Gerade komme ich von einem Arbeitstag aus dem Groote Schuur Hospital in meine Kapstadter Wohnung und denke mir: PJ in Kapstadt war auf jeden Fall eine super Entscheidung!
Aber erst mal alles auf Anfang. Wie bin ich eigentlich hier hingekommen?
Im März 2021 habe ich mich für mein PJ hier in Südafrika an der University of Cape Town beworben. Dies war jedoch leichter gesagt als getan. Antworten der Universität kamen leider meistens erst nach zwei Wochen. Manchmal kam auch gar keine Antwort und ich musste mehrere E-Mails schreiben, bis ich eine Antwort erhielt. Meine finale Zusage habe ich so schlappe 6 Monate später, im September 2021 bekommen. Hier im Krankenhaus als Medizinstudent zu arbeiten ist zudem leider nicht umsonst. Außerdem sollte man beachten, dass man eine Berufshaftpflicht benötigt, da man über die Universität oder das Krankenhaus nicht versichert ist. Wenn man diese ganzen Dinge im Vorhinein beachtet und erledigt, steht dem PJ in Südafrika nichts mehr im Weg.
So ging es am 01. Mai diesen Jahres in den Flieger und auf direktem Weg nach Kapstadt. Jedoch nicht direkt ins Krankenhaus, sondern erst mal zwei Wochen auf einen Roadtrip entlang der Südküste auf der „Garden Route“. Was soll ich sagen? Es ist ein ABSOLUTER Traum.
Ein Ort ist schöner als der nächste. Die Garden Route führt von Kapstadt bis nach Port Elisabeth an wunderschönen Orten entlang des Atlantiks und Indischen Ozeans. Es gibt unendlich viel zu sehen und ein Besuch alleine reicht nicht aus, um alles zu entdecken. Mein absolutes Highlight war der Addo Elephant Park, welcher gleichzeitig den östlichsten Punkt meiner Reise darstellte und ab dem es dann im Landesinneren zurück nach Kapstadt ging.
Schon nach den ersten zwei Wochen war mir klar: Südafrika – ein wirklich spannendes Land. Aber in einigen Dingen auch so unterschiedlich zu dem Leben in Deutschland.
- Angefangen mit dem Fahren auf der linken Seite. Ich muss jedoch sagen, dass man sich sehr schnell an das Fahren gewöhnt. Die ersten Tage sind ziemlich ungewohnt und statt zu blinken, schaltet man immer den Scheibenwischer an. Ich fand den Tipp „links ist nah, rechts ist fern“ vor meiner Reise ziemlich hilfreich. Wenn man auf Kreuzungen zufährt und sich daran erinnert, dann funktioniert zumindest schon mal das Abbiegen (den Scheibenwischer wird man trotzdem in den ersten Tagen immer für den Blinker halten 😄)
- Minibusse. Diese Busse sind ein Mysterium. Da Öffis hier nicht so gut ausgebaut sind, setzen alle auf Minibusse. Diese Busse fahren jedoch wild durch die Gegend und es wird immer eine Person im Fahrzeug auserkoren, die die ganze Zeit den Zielort aus einem Fenster schreit. Außerdem wird einem aus der Ferne entgegengerufen, ob man irgendwohin (ich habe noch nie verstanden, wo sie eigentlich hinfahren) mitfahren möchte.
- Damit kommen wir auch schon zum dritten Punkt. Fortbewegung und Kriminalität. Leider, leider, leider ist die Rate der Kriminalität sehr hoch hier. Wenn es dunkel ist, sollte man sich nicht mehr zu Fuß draußen und besonders nicht alleine fortbewegen. Auch für kurze Strecken ist es sinnvoll ein Uber oder das Auto zu nehmen. Seitenstraßen sollten zudem zu Fuß gemieden und sich nur auf Haupt- und belebten Straßen bewegt werden.
- Afrikaans. Neben Englisch wird hier Afrikaans gesprochen, eine Sprache die viele Ähnlichkeiten mit Niederländisch aufweist. So kann man als Deutscher tatsächlich einige Worte aufschnappen und verstehen. Meine Lieblingswörter sind definitiv „Dankie Dankie“, was (wer hätte es gedacht) „Danke“ heißt oder „lekker“, was „schön“ bedeutet.
- Sommer im Winter und Winter im Sommer. Vor der Abreise sollte man dies wirklich nicht vergessen. So kann es hier nachts von Juni bis August kalt sein, besonders weil es in den Wohnhäusern keine Heizungen gibt. Regen ist außerdem in den Wintermonaten keine Seltenheit.
- Tierspektrum. Wenn plötzlich ein Baboon oder eine Cobra vor einem auftaucht, merkt man schnell, dass wir als Deutsche definitiv eine andere Tierwelt gewöhnt sind. Es war zudem wahnsinnig beeindruckend Elefanten in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen und ich muss sagen, dass ich mich ein wenig in diese grauen Riesen verliebt habe.
- Der afrikanische Vibe. Das ist auf jeden Fall ein Punkt, den ich zurück in Deutschland sehr vermissen werde. Sollte irgendwo gute Musik laufen, fangen die Menschen hier einfach an zu tanzen. Sätze wie „Hey sister, I wish you the best weekend you’ve ever had”, wenn man aus seinem Uber aussteigt oder lautes Lachen, sind hier ganz und gar nicht übertrieben, sondern einfach nur super herzlich.
- Load-shedding. Manchmal gibt es nicht genug Strom für das ganze Land. Einzelne Städte werden so für bis zu zwei Stunden pro Tag vom Stromnetz genommen, um den Strom für eine andere Stadt zur Verfügung zu stellen. Zu diesen Zeiten kann weder ein elektrisches Gerät zu Hause genutzt werden, noch funktionieren die Ampeln auf der Straße. Häufig gibt es zudem schlechteres oder gar kein Handynetz.
Lassen Sie einen Kommentar da