Das Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin (Preußischer Kulturbesitz), im Jahr 2019
Die Jahresberichte des Münzkabinetts
werden in einer vorgegebenen knappen Form im Jahrbuch der
Berliner Museen veröffentlicht. In den letzten Jahren ist die
Erscheinungsweise jedoch sehr verzögert, so dass der Bericht für
2015 mit vierjähriger Verzögerung erschien[1].
Um den Interessenten am Münzkabinett zeitnah Informationen über
die Entwicklung des Museums zu geben, wurden die Jahresberichte
in dem Zeitraum von 2014–2018 in einer ausführlicheren Fassung
auf der Webseite der Numismatischen Kommission der Länder der
Bundesrepublik Deutschland und in academia veröffentlicht[2].
Gern wird nun von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, den
Jahresbericht ab dem Jahr 2019 in OZeAN zu veröffentlichen.
»Ich habe immer in meinem Leben Glück
gehabt.« Mit diesen Worten, die sie im Folgenden näher
ausführte, bedankte sich Heide Dobberkau (Abb. 1) am 21. November 2019
für die Ausstellung im Bode-Museum, die ihr Werk als Bildhauerin
und Grafikerin von Tierbildern präsentiert. Anschließend
schenkte sie dem Münzkabinett 15 Medaillen und zwei Reliefs, die
sie zuvor der Ausstellung »Bronzen wie Tiere. Heide Dobberkau
und ihre Tierwelten« zur Verfügung gestellt hatte. Jedes Jahr
hat seine besonderen Momente, die in Erinnerung bleiben. Ein
solches Moment im Jahr 2019 war die Rede der neunzigjährigen
Bildhauerin, für die sie stehenden Beifall erhielt.
Mit einer neuen musealen Präsentation
zur Geschichte der Sammlungen auf der Museumsinsel in der neu
eröffneten James-Simon-Galerie ist das Münzkabinett mit seinen
Objekten nun dauerhaft in einem weiteren Gebäude auf der
Museumsinsel vertreten (die anderen Häusern mit Objekten aus dem
Münzkabinett sind das Bode-Museum, das Alte Museum und das Neue
Museum).
Das Jahr 2019 bestimmte zu guten
Teilen die Fortsetzung der Arbeit an der Kabinettsgeschichte
sowie die laufenden Forschungs- und Digitalisierungsprojekte (www.corpus-nummorum.eu,
www.numid-verbund.de).
Hierzu zählt insbesondere auch ein neues Normdatenportal der im
Münzkabinett genutzten Vokabulare, Konzepte und Normdaten (ikmk.smb.museum/ndp).
Das Münzkabinett beteiligte sich an
der Evaluierung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz durch den
Wissenschaftsrat und an einer Initiative zur Schaffung einer
nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI). Alle großen
numismatischen Webportale schlossen sich dabei der Initiative
NFDI4objects an.
Am 22. November wurde ein neuer
Förderkreis für das Münzkabinett gegründet, der als Arbeitskreis
in der Numismatischen Gesellschaft zu Berlin e. V. konstituiert
wurde.
Die wissenschaftliche Mitarbeiterin
Dipl.-Phil. Elke Bannicke (Abb. 2) ging am 30. April in den Ruhestand. Am
Münzkabinett wurde Elke Bannicke am 1. April 1989 für die
Betreuung der neuzeitlichen Münzen, der vor- und nichtmünzlichen
Geldformen und vor allem für das historische Archiv der
Staatlichen Münze angestellt. Das im Krieg durch Wasser
geschädigte Archiv war im Jahr 1953 dem Münzkabinett in
wesentlichen Teilen anvertraut worden. In den Jahren 1992, 1995
und 1997 kamen weitere Bestandteile dazu. Dieser Sonderbereich
des Münzkabinetts umfasst heute über 20.000 Objekte. Im Jahr
1997 veröffentliche Elke Bannicke einen umfangreichen Aufsatz
zur Münzstätte Berlin ab 1750, 1999 legte sie dann ein
gedrucktes Bestandsverzeichnis des Archives vor. Nach der
Sanierung des Bode-Museums konnte sie ab 2004 die provisorische
Aufbewahrung beenden und diese Bestände in einem eigenen Raum
mit Sammlungsschränken angemessen auslegen. Nur ein Jahr nach
ihrer Anstellung am Münzkabinett wurde ihr ab August 1990
zusätzlich die Verantwortung für die rund 100.000 Objekte
umfassende Geldschein- und Wertpapiersammlung übertragen, für
die zuvor Manuela Stolzenberger mit einer eigenen Stelle tätig
gewesen war. Im Laufe der Jahre dehnten sich die
Aufgabenbereiche weiter aus, bis sie schließlich für alle Münzen
und Medaillen im deutschsprachigen Raum seit der Neuzeit
verantwortlich war. Mit ca. 213.000 Objekten betreute sie
zuletzt den umfangreichsten Sammlungsbestandteil des
Münzkabinetts. In den letzten Jahren hatte Elke Bannicke an der
Dauerausstellung, den Ausstellungen »Goldgiganten« 2010, zum
Friedrich-Jubiläum 2012, zu den Medaillen im Ersten Weltkrieg
2014 und zum 150. Jubiläum des Münzkabinetts 2018 wesentlichen
Anteil. Viele Jahre war Elke Bannicke zudem für die
wissenschaftliche Betreuung der Bibliothek zuständig, auch dies
eine zeitintensive Tätigkeit: Sie umfasst die Bemühung, die
durch den Abtransport der Bibliothek in die Sowjetunion
entstandenen tiefen Lücken zu schließen, die Neuanschaffungen zu
koordinieren und die Bibliotheksordnung zu verbessern. Unter
ihrer Leitung sind in Zusammenarbeit mit der Kunstbibliothek die
Bestände zunehmend im OPAC im World Wide Web recherchierbar, und
die Bibliothek hat sich von einem Handapparat der
wissenschaftlichen Mitarbeiter zu einer veritablen
numismatischen Präsenzbibliothek mit einem eigenen
Besucherverkehr gewandelt.
Die personelle Verjüngung des
Münzkabinetts hält an. In Nachfolge von Elke Bannicke konnte ab
23. September Dr. Johannes Eberhardt angestellt werden. Die
vakante Fotografenstelle wurde zu 10% mit dem Fotografen
Johannes Kramer besetzt.
Mitarbeiter und Personalia
Prof. Dr. Bernhard Weisser,
Museumsdirektor (Münzen der Antike bis 3. Jh. n. Chr.;
Medaillenkunst in Deutschland seit 1945; Gesamtleitung IKMK). –
Dr. Karsten Dahmen, Vertreter des Direktors (Münzen der
Spätantike und des Frühmittelalters, Byzanz, Islam/Orient,
ausländische Medaillen der Neuzeit; Datenredaktion IKMK, NUMiD).
– Christian Stoess M. A. (Münzen des Mittelalters, der Neuzeit
und Moderne, Europa und Übersee; Fotodokumentation). –
Dipl.-Phil. Elke Bannicke (bis 30.4.2019), Dr. Johannes
Eberhardt (ab 23.9.2019) (Münzen und Medaillen der Neuzeit und
Moderne / deutschsprachiger Raum; Geldscheine und Wertpapiere;
historisches Stempelarchiv der Berliner Münzstätte; Bibliothek).
Museumsassistent i. F.: Dr. Johannes
Eberhardt (bis 22.9.2019).
Restaurator: Dipl.-Restaurator (FH)
Jens Dornheim.
Fotograf: Johannes Kramer (10%, seit
26.9.2019).
Sekretärin: Viola Gürke.
Studiensaalaufsicht, Benutzer- und
Bibliotheksbetreuung: Valentina Schröder.
Projekt: Corpus Nummorum Thracorum
– Klassifizierung der Münztypen und semantische Vernetzung über
nomisma.org (Förderer: Deutsche Forschungsgemeinschaft, ab
2017): Dr. Angela Berthold (75%), Georgia Bousia M.A. (50%, bis
30.9.2019), Paula Michalski (stud. Hilfskraft, bis 31.7.2019),
Desiree Brunsch (stud. Hilfskraft, ab 1.8.2019)
Projekt: Corpus Nummorum
(Förderer BMBF): Andrea Gorys M.A. (externe Mitarbeiterin, 50%),
Roxana Lechner (externe stud. Hilfskraft)
Projekt: Numismatische
Universitätssammlungen in Deutschland = NUMiD (Förderer:
BMBF): Dr. Katharina Martin (externe Mitarbeiterin, 30%).
Mitarbeiter im Ehrenamt: Dipl.-Phil.
Elke Bannicke (ab 1.5.2019), Prof. Dr. Jannis Hourmouziadis,
Prof. Dr. Bernd Kluge, Horst Kosanke, Jürgen Morgenstern und
Renate Vogel.
Gemeinsam mit der Numismatischen
Gesellschaft zu Berlin und der Erivan und Helga Haub-Stiftung
trug das Münzkabinett dazu bei, (Nachwuchs-)Wissenschaftlern
Arbeiten an den Beständen zu ermöglichen: Stefanie Baars M.A.,
Daniel Baumbach M.A., David Hack M.A., Dr. Sylvia Karges und Dr.
Sonja Ziesmann.
Praktika (studienbegleitend): Paul
Höffgen (Neuzeit), Sofie-Lilly Prinada (Restaurierung, Antike)
und Rafael Wedam (Mittelalter/Neuzeit).
B. Weisser ist stellvertretender
Vorsitzender der Numismatischen Kommission der Länder und war
Schriftführer der Deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst (bis
Oktober 2019). Er ist Schatzmeister im Internationalen
Numismatischen Rat und wurde als numismatischer Preisrichter in
die Jury der Wettbewerbe zur Gestaltung der deutschen
Gedenkmünzen berufen. Er war Sprecher des Berliner
Medailleurkreises (bis Dezember 2019) und im Gremium zur
Verleihung des Saltus Award. Er ist Mitglied im neu gegründeten
Förderkreis des Münzkabinetts (seit November 2019).
K. Dahmen leitet den Freundeskreis
Antike Münzen (FAM). Er ist wie B. Weisser Mitglied im
wissenschaftlichen Beirat
Notae Numismaticae – Zapiski Numizmatyczne, Krakau, und ist
Preisrichter für die »Coin of the Year« von Krause Publications.
Er gehört der internationalen Arbeitsgruppe zur Schaffung und
Vereinheitlichung numismatischer Normdaten (www.nomisma.org)
an. Er ist Ombudsmann für gute wissenschaftliche Praxis für die
Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Ch. Stoess ist Präsident der
Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte und Schatzmeister
der Numismatischen Kommission der Länder. Er ist
wissenschaftlicher Beirat der Numismatic Association of
Australia.
J. Eberhardt ist Schriftführer der
Deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst (seit Oktober 2019)
und Sprecher des Berliner Medailleurkreises (seit Dezember
2019). Er nahm als Jurymitglied an der Medaillen-Auswahl für
FIDEM teil.
J. Eberhardt, K. Dahmen und B.
Weisser gehören dem Vorstand der Numismatischen Gesellschaft zu
Berlin an, dem Förderverein des Münzkabinetts.
B. Kluge erhielt die
Ehrenmitgliedschaft des Herold, des Vereins für Heraldik,
Genealogie und verwandte Wissenschaften zu Berlin e.V., gegr.
1869.
Erwerbungen
Insgesamt belief sich der
Sammlungszuwachs auf 219 Objekte:
Münzen: 158
Medaillen: 60
Galvano (Eigenanfertigung): 1
Zwölf Kunstmedaillen der Moderne sind
aus Haushaltsmitteln angekauft worden. Die dem Münzkabinett
zugewiesenen Erwerbungsmittel in einem mittleren vierstelligen
Bereich boten, wie auch schon in den letzten Jahren, wenig
Spielraum zur Schließung bestehender Lücken. Alle anderen
Erwerbungen sind aus Spendenmitteln und als Geschenke erfolgt.
Die wertvollste Schenkung stammt von
Ingeborg Lewandowski. Es handelt sich um eine Sammlung von
englischen Münzen aus der Sammlung ihres im Jahr 2006
verstorbenen Ehemannes Helmut Lewandowski (Acc. 2019/35-187,
Abb. 3).
Diese Schenkung wird im Jahr 2020 noch durch englische Token
erweitert. Heide Dobberkau schenkte unter Vermittlung von Dr.
Wolfgang Steguweit Medaillen anderer Künstler (Acc. 2019/11-23).
Anlässlich der Ausstellungseröffnung am 21. November schenkte
sie 15 ihrer eigenen ausgestellten Werke, die dem Münzkabinett
bislang fehlten (Acc. 2019/203-220, Abb. 6). Die Staatsbibliothek
(Stiftung Preußischer Kulturbesitz) überwies eine polnische
Münze. Weitere Geschenke sind dem slowenischen Botschafter S. E.
Franc But, Prof. Dr. Michael Eissenhauer, Helga Haub
(Abb. 5), Mary N.
Lanin, Fritz Rudolf Künker, Karl Lubomirski (Abb. 7), Dr. Eckhardt
Plümacher, David Potter, Lars-Gunter Schier, Prof. Dr. Julius H.
Schoeps, Gudrun und Klaus Schwinkowski (Abb. 4), Christian Stoess und Dr.
Hans-Karl Wrede zu verdanken.
Sammlung, Forschung und Lehre
a) Sammlungen
Die Dokumentationsarbeiten zu
Alexander dem Großen und Thrakien sind abgeschlossen.
Fortgesetzt wurden Arbeiten an den Münzen aus Mysien, der Troas
und aus Moesia Inferior, den deutschen Münzen von 900–1140
(Herzogtum Sachsen), islamische Glasmünzen und -gewichte,
brandenburgisch-preußische Medaillen, Medaillen im Ersten
Weltkrieg, Notgeld, Medaillenkunst nach 1945. Alle
Wissenschaftler dokumentierten Objekte im Interaktiven Katalog
des Münzkabinetts. Die Provenienzforschung betraf viele
Einzelrecherchen. Ansonsten wurde die Arbeit an der Sammlung
stark bestimmt durch Materialvorlagen im Studiensaal, Anfragen,
Leihersuchen und Fotowünsche, wobei jeweils parallel die Eingabe
dieser Objekte in den Interaktiven Katalog IKMK erfolgte.
Darüber hinausgehende Arbeiten waren eigenen
Wissenschaftsvorhaben gewidmet (s. dort). Auch diese sind
vielfach mit Eingaben in den IKMK verbunden. Das Münzkabinett
unterstützte die Dokumentation und Onlinepublikation von 107
Medaillen, die James Simon im Jahr 1904 der Skulpturensammlung
geschenkt hatte (K. Dahmen, W. Roßner).
Sicherheitsfotos: Neuaufnahmen von
Ladensicherungsbildern erhöhen die Gesamtanzahl an
Ladensicherungsbildern auf 6.857 (2018: 6.242). Die Zahl der
fotografierten Einzelobjekte mit dem System Quickpx ist von
45.000 auf 60.500 Stück gestiegen: (938 Laden, 481 Antike und
457 Mittelalter/Neuzeit). Damit wurden im Jahr 2019 15.500
Objekte (Vorjahr: 21.000 Objekte) neu mit dem System Quickpx
erfasst. Das verlangsamte Tempo resultiert vor allem aus der
zeitaufwändigeren neu hinzu gekommenen Erfassung der Kerndaten:
Stempelstellung, Gewicht, Durchmesser, Akzession, die nun in der
Bilddatei hinterlegt werden (Koordinierung: Ch. Stoess). Das
Quickpx-System wurde für Fotokampagne an die Münzsammlung in
Gotha und an die Ausgrabung des Deutschen Archäologischen
Instituts in Pergamon ausgeliehen.
b) Bibliothek und Studiensaal
Der Bestand ist um 211 Monographien
und 56 Bände Periodika gewachsen, davon kamen 167 als Tausch-
und Belegexemplare oder als Schenkung in das Münzkabinett. Die
Retrokonversion der Bibliotheksbestände Im OPAC der
SMB-Bibliotheken umfasst nun 8.403 Titel. Die Bibliothekare von
der Kunstbibliothek, Daniel Schatz und Elisabeth Scheele, haben
die Signierung der Bestände fortgesetzt, die im Zuge dieser
Arbeiten auch in neuer Ordnung aufgestellt werden (E. Bannicke,
J. Eberhardt). 1.272 Besucher wurden im Studiensaal betreut.
Dies sind etwas weniger Besucher als 2018 (1.673), die Zahl
entspricht den 1.195 Besuchern des Jahres 2017 (V. Schröder).
c) Restaurierung
Im Rahmen der restauratorischen und
konservatorischen Betreuung des Sammlungsbestandes wurden in
diesem Jahr insgesamt 602 Objekte auf ihren Zustand hin
überprüft. Daraus leiteten sich an 330 Objekten
restauratorisch-konservatorische Maßnahmen ab. Dies betraf unter
anderem den Bestand an spätmittelalterlichen Brakteaten aus der
Region Obersachsen-Thüringen sowie für Ausstellungen vorgesehene
Objekte. Exemplarisch wären hier der neue
Dauerausstellungsbereich in der James-Simon-Galerie sowie die
Sonderausstellung »Wilhelm und Alexander von Humboldt« im
Deutschen Historischen Museum zu nennen. Die erforderlichen
Arbeiten umfassten die Reinigung der Objekte sowie das Entfernen
von Korrosionsprodukten mit sich daran anschließenden
konservierenden Maßnahmen. Aber auch an Objekten, die neu in die
Sammlung aufgenommen wurden, stellvertretend sei hier das 247
Objekte umfassende Konvolut von Abschlägen Beckerscher
Fälschungen genannt, fanden restauratorisch-konservatorische
Maßnahmen statt. Wo dies erforderlich war, wurden im
Sammlungstresor Metallschubladen gereinigt und Bestände (z. B.
mittelalterliche Brakteaten) auf neuen Tablaren ausgelegt.
Das bereits im Vorjahr begonnene
Kooperationsprojekt »Stimmt die Chemie?!« zwischen dem
Herder-Gymnasium Berlin und dem lab.Bode der Staatlichen Museen
zu Berlin, an dem auch die Restaurierungswerkstatt des
Münzkabinetts beteiligt war, fand zum Jahresanfang seinen
Abschluss. Die Schülerinnen und Schüler erhielten mit den
Schwerpunkten präventive Konservierung, Restaurierungsethik und
-praxis sowie einer Einführung in die Herstellung
galvanoplastischer Kopien einen Einblick in die Museumsarbeit
(Abb. 8).
Bei letztgenanntem Punkt konnten sie auch praktisch tätig
werden. Die Ergebnisse des Projektes fanden ihren Niederschlag
in einer Ausstellung im Bode-Museum sowie einer
Veröffentlichung: I. Pett, Wie Metallrestauratoren mit einem
Chemiekurs reagieren, in: Restauro. Zeitschrift für
Konservierung und Restaurierung 3, 2019, 48–51.
Im Alten Museum erfolgte im
Dauerausstellungsbereich des Münzkabinetts eine Außen- und
Innenreinigung der Vitrinen. Im Zuge dessen wurde auch die
Funktionstüchtigkeit der Objekthalterungen überprüft und
vereinzelt optimiert. Die genannten Arbeiten geschahen in
Zusammenarbeit mit Frau Sofie-Lilly Prinada, die im Frühjahr
einen Teil ihres studentischen Praktikums in der
Restaurierungswerksatt absolvierte. Für Ausstellungszwecke
wurden galvanoplastischer Kopien von numismatischen Objekten
hergestellt. Für die im November im Bode-Museum eröffnete
Sonderausstellung »Bronzen wie Tiere. Heide Dobberkau und ihre
Tierwelten« oblag der Restaurierungswerkstatt die technische
Planung, Koordinierung und Umsetzung der Ausstellung.
d) Forschung/Wissenschaft
Im Rahmen des Gemeinschaftsprojektes
mit der BBAW »Corpus Nummorum« ist die Erschließung und
Veröffentlichung der thrakischen Münzen im Münzkabinett jetzt
abgeschlossen. Weitere thrakischen Münzstätten wurden mit
Typenbeschreibungen versehen: Aigospotamoi, Paktye, Apros,
Bisanthe, Krithote, Orthagoreia, Alopekonnesos, Kardia, Trie,
Selymbria, Dikaia, Zone, Agathopolis. Weiterhin wird die
Datenbank
www.corpus-nummorum.eu im technischen und inhaltlichen
Ausbau seitens des Münzkabinetts mitbetreut (A. Berthold, P.
Michalski, D. Brunsch). Für die Regionen Troas und Moesia
Inferior wurden die Bilder und Kerndaten zur Verfügung gestellt.
Die Münzen verschiedener mysischer und troischer Münzstäten
wurden in den IKMK und in CN eingegeben (B. Weisser, A. Gorys,
R. Lechner). Neben der Fortsetzung der Bearbeitung der
Fundmünzen von Priene entstanden Manuskripte zu den Arbeiten der
letzten Jahre (J. Eberhardt, B. Weisser).
Maßgeblich mit Eigenmitteln ist das
Münzkabinett seit 2017 an NUMiD (www.numid-verbund.de)
beteiligt, der Erschließung universitärer Sammlungen in
Deutschland (Sprecher: Prof. Dr. Johannes Wienand,
Koordinatorin: Dr. Katharina Martin). Die Stammdaten werden in
Berlin gesammelt, ediert und verwaltet. Den Hauptarbeitsbereich
bildete die Erstellung neuer Konzepte, deren Anreicherung mit
Identifikatoren sowie in Abstimmung mit der Koordinatorin die
Zusammenarbeit mit den 42 (2018: 35) bereits in NUMiD aktiven
Sammlungen (K. Dahmen). Online gingen im Jahr 2019 die
Münzsammlungen in Augsburg, Eichstätt, Kiel, Konstanz und Mainz.
Seit 2019 gibt es für den NUMiD-Verbund ein Verbundportal mit
der Adresse
https://www.numid.online. Die spielerisch-intuitive Form der
Visualisierung der Bestände des NUMiD-Verbundes ermöglicht ein
Portal, das zunächst im Rahmen eines Seminars von Prof. Marian
Dörk in Zusammenarbeit mit dem Münzkabinett am UCLAB der
Fachhochschule Potsdam entwickelt wurde (https://visualize.numid.online).
Am Ende des Jahres 2019 waren 21.333 in den verschiedenen IKMKs
veröffentlichte Objekte online (2018: 7.500). Das Projekt wurde
vom BMBF um ein Jahr bis 2021 verlängert.
Die Arbeit an Archivalien betraf die
Kabinettsgeschichte, die Geschichte der Numismatischen
Gesellschaft zu Berlin, den Fund von Xanten (1764), die Ankäufe
von Julius Friedländer in Italien, die Korrespondenz von Arthur
Löbbecke und die Recherche zu Vorbesitzern und Veräußerern. Im
Jahr 2019 wurden in großem Umfang die Erwerbungsbücher und
wichtigsten Inventarbücher gescannt. Die Fa. German Dataservice
erstellte 140 Digitalisate mit über 40.000 Einzelseiten (Ch.
Stoess).
e) Lehre
J. Eberhardt, Ch. Stoess und B.
Weisser führten Lehrveranstaltungen an der Humboldt-Universität
durch. K. Dahmen, J. Eberhardt und B. Weisser veranstalteten
zusätzlich Führungen und Handübungen mit Studierenden im Rahmen
von anderen Universitätsveranstaltungen. Derzeit werden drei
numismatische Dissertationen am Münzkabinett betreut.
f) Bestandsveröffentlichung im World Wide Web (ikmk.smb.museum)
Ende 2019 waren 36.742 Objekte des
Münzkabinetts im Internet publiziert. Der Zuwachs betrug im
Jahre 2019 2.788 Objekte (2018: 1.840). Dies war, wie in den
letzten zwölf Jahren, nur durch den enthusiastischen Einsatz
aller Beteiligten zu erreichen. Die materialbezogene
wissenschaftliche Dokumentation erfolgt auch weiterhin
weitgehend durch die Einwerbung von Drittmitteln.
Der Bestand an Normdaten wurde weiter
erhöht. Sie werden nun auch vom KENOM-Verbund genutzt.
Personeneinträge: 10.035 (2018: 9.039), darunter u.a.
Vorbesitzer: 1.348, Münzherren: 2.418, Dargestellte: 3.043. Dazu
kommen z.B. Geographica (Münzstätten, Ausgabeorte, Fundorte)
3.023. Diese mit weiteren Linked Open Data-Konzepten und
Beschreibungen angereicherten Normdaten werden seit Juli 2019 in
einem eigenen Normdatenportal präsentiert:
https://ikmk.smb.museum/ndp. Über VoIDRDF erfolgt der
Datentransfer zu anderen numismatischen Spezialportalen (hier
der American Numismatic Society). Die Datenexporte können nun
direkt vom Münzkabinett in diese Portale ausgelöst werden. Dies
betrifft nicht nur den IKMK des Berliner Münzkabinetts, sondern
auch alle Sammlungen des IKMK-Verbundes. Hier erfüllt das
Münzkabinett eine wichtige institutionsübergreifende Funktion
für die deutsche und internationale Numismatik (K. Dahmen).
Ausstellungen und Veranstaltungen
Im Bode-Museum wurden als eigene
Ausstellungen »150 Jahre Münzkabinett. Münzen – Medaillen –
Menschen« (B. Weisser u. a.) und »Bronzen wie Tiere. Heide
Dobberkau und ihre Tierwelten« (J. Eberhardt und W. Steguweit)
gezeigt (Abb. 9). Teile der Tiermedaillenschau erlebten in Speyer eine
weitere Ausstellungsstation. Im Zusammenhang mit dieser
Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Projekt
museum4punkt0 erstmals ein digitales Führungsblatt, für das
Objekte der Ausstellung durch das Zedikum in 3D erfasst wurden:
https://bronzenwietiere.smb.museum.
In der James-Simon-Galerie wurde eine
neue Dauerausstellung des Münzkabinetts eingerichtet, die auf
die Münzsammlung in der Kunstkammer des 17. Jahrhunderts als
eine der Keimzellen für die heutigen Staatlichen Museen zu
Berlin hinweist sowie einen der historischen Dagly-Münzschränke
von um 1693 präsentiert (Abb. 10). Zudem wurden Zuarbeiten für die
Gestaltung der dortigen Medienstationen geleistet (K. Dahmen).
Neben eigenen Ausstellungen war das
Münzkabinett mit 20 Leihgaben an 10 Ausstellungen in Berlin,
Brandenburg, Braunschweig, Magdeburg, New York, Quedlinburg und
Warschau beteiligt. Für einige dieser Ausstellungen verfassten
die Kuratoren Katalogtexte: »Dressed for Success. Matthäus
Schwarz. Ein Modetagebuch des 16. Jahrhunderts« in Braunschweig
(Ch. Stoess) und »Świat Polskich Wazów« in Warschau (Ch.
Stoess).
Das Münzkabinett war an einem
Workshop zu Gewichtsstandards in Thrakien beteiligt, der in der
BBAW stattfand. Ch. Stoess führte am 27. April die
Jahresversammlung der Gesellschaft für Internationale
Geldgeschichte in Frankfurt/M. durch. J. Dornheim und J.
Hourmouziadis vertraten das Münzkabinett in der Arbeitsgruppe
»Experimentelle Numismatik«.
Weitere Vorträge wurden gehalten von
K. Dahmen in Berlin, München und Messina, von J. Eberhardt in
Berlin, Münster und Speyer, von B. Kluge in Berlin, von Ch.
Stoess in Berlin, Frankfurt, Halle, Münster, Weliki Nowgorod und
Wetzlar und von B. Weisser in Berlin, Dresden, Frankfurt,
Hannover, Münster, Neuruppin, Toruń und Tübingen.
Ausblick auf 2020
Die Verbesserung der Infrastruktur im
Bereich der Bibliothek und die Aufarbeitung der Geschichte des
Münzkabinetts werden fortgesetzt. Die Konzentration der Arbeit
auf die gegenwärtigen Drittmittelprojekte bleibt bestehen. Im
Juli werden die Ergebnisse der Evaluierung der Strukturen durch
den Wissenschaftsrat erwartet. Am 26. November wird die
Ausstellung »Frauen auf Münzen und Medaillen« [Arbeitstitel]
eröffnet, die in Zusammenhang mit der Ausstellung »Frauen« der
Skulpturensammlung im Bode-Museums steht.
Anhang: Ein neuer Förderkreis des Münzkabinetts
Das Münzkabinett, Staatliche Museen
zu Berlin (Stiftung Preußischer Kulturbesitz) ist das größte
numismatische Museum in Deutschland. Allerdings sind gegenüber
fünf Kuratoren im 19. Jh. bei seinerzeit 300.000 Objekten und
den sieben Kuratoren im Jahr 1990 seit 1993 lediglich vier
Kuratoren übriggeblieben, die heute über 540.000 Objekte
betreuen. Der reguläre Erwerbungsetat liegt seit Jahren bei
5.000 €.
Die notwendige Sicherheitsfotografie,
die Online-Veröffentlichung der Bestände und die Überführung des
Münzkabinetts in das digitale Zeitalter als herausforderndes
neues Arbeitsfeld erfolgen bislang fast ausschließlich aus
Drittmitteln.
Auf der anderen Seite ist das
Münzkabinett die einzige öffentliche Einrichtung in Deutschland
mit vier festangestellten Numismatikern. Deshalb hat es auch
institutionsübergreifende Aufgaben zu erfüllen: in der
akademischen Nachwuchsarbeit, der Numismatischen Kommission der
Länder in der Bundesrepublik Deutschland, dem Internationalem
Numismatischen Rat und in anderen Wissenschaftsverbünden. Es
beteiligt sich aktiv an Diskussionen um den Kulturgüterschutz,
bietet gute Forschungsbedingungen und befähigt derzeit fast 40
universitäre Münzsammlungen, ihre Bestände auf dem neuesten
Stand der Technik online zu publizieren.
Am 22. November 2019 hat sich eine
Gruppe von Freunden des Münzkabinetts und der Numismatik in
Berlin zusammengefunden. Sie hat einen Förderkreis für das
Münzkabinett gegründet. Damit erfüllt sich ein im Münzkabinett
lang gehegter Wunsch. Zum Sprecher wurde Carl-Ludwig Thiele
gewählt (Abb. 11). In der Mitgliederversammlung der Numismatischen
Gesellschaft zu Berlin, gegr. 1843, die satzungsgemäß der
Förderverein des Münzkabinetts ist, wurde der Förderkreis
einstimmig als neuer Arbeitskreis aufgenommen. Es ist nach dem
Freundeskreis Antike Münzen, dem Berliner Medailleurkreis und
dem Arbeitskreis Brandenburg/Preußen der vierte Arbeitskreis
innerhalb der Numismatischen Gesellschaft zu Berlin.
Die Gruppe besteht aus Personen, die
sich bereit erklärt haben, das Münzkabinett jährlich
substantiell finanziell zu fördern und es mit ihrem profunden
Wissen bei der Entwicklung der Museumsarbeit zu beraten. Bereits
beim ersten Treffen wurden viele persönliche Gemeinsamkeiten der
Förderer, die sich zuvor nicht alle kannten, festgestellt. Der
Förderkreis stellt sich auf eine längerfristige Tätigkeit ein.
Doch schon jetzt sind erste positive Wirkungen erkennbar. Für
die Zuwahl neuer Mitglieder hat jedes jetzige Mitglied des
Förderkreises Vorschlagsrecht, die Zuwahl hat einstimmig zu
erfolgen.
Die Ziele des »Förderkreises
Münzkabinett« sind:
- die Erhöhung des
Handlungsspielraums in Bezug auf Erwerbungen, Ausstellungen,
Forschung und Nachwuchsarbeit
- die Repräsentanz der Numismatischen
Gesellschaft als Förderverein des Münzkabinetts
- die Förderung des Münzkabinetts im
Verbund der Numismatik in Deutschland und international.
[1] B. Weisser, Das
Münzkabinett im Jahr 2015, in: Jahrbuch der Berliner
Museen. Ehemals Jahrbuch der Preußischen
Kunstsammlungen, N.F., Bd. 58, 2016 (2019), 176–180.
[2] Numismatische
Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland:
http://www.numismatische-kommission.de/ueber-uns/prof-dr-bernhard-weisser/?order-by=states,
Academia:
https://smb.academia.edu/BernhardWeisser.