Was mich an Kanada, Vancouver und der Arbeit in der Grundschule überrascht

Es gibt einige Dinge, die erwartet man, wenn man ins Ausland/nach Kanada/nach Vancouver/in eine Grundschule geht, manche Dinge jedoch sind einfach irgendwie unerwartet. Daher hier meine nicht ganz ernstzunehmende Liste über Dinge, die ich so nicht erwartet hätte.

Was mich überrascht…

… an Kanada

  • Lebensmittelpreise! Ich habe Glück mit meiner Gastfamilie, weil Essen in der Miete enthalten ist, aber ansonsten hätte das echt übel ausgehen können. (350g Gouda für umgerechnet mehr als 6€ im Großhandel. 500g Joghurt für umgerechnet ca. 4€…)
  • Lebensmittelgrößen. 2l Sojasauce? Locker! 4l Mayonnaise? Kein Problem! 17,3l Pflanzenöl für den Privathaushalt im Supermarkt? Wieso denn auch nicht? 12- oder 20kg-Säcke Reis? Klaaar!
  • Entfernungen. Ich wusste, dass Kanada groß ist – aber dass British Columbia, die Provinz, in der ich bin, mehr als zweieinhalb mal so groß wie ganz Deutschland ist, war doch überraschend.
  • Einheiten. Eigentlich nutzt Kanada auch das metrische System, aber durch die Nähe zu den USA wird sehr viel in pounds, cups und inches angegeben. Bester Tipp dafür: Eine Einheitenumwandler-App auf dem Smartphone wird dein bester Freund! Auch für Währungen umrechnen 😉

… an Vancouver

  • Asiaten. Definitiv. Je nachdem, wo ich bin, bin ich tatsächlich stark in der Minderheit – und ich genieße es auch irgendwie! Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist es aber schon, dass es Stadtteile von Vancouver und umliegenden Orten gibt, in denen man mit Mandarin weiter kommt als mit Englisch.
  • Essen. Das Essen ist sooo gut! Es gibt unglaublich viele authentische asiatische Restaurants und ich lerne so viele neue Gerichte kennen, oft gemeinsam mit Leuten, die eben direkt aus der Region kommen (taiwanesisch, kantonesisch, Hong Kong-spezifisch, vietnamesisch… nur Japaner kenne ich noch keine, aber das Sushi hier ist trotzdem fantastisch!). Und mit Stäbchen essen kann ich jetzt auch schon fast perfekt 🙂
  • Freundlichkeit. Man hört ja viel über kanadische Höflichkeit. Hab ich auch. Hab ich auch geglaubt. Und trotzdem kommt es mir hier einfach sehr freundlich vor. Es wird kaum gehupt, Leute sind sehr aufgeschlossen und hilfsbereit… Ja, insbesondere hilfsbereit. Egal, wo man strandet, irgendwer hilft immer.
  • Wohnpreise. Es ist unglaublich. Der Durchschnittspreis für Eigentum hier, das im Moment auf dem Markt ist, liegt bei 2,6 Mio. kanadischen Dollar, ca. 1,8 Mio. €. Dabei reden wir nicht nur von Häusern, auch Wohnungen kosten in guter Lage locker so viel – für 60-80 Quadratmeter. Mehr als 90% aller Häuser kosten über 1 Mio. Can $. Innerhalb von 10 Jahren hat sich der Grundstückswert vieler Häuser (auch dem meiner Gastfamilie) verdreifacht, in den letzten sechs Jahren verdoppelt. Es gibt sehr wenige Mietwohnungen und -häuser und bei diesen ist die Miete entsprechend.
  • Armut und Obdachlosigkeit. Das resultiert natürlich auch aus den Wohnpreisen, besonders im Stadtzentrum und der alten Chinatown gibt es unglaublich viele Obdachlose und Drogenabhängige. Im Sommer sitzen je nach Stadtviertel alle 2-3 Meter Leute, die sonst einfach keinen Platz haben. Viele davon sind auch im Herbst und Winter draußen. Vancouver ist die Stadt mit dem mildesten Wetter in Kanada, daher kommen viele hierhin, in der Hoffnung, hier den Winter zu überleben. Da es nicht annähernd genug Plätze in Notunterkünften gibt, sind viele wirklich bei jedem Wetter draußen.

… an der Arbeit in einer Grundschule
Dass ich folgende Sätze mal sagen würde:

  • „Warum sind deine Schuhe auf dem Tisch?
  • Kannst du dich im Unterricht bitte nicht ausziehen?
  • Wenn jemand im Weg ist, was macht man dann? Bist du sicher, dass es okay ist, den anderen direkt zu treten?
  • Dies ist ein Probe-Feueralarm. Du kannst dein Bild später zu Ende malen, nicht jetzt.
  • Hast du deine Hose falsch herum an?
  • Überleg noch mal. Ist es eine gute Idee, einen weiteren Ball in die Hecke zu werfen, nachdem die letzten beiden da stecken geblieben sind?
  • Du kannst mich nicht einfach auf den Arm hauen, wenn du mit mir reden willst.
  • Wieso hast du schon wieder deine Schuhe ausgezogen? Kannst du deine Schuhe wieder anziehen?
  • Es ist mir egal, ob du sagst, dass du nie über deine Schnürsenkel stolperst, du hast gerade einen Schuh beim Laufen verloren und jetzt einen nassen Fuß. Schnür deine Schnürsenkel. Nein, ich diskutiere das nicht. Schnür deine Schnürsenkel. Hey [Name], ich rede mit dir. Bitte schnür deine Schnürsenkel. Ja, auch wenn du niiieee über deine Schnürsenkel stolperst (Stolpert andauernd, mindestens 2-3 mal die Woche muss ich ihm die aufgeschürften Knie desinfizieren und verpflastern, stürzt pro Pause bis zu 5-6 mal…), die werden jetzt gebunden. Du hast eben einen Schuh verloren. Bitte schnür deine Schnürsenkel… Nein, es ist nicht meine Schuld, dass deine Klassenkameraden warten mussten, bis du dir die Schnürsenkel geschnürt hast.“

… und ich würde es kein bisschen anders haben wollen <3

Über Jana

Hier stelle ich mich allen kurz vor, die mich nicht kennen oder die mehr über Form und Grund meines Praktikums wissen wollen :) Also: Ich heiße Jana, bin (noch) 20 Jahre alt und verlobt mit dem tollsten Mann der Welt, Sven. Der wird euch im Blog bestimmt immer mal begegnen ;) Außerdem habe ich noch eine ganz wunderbare Familie und zwei bezaubernde kleine Schwestern, Mirja und Brinja. (An dieser Stelle huhu, ihr zwei!) Ich studiere Englisch und Geschichte auf Lehramt für Gymnasien und Gesamtschulen an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Im Studienverlauf sind immer wieder Praktika vorgesehen, eins davon ist das Berufsfeldpraktikum. In diesem geht es darum, einen anderen Beruf im studierten Berufsfeld kennenzulernen. Klingt ein bisschen kompliziert, ist es aber eigentlich gar nicht. Das Praktikum kann in fast allen Einrichtungen, die mit Kindern arbeiten, absolviert werden – in Nachhilfeinstituten und Kindergärten, Ganztagsbetreuung, in Hilfsprojekten oder Wohngruppen, bei Schulpsychologen oder -sozialarbeitern... Für mich geht es zwar wieder in eine Schule, aber zum einen ist das eine andere Schulform (Grundschule statt Gymnasium/Gesamtschule) und zum anderen in ein ganz anderes Schulsystem. Außerdem gehört auch im Fach Englisch ein verpflichtender Auslandsaufenthalt für mindestens drei Monate dazu, dieser kann als Studium im Ausland oder eben als Praktikum absolviert werden. So hatte ich die Möglichkeit, beides zu kombinieren und für vier Monate nach Kanada zu gehen. :)

4 Gedanken zu „Was mich an Kanada, Vancouver und der Arbeit in der Grundschule überrascht

  1. Hey Jana,
    deine Erzählungen zu deinem Praktikum in Kanada hören sich echt super an!
    Ich studiere auf Grundschullehramt mit Englisch und würde gern im kommenden Jahr für ein Praktikum ins Ausland gehen. Dieses würde ich gern an einer Grundschule absolvieren. Nun wäre meine Frage wie du an das Praktikum an der Vancouver christian school gekommen bist. Wäre super wenn du mir dazu ein paar Infos geben könntest! =)

    Schöne Grüße
    Daniela

    1. Hallo Daniela,
      hast du zu deiner Frage eine Antwort bekommen oder mittlerweile selbst schon dein Praktikum gemacht/geplant? Stehe nämlich gerade vor der selben Frage, beziehungsweise generell, wie man am besten an die Praktikumssuche rangeht. Also falls du das siehst würde ich mich sehr über Tipps freuen 🙂
      LG Miriam

      1. Hallo Miriam,
        Ich meine, ich hätte Daniela damals eine Mail geschrieben, die finde ich aber gerade nicht (Ich hoffe, ich habe mir das nicht eingebildet? Wenn doch, sorry Daniela!). Darum jetzt mal hier, falls noch mehr Leute auf diesen alten Post stoßen sollten 😉
        Ich glaube, das war ein bisschen Glück, ein bisschen Zufall, so ist es wahrscheinlich meistens 😉 Ich habe nach Praktikumsstellen mit Kindern, gern in einem christlichen Rahmen, gesucht, und „internship Vancouver kids christian“ oder so gesucht, und bin darüber auf eine Website gestoßen, auf der christliche Schulen in British Columbia aufgelistet waren, und habe von da aus zwei Schulen angeschrieben – und diese hat eben innerhalb von zwei Stunden oder so geantwortet 🙂 Daraus hat sich dann alles andere ergeben.
        Ich würde dir Folgendes vorschlagen: Such nach Schulen, die dich vom Konzept und von der Website her ansprechen, und schreib sie einfach mal an. Das Konzept von Praktikanten in Schulen ist zumindest in British Columbia gänzlich unbekannt, also stell dich kurz vor, erkläre Umfang, Dauer, mögliche Aufgaben, bevorzugten Zeitraum… Du solltest also nicht nach Praktikantenstellen, sondern nach Schulen suchen 😉
        Und das Andere, das ich nicht zu wenig betonen kann: Kümmer dich so früh wie möglich darum! Der Zeitaufwand für das Visum (du brauchst in Kanada nämlich auch für ein unbezahltes Studienpraktikum ein Arbeitsvisum, das mit endlosen anderen Bescheinigungen einhergeht) ist schon krass, aber mit genügend Vorlaufzeit trotzdem zu machen 🙂
        Wenn du noch Fragen hast, melde dich gern bei mir (ich bekomme immer eine Mail, wenn jemand diesen Post kommentiert), dann gebe ich auch gerne noch ausführlicher Auskunft 🙂

  2. Hallo Jana,
    ich studiere (noch) Soziale Arbeit und möchte nächstes Jahr unbedingt mit meinem Bachelor in der Tasche ca. 6 Monate in Vancouver verbringen. Am liebsten würde ich dort als Sozialarbeiterin -Fachkraft, arbeiten, ein Praktikum fände ich aber auch toll! Mich interessiert die Arbeit mit Kindern, egal in welchem Setting, Menschen mit Behinderung oder alten Menschen. Bei meiner bisherigen Suche war ich noch nicht sonderlich erfolgreich. Hast du vielleicht ein paar gute Tips für mich, mit denen ich eine geeignete Stelle finden kann?
    Viele Grüße
    Katharina 🙂

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