• Menu
  • Menu

“You can’t be German, you just smile too much”

Genau diesen Satz habe ich von einem Schotten zu hören bekommen… So viel zu Vorurteilen, es gibt sie wirklich… Die Deutschen werden also doch als ernstes Volk gesehen…

Heute möchte ich euch aber kurz über die schottische Mentalität erzählen. Ich möchte gleich vorwegnehmen, dass ich die Schotten kennen und lieben gelernt habe und die deutschen Mitbürger sich ab und zu doch ein Beispiel an den Schotten nehmen können. Am meisten wurde ich beim Wandern positiv überrascht:

Wenn sich zwei Wanderer begegnen, dann ist es normal, dass man sich anlächelt und sich begrüßt oder nach dem Wohlergehen fragt. So hat das Wandern noch mehr Spaß gemacht. Sofern Wanderer einen nicht angeschaut und gegrüßt haben, wusste man sofort, dass es sich nicht um Schotten handelt. Das Grüßen hat mir sehr gut gefallen, denn ein nettes Lächeln ist nicht nur freundlich, sondern spornt einen auch zum Wandern an und stimmt einen selbst glücklich.

Weiterhin sind die Schotten sehr hilfsbereit und sieht man verwirrt aus, so wird man schnell gefragt, ob man Hilfe benötige. Man braucht auch keine Scheu haben, nach Hilfe zu fragen, bis jetzt hat mir jeder dort geholfen und war stets nett. Generell habe ich bei meinen schottischen Bekannten die Erfahrung gemacht, dass viele eine sehr positive Lebenseinstellung haben und humorvoll sind. Insbesondere die Pausen mit dem Lehrerkollegium waren sehr unterhaltsam. Wenn ich mit den Lehrern während meiner Praktika an deutschen Schulen zusammensaß, hatte ich stets das Gefühl, als wenn sich die Lehrer in den Pausen nicht viel zu sagen haben und ihre Ruhe genießen möchten. Nebenbei habe ich auch oft den Eindruck, dass zwischen Deutschen ein Konkurrenzdenken herrscht. Soweit ich das beurteilen kann, sind die Schotten einfach viel offener und helfen sich gegenseitig, wir hatten im Netzwerk des “Modern Language Departments” auch Ordner, in dem die Kollegen all ihre Lehr- und Lernmaterialien geteilt haben, sodass andere Lehrerinnen diese problemlos nutzen konnten. In den Pausen halten alle stets Pläuschchen und ich werde gefragt, wie es mir gehe und ob ich Hilfe bräuchte, was ich am Wochenende gemacht habe… Wenn ich mit Kollegen ausgehe, ist es gang und gäbe, dass ich eingeladen werde, womit ich am Anfang wirklich ein paar Probleme hatte, weil ich dann sofort das Gefühl hatte, als müsste ich dann beim nächsten Mal bezahlen. Aber das haben meine Kollegen nie erwartet und es auch immer abgelehnt, wenn ich es angeboten habe. Ich dachte zunächst, dass es daran liegt, weil es meine Kollegen sind und sie ein Pflichtgefühl haben, weil ich für sie “arbeite”. Aber als ich mit einer Bekannten und ihrem Freund essen war, hat auch er bezahlt.

Davon abgesehen trinken und feiern die Schotten sehr gern. Freitag abends sieht man sehr aufgestylte Frauen mit unglaublichen High Heels und Kleidchen. Von dem, was ich kennen gelernt habe, würde nie eine Frau mit Turnschuhen oder Jeans in eine Disko gehen. Was ich gewöhnungsbedürftig fand: Es ist normal, dass man sich direkt nach der Arbeit (ab halb 4) in einem Pub trifft und ein Feierabend-Bier oder Cider trinkt.

Ansonsten sind die Schotten sehr hart gesotten. Bei einer Temperatur gerade einmal über dem Gefrierpunkt ist es hier normal mit Ballerinas und ohne Socken herumzulaufen. Jedes Mal, wenn ich so etwas sehe, wird mir ganz kalt. Bei acht Grad laufen die Leute auch schon ohne Jacke oder mit halblangen Hosen herum, wenn ich noch mit meiner Winterjacke und Winterstiefeln herumlaufe, merkwürdig. Ich frage mich wirklich, woran das liegen könnte: Vielleicht daran, dass es im Sommer hier nie wirklich über 20 Grad werden??? Auch nach drei Monaten Aufenthalt in Schottland habe ich mich noch nicht daran gewöhnt und kann es auch nicht nachvollziehen, denn mir ist immer noch kalt…

Lustig finde ich auch, dass die Schotten nur wenig skeptisch sind und Leuten recht schnell vertrauen. Hierzu eine Anekdote: Ich habe ein Bed-and-Breakfast-Hostel in Inverness gebucht. Als ich ankam, war niemand vor Ort, womit ich nicht gerechnet hatte. Ich sollte eine Telefonnummer anrufen, was ich dann auch tat. Übrigens, ich hatte die Unterkunft zu diesem Zeitpunkt noch nicht bezahlt und sie hatten auch keine weiteren Daten von mir. Sodann bekam ich am Telefon ein Passwort für eine Art Schlüsselkasten genannt, der sich an der Haustür befand. Mit diesem Passwort konnte ich den Kasten öffnen, in dem sich alle möglichen Schlüssel zu dem Haus befanden. Man sagte mir am Telefon, ich könne auch in alle Räume schauen, etc. Es war zunächst ein wenig kurios, aber es hat alles gut geklappt. In diesem Moment dachte ich auch, der Durchschnittsdeutsche hätte sich sicherlich über den schlechten Service aufgeregt…

In meinem nächsten Beitrag werde ich euch von der schottischen Landschaft und Kultur berichten…

 

Ulrike

Lassen Sie einen Kommentar da

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

1 comment