Zur Rezeption Postkolonialer Theorie in der deutschsprachigen Theologie
Ein Literaturüberblick
DOI:
https://doi.org/10.17879/jcsw-2020-2981Abstract
Postkoloniale Theorie ist im englischsprachigen Raum – ausgelöst von Edward W. Saids bahnbrechendem Werk Orientalismus (1978) – in den 1980er-Jahren entstanden und gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts auch im deutschsprachigen Raum angekommen. In der Theologie begann eine allgemein wahrnehmbare Rezeption erst vor gut zehn Jahren. Dabei war es zunächst vor allem die Missionswissenschaft/Interkulturelle Theologie, die die Bedeutung dieser Theoriebildung für die Theologie würdigte. In ihrer Thematisierung von bis heute wirksamen kolonialen Denk- und Handlungsweisen sowie kulturellen Veränderungsprozessen und den darin zum Ausdruck kommenden Machtverhältnissen ist Postkoloniale Theorie jedoch vor allem auch von sozialethischer Bedeutung. Ihre sozialethische Relevanz zeigt sich allgemein in der Analyse hegemonialer Denkstrukturen im interkulturellen und interreligiösen Kontext, in der postkoloniale Einsichten zu tieferem Verständnis beitragen, konkret jedoch in der theologisch-ethischen Diskussion über die Migration im deutschsprachigen Raum, bei der postkoloniale Theorie mit ihrer subtilen Analyse kultureller Vielfalt und Hybridität eine wichtige Rolle zu spielen beginnt. Dennoch steht eine ausführlichere Behandlung postkolonialer Theorie in ihrer Bedeutung für die christliche Sozialethik noch aus.