Ethische Ansprüche an das eigene wirtschaftliche Handeln
Zur Notwendigkeit von Standards für die Vergabe von kirchlichen Erbbaugrundstücken und Wohnimmobilien
DOI:
https://doi.org/10.17879/jcsw-2021-3549Abstract
Die Kirchen besitzen nicht unerhebliche Liegenschaften und Immobilien. Wie sie damit umgehen, ist eine Anfrage an ihre Glaubwürdigkeit. In Form einer Diskursanalyse werden Argumente sortiert und bewertet, die bei der Vergabe von kirchlichen Erbbaugrundstücken und im Umgang mit Wohnimmobilien eine Rolle spielen. Zunächst wird der kirchenrechtliche Rahmen abgesteckt. Wirtschaftsethische und gerechtigkeitstheoretische Argumente integrierend wird für die Einführung eines Kriterienkatalogs bei der Vergabe von Erbpachtgrundstücken plädiert. In einem zweiten Schritt werden die Diskussionen zu ethisch nachhaltigen Geldanlagen einbezogen, um die Perspektive Was mache ich mit den erwirtschafteten Gewinnen? zu weiten und die Perspektive Wie erwirtschafte ich Gewinne? in den Fokus zu rücken. Ausgehend von der Diagnose, dass dieses Niveau an ethischer Reflexion beim Umgang mit kirchlichen Liegenschaften und Wohnimmobilien noch nicht erreicht ist, wird in einem dritten Schritt dargelegt, warum es gerade bei der Wohnungsfrage wichtig ist, Handlungsbegründungen und -orientierungen jenseits von Barmherzigkeit und Caritas in den Blick zu nehmen. Nur dann ist es möglich, so die abschließende These, im Umgang mit Grundstücken und Wohnimmobilien eine transformative Rolle einzunehmen und eine gesamtgesellschaftliche Gestaltungsverantwortung zu übernehmen.