Alter(n) als normativer Erwartungsraum
Kulturelle Spurensuche in sozialethischer Absicht
DOI:
https://doi.org/10.17879/jcsw-2023-5061Abstract
Die sozialethische Reflexion über faire und gerechte Alterssicherung kann nicht von einem Nullpunkt aus starten, sondern setzt an bereits bestehenden sozialen, ökonomischen und politischen Institutionen der Alterssicherung an. Diese Institutionen spiegeln normative Festlegungen wider, und ihre Legitimität hängt davon ab, ob sie das Ziel der Alterssicherung effektiv, effizient, fair und gerecht erfüllen. In diesem Beitrag werden die normativen Vorstellungen, die in der deutschen Gesellschaft im Hinblick auf Alter(n) existieren, analysiert und diskutiert. Dabei stehen nicht einzelne Argumente oder Konzepte im Fokus, sondern eher diffusere Wertvorstellungen, die den Diskurs grundieren. Der Beitrag gliedert sich in drei Schritte: Zuerst wird der Zusammenhang zwischen den Wertvorstellungen und der sozialwissenschaftlichen Diskussion über Altersbilder beleuchtet. Im zweiten Schritt werden die zentralen normativ-evaluativen Vorstellungen in den Komplexen Alter/Altern und Generation untersucht. Dadurch wird die Vielfalt der Wertvorstellungen reduziert und fokussiert. Schließlich werden die Ergebnisse zusammengefasst, um die sozialethische Relevanz dieser Wertvorstellungen für die Alterssicherung zu verdeutlichen. Der Beitrag zeigt auf, dass normative Idealvorstellungen und Wertkomplexe die Debatte über die Reform der Alterssicherung, deren Legitimität sowie Sinngehalte beeinflussen können. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit diesen Wertvorstellungen ist für die sozialethische Argumentation von großer Bedeutung, um einen kritischen Anschluss an gesellschaftliche Debatten zu gewährleisten.