner 1971, 241. Als ein für Pupienus signifikantes Merkmal formuliert Berressem 2018, 150 »eine aus dem Bart herausgelöste und von dort in den Halsbereich fallende Strähnengruppe«. Es zeigt sich, dass i. R. die den Bart im Hals-Ohr-Bereich abschließende Bartsträhne meist relativ dick bzw. voluminös dargestellt ist, vgl. z.B. Katalog 9/II/D/1P und 48/VIII/D/1P.

[61] Bastien 1992–1994, 28. Nach Caracalla trugen nur noch Macrinus und Postumus sowie dessen Nachfolger einen langen Bart. Siehe auch Berressem 2018, 151 und Haarløv 1975, 14 Anm. 35, der meint, dass der lange Bart Pupienus auch als Mitglied des Senatorenstandes ausweisen könnte, was vor dem Hintergrund, dass der Genius Senatus in der Regel als alter Mann mit längerem Barthaar dargestellt wurde, gar nicht so abwegig erscheint, vgl. zu der Ikonographie des Genius Senatus Kunckel 1974, 38.

[62] Vgl. Brandt 2021, 492.

[63] Vgl. Berressem 2018, 152; siehe dort auch Anm. 871 in der der Autor auf die verschiedenen Anknüpfungsoptionen von Pupienus eingeht, welche in der Forschung diskutiert werden. Vor allem ist hier noch einmal zu betonen, dass der Rückbezug besonders bei Pupienus ein allgemeiner ist, vgl. ebd. 336.

[64] Vgl. Delbrueck 1940, 69. Berressem 2018, 156 lehnt eine erkennbare Stilisierung nach flavischem Vorbild ab.

[65] Brandt 2021, 492.

[66] Berressem 2018, 156. Siehe zum senatorischen Idealbild: Berressem 2018, 156. Alle Soldatenkaiser, die aus den Reihen des Senats stammten, weisen eine voluminösere Darstellungsweise auf, was zwar »als Chiffre patrizischer gravitas« (Berressem 2018, 312) gelesen, aber nicht verabsolutiert werden kann, da auch einige Kaiserkandidaten senatorischer Abstammung auf eine solche Ikonographie verzichtet haben (z.B. Gordian I. und II. sowie Trajan Decius).

[67] Vgl. Berressem 2018, 300.

[68] Herodian. (b) 8,7,4–6. […] δύο μὲν γὰρ ὄντων βασιλέων εὐμαρέστερον καὶ τὰ ἐν τῇ Ῥώμῃ διοικήσεται καὶ εἴ τι ἐπὶ τῆς ἀλλοδαπῆς ἐπείγοι […].

[69] Vgl. Berressem 2018, 156 und 309–312. Siehe zur literarischen Darstellung der Kaiserporträts Brandt 1996, 166 ff.

[70] Schneider 2003, 60.

[71] Ebd. Siehe auch Bergmann 1982, 143 und Kovacs 2014, 41 und Anm. 6.

[72] Vgl. Bergmann 1977, 7.

[73] Bergmann 1977, 11. Siehe zu den Porträts des 3. Jhs. auch Bergmann 1982, Bergmann 2015 sowie Zinserling 1963.

[74] Siehe zu den Porträts des 3. Jhs. auch Bergmann 1982, Bergmann 2015, Schweitzer 1954 sowie Zinserling 1963.

[75] Vgl. Bergmann 1977, 14 und 15; Bergmann 2015, 78; Münker 2020, [o. S.] (Abschnitt 5). Sein Modell wird vielfach im Bereich der Privatporträts übernommen.

[76] Siehe hierzu z.B. Bergmann 1977, 47–59 bzw. 101–103; Bergmannn 2015, 79; Münker 2020, [o. S.] (Abschnitt 7).

[77] Vgl. Fischer-Bossert 2001, 148; Fittschen 1980, 108; Fittschen – Zanker – Cain 2010, 127. 129 und 146. Siehe zum Kurzhaarschnitt der ›Soldatenkaiser‹ Bergmann 1982, 145–147 und Münker 2020, [o. S.] (Abschnitt 5). Die Darstellung auf Münzen von kurzgeschorenem Haupt- und Barthaar war nach Caracalla zu einer Art Regel geworden, mit der nur vereinzelt gebrochen wurde, vgl. Bastien 1992–1994, 28; Delbrueck 1940, 16 und 18.

[78] Vgl. Bergmann 2015, 78; Stefanidou-Tiveriou 2023, 282.

[79] Siehe hierzu Fittschen – Zanker – Cain 2010, 127 Nr. 127; 128 Nr. 128; 145 Nr. 143; 146 Nr. 144; 148 Nr. 147; 150 Nr. 148.

[80] Für Pupienus ließen sich an dieser Stelle zwei Beispiele aus der Mitte des 1. Jh. v. Chr. (siehe Bol 2010, Taf. 12 Abb. 12, Standort: Rom, Museo Nazionale Romano, Inv. 114759; Schweitzer 1954, 187 Abb. 9a, Standort: Museo Nazionale Ancona) nennen, die wie das Bildnis des Pupienus selbst (Abb. 9) starke Furchungen der Nasolabialfalten, eine gerunzelte Stirn, Krähenfüße und eine hagere Gesichtsform zeigen. Die Vergleichsbeispiele für Balbinus beziehen sich ausgehend vom sogenannten Balbinus-Sarkophag aus der Praetextat-Katakombe v. a. auf ein Porträt, das um 60 v. Chr. datiert wird und heute in Kopenhagen steht (vgl. Schweitzer 1954, 183; zum Standort: Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek, Inv. IN 1956a). Bei dem sog. Balbinus-Sarkophag handelt es sich jedoch nicht um eine kaiserliche Grablege (siehe Berressem 2018, 156 und Anm. 888; Reinsberg 1985, 7 f.), weshalb er als Vergleichsbeispiel ausscheidet. Es lässt sich jedoch auch das Bildnis der aus dem Hafenbecken des Piräus stammenden Ganzkörperstatue (Wegner 1971, Taf. 78 b; zum Standort: Athen, Piräus-Museum, Inv. 125) als Vergleich heranziehen, woran sich auch Stilisierungsparallelen zu Porträts des 1. Jhs. v. Chr. festmachen lassen können.

[81] Vgl. Fittschen – Zanker – Cain 2010, 150 Nr. 148.

[82] Vgl. Schweitzer 1954, 187.

[83] Vgl. Schweitzer 1954, 186–188. Siehe auch Fittschen 1980, 111 und 112 mit weitere Literaturverweisen zu dieser Thematik.

[84] Schweitzer 1954, 187.

[85] Wimmer 1997, 15.

[86] Fittschen – Zanker – Cain 2010, 151.

[87] Siehe auch Zinserling 1963, 208.

[88] Vgl. Münker 2020, [o. S.] (Abschnitt 1); Zinserling 1963, 202. Ob die republikanischen Porträts sich von Totenmasken herleiten oder nicht, soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden. Wichtig ist, dass die Gestaltungsabsichten in der Republik andere waren als in der Kaiserzeit.

[89] Vgl. Zinserling 1963, 202.

[90] Wimmer 1997, 15.

[91] Vgl. Stefanidou-Tiveriou 2023, 282. Siehe zur gleichzeitigen und damit ›einheitlichen‹ Aufstellungspraxis der Kaiserporträts mitsamt dazugehörender Statuen ebd. 286.

[92] Vgl. Stefanidou-Tiveriou 2023, 300; Haegemans 2003, 478. Auf S. 320 betont Berressem auch, dass die unterschiedliche Gestaltung der Porträts »möglicherweise (!) [..] als Hinweis auf ein intentionell gewähltes Gegensatzpaar von Zivil- und Militärkaiser zu verstehen« ist.

[93] Siehe zum Ausdruck einer Aufgabenteilung anhand der Statuen(-aufstellung) aus dem Piräus Stefanidou-Tiveriou 2023, 288. Inwiefern tatsächlich individuelle Gesichtszüge der einzelnen historisch belegten Personen eine Rolle bei der Porträtgestaltung gespielt haben, darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, kann aber heutzutage so gut wie kaum mehr nachvollzogen werden.

[94] Vgl. Herodian. (a, b) 7,5,2–7; Börm 2008, 73; Huttner 2008, 170; Kienast u. a. 2017, 180 und 182. Es bleibt nach wie vor ungeklärt, ob der dem Attentat auf den procurator der Provinz Africa proconsularis folgende Aufstand bewusst herbeigeführt wurde oder nicht, siehe hierzu Kolb 1977, 440–477. Auch Herodian. (a, b) 7,5, 1 vermittelt eher das Bild eines spontanen Ereignisses. Weiterhin wurde die Anerkennung der Gordiane als augusti verknüpft mit der Deklaration von Maximinus Thrax zum hostis publicus, vgl. Vgl. CIL XIII 6763 = ILS 1188; Herodian. (a, b) 7,7,2; Börm 2008, 73; Brandt 1996, 96 f.; Huttner 2008, 168 f. und 170 f.; Johne – Hartmann 2008, 1028; Kienast u. a. 2017, 176. Siehe zum Verhältnis des Senats und Maximinus Thrax Börm 2008, 74 f.; Dietz 1980; Lippold 1966/67, 73–89.

[95] Vgl. Börm 2008, 73; Huttner 2008, 173; Kienast u. a. 2017, 183 und 185. Siehe zu den personellen Hintergründen PIR2 C 1179, S. 278 f. (Pupienus) und PIR2 C 125, S. 24 (Balbinus). Vor allem die Einzigartigkeit, dass beide den Titel des pontifex maximus beziehen, verdeutlicht an dieser Stelle ihre auf dem Gedanken der kollegialen Eintracht etablierte Doppelherrschaft, vgl. Berressem 2018, 27; Huttner 2008, 174; Manders 2012, 137; Pink 1935, 23.

[96] Vgl. Herodian. (a, b) 8,5; Huttner 2008, 176 f.; Kienast u. a. 2017, 176.

[97] Vgl. Brandt 2021, 494.

[98] Vgl. Herodian. (a, b) 8,8,4; Brandt 1996, 99.

[99] Vgl. Herodian. (a, b) 7,10,5–6 und 7,10,9; Berressem 2018, 15; Börm 2008, 73 und 77 f.; Brandt 2021, 492; Brandt 1996, 10 und 99; Huttner 2008, 174 und 175; Kienast u. a. 2017, 187. Der Druck der plebs urbana zeigt einerseits die immense Reichweite der Interessengruppe der Gordiane, als auch die mentale Verhaftung der dynastischen Idee. Ausdruck findet das Dreierkollegium sowohl in dem LIBERALITAS AVGVSTORVM-Typ mit Verteilungsszene (vgl. RIC IV, 2 Balbinus 14 bzw. RIC IV,2 Pupienus 13) als auch auf einem Meilenstein aus Pannonien, vgl. Lőrincz – Számadó 1994, 205. Weiterhin trägt sogar ein Denartypus, der Gordian III. in jugendlichem Bildnis auf dem Avers sowie auf dem Revers die priesterlichen Instrumente mit der Umschrift PIETAS AVGG(ustorum) zeigt, Zeugnis von dieser Erhebung (vgl. Brandt 2021, 492; Kent u. a. 1973, 134 Nr. 449; Lang 2017, 384; RIC IV, 2 Gordian III. Caesar 1); die Aussage der pietas im Sinne der indirekten dynastischen Legitimation der Senatskaiser wurde somit instrumentalisiert, da Gordian III. im Sinne des Repräsentationsverständnisses nur wegen des frommen Denkens und Handelns der ›Senatskaiser‹ auf den Thron des caesar gelangt war (vgl. Berressem 2018, 25 f. sowie auch Anm. 100 und 104, der deutlich macht, dass die dynastische Idee, unabhängig davon, ob sie im 3. Jh. n. Chr. erfüllbar war oder nicht, immer noch eine maßgebende Strategie zur Präsentation wie auch zur Konsolidierung einer Herrschaft war).

[100] Vgl. Börm 2008, 76; Brandt 1996, 104; Brandt 2021, 9; Flaig 2019, 69 und 202; Wolters 2003, 201. Ungeachtet der soziologisch oftmals nicht gegebenen Passgenauigkeit des Begriffs der Gruppe auf regierungsbestimmende Akteure, wird er in dieser Arbeit dennoch verwendet werden, da das Ziel vorliegender Arbeit nicht die soziologische Detailuntersuchung der »politisch maßgeblichen Sektoren« (Flaig 2019, 68) für die Akzeptanz der Herrschaft von Balbinus und Pupienus ist.

[101] Vgl. Börm 2008, 77; Brandt 1996, 95 und 102.

[102] Allgemein steht das 3. Jh. n. Chr. im Zeichen der Polarisierung von Senat und Militär (Brandt 1996, 102; Hartmann 1982, 19–21), »latente Spannungen« (Flaig 2019, 199) zwischen beiden Sektoren konnten zu jeder Zeit des Prinzipats ausgemacht werden, doch kann nicht »von den Aktionen eines einheitlichen Machtfaktors Heer« (Hartmann 1982, 32 f.) gesprochen werden, weshalb der plakative Begriff ›des Heeres‹ bzw. ›des Militärs‹ an dieser Stelle lediglich zur Umschreibung für die Tatsache gilt, dass ›das Militär‹ (meist handelte es sich um bestimmte militärische Kleingruppen, die sich zusammengeschlossen hatten) im Besitz potentieller Machtfaktoren war und die Legitimität eines Kaisers mal mehr und mal weniger mit der Akzeptanz militärischer Verbände entschieden wurde, vgl. Börm 2008, 77. So unterstützte gerade das reguläre Berufsheer nach der Schlacht von Aquileia aktiv keinen Kandidaten und es war lediglich die in Rom stationierte Prätorianergarde, die sich ein bürgerkriegsähnliches Gefecht mit der plebs urbana lieferte und letzten Endes die beiden Senatskaiser ausschaltete, vgl. ebd. 78.

[103] Zum Begriff der »Krise« siehe auch Johne – Hartmann 2008, 1032 f. Hier soll trotz berechtigter Einwände gegen den Krisenbegriff, dennoch von krisenhaften Phänomenen die Rede sein.

[104] Auch weil sich bereits seit tiberischer Zeit nicht mehr von einer republikanischen Restitution sprechen lässt, vgl. Börm 2008, 75 f.; Brandt 1996, 98; Flaig 2019, 60 f. Interessant ist, dass sich Brandt 2021, 492 für ein »republikanisches Modell« ausspricht, während er noch zuvor in dem Fehlen von libertas-Reverstypen in der Münzprägung von Pupienus und Balbinus einen Anlass dafür sieht, dass ihnen kein republikanisches Restitutionsprogramm nachgesagt werden kann, vgl. Brandt 1996, 98. Siehe auch Abdy 2002, 346–350, wo die ostentative Bespielung eines durch Kaiser Gallienus gewünschten imago als Erklärung für den Münztyp und den Rückgriff auf ein republikanisches Münzbild eröffnet wird.

 

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Seelentag 2004

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Schmidt-Dick 2011

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Schmidt-Dick 2002

F. Schmidt-Dick, Typenatlas der römischen Reichsprägung von Augustus bis Aemilianus. Weibliche Darstellungen I (Wien 2002), d-nb.info/96655955X 

Schneider 2003

R. M. Schneider, Gegenbilder im römischen Kaiserporträt. Die neuen Gesichter Neros und Vespasians, in: M. Büchsel – P. Schmidt (Hrsg.), Das Porträt vor der Erfindung des Porträts (Mainz 2003) 59–76, d-nb.info/964785846

Schweitzer 1954

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Spranger 1958

P. P. Spranger, Der Große. Untersuchungen zur Entstehung des historischen Beinamens in der Antike, Saeculum 9, 1958, 22–58 

Stefanidou-Tiveriou 2023

T. Stefanidou-Tiveriou, A portrait head of Pupienus from Thebes. Typological commitments and iconographic initiatives in imperial portraits produced by Greek workshops, ASAtene 1, 2023, 276–295 

Tulunay 2018

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Verboven 2011

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Wegner 1971

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Wendler 2021

M. Wendler, Zwischen Concordia und Konkurrenz. Überlegungen zur sogenannten ›Samtherrschaft‹ von Marc Aurel und Lucius Verus (161–169 n. Chr.), Gymnasium 128, 2021, 147–176 

Wimmer 1997

H. H. Wimmer, Die Strukturforschung in der Klassischen Archäologie, Europäische Hochschulschriften. Reihe XXXVIII Archäologie Bd. 60 (Bern u. a. 1997), d-nb.info/94884714X

Wolters 2003

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Zanker 1995

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Ziegler 2001/02

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Zinserling 1963

G. Zinserling, Altrömische Traditionselemente in Porträtkunst und Historienmalerei der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts unserer Zeit?, Klio 41, 1963, 196–220