Weinstock, Feigenbaum und göttliche Gerechtigkeit
Biblisch-theologische Skizzen zum Wohnen
DOI:
https://doi.org/10.17879/jcsw-2021-3542Abstract
Der biblische Begriff des Wohnens ist immer im Kontext von Bewegung, Migration und Veränderung zu denken. Die Sehnsucht, dass jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum wohnt (1 Kön 5,5) ist an die Gerechtigkeit des Königs gebunden und verwirklicht sich in der Herrschaft Salomos. Gottes Verbindung zum Tempel in Jerusalem ist durch die Erfahrung des babylonischen Exils ihrer Sicherheit beraubt. Die theologische Reflexion dieses Ereignisses führt zu einer Personalisierung des Begriffs vom göttlichen Wohnen. Das Konzept der Heiligkeit spielt dabei eine zentrale Rolle und verbindet theologisches und anthropologisches Denken. Auch im Begriff der Heiligkeit ist das Denken der Gerechtigkeit zentral, wenn die Ordnung des Landes nicht nur als räumliche in Relation zum Tempel, sondern auch als soziale zu Gunsten aller Bewohner*innen konzipiert ist. Gott gilt als der eigentliche Eigentümer des Landes, so dass das Wohnen im Land den Charakter des Fremd-Seins eingeschrieben behält (Lev 25,23) und an die Gerechtigkeitsvorstellungen der Tora geknüpft ist.