Das wars dann also. So schnell geht das. Ich bin schon fast einen Monat wieder da, ein Viertel meines Gesamtaufenthaltes in Vancouver. Es fühlt sich noch nicht so lange an, und gleichzeitig ist es schon wieder so weit weg. Jetzt versuche ich also, meine Gedanken und Gefühle, meine Erlebnisse und Erfahrungen, was ich gelernt und mitgenommen habe, zusammenzufassen.
Zuerst muss ich sagen: Egal, was ich schreibe, es wird nicht ausreichen, um alles aufzunehmen. Das liegt vor allem daran, dass meine Erwartungen in allen Lebensbereichen gesprengt wurden – Ich war keine Praktikantin, sondern Teil der Schule, Teil des vielfältigen Lehrkörpers. Ich habe nicht im Klassenraum gesessen und zugesehen, sondern aktiv am Unterrichtsgeschehen teilgenommen. Ich habe Vancouver nicht als Touristin erlebt, sondern da gelebt. Ich habe nicht nur die kanadische Kultur kennengelernt, sondern die bunteste und vielfältigste Stadt mit den meisten Kulturen, die mir je begegnet ist (s. ältere Posts). Ich habe nicht nur meine Sprachkenntnisse und Aussprache verbessert, ich habe außerdem viel über Nuancen, regionale und kulturelle Unterschiede und „Classroom Management phrases“ gelernt. Am Wichtigsten ist mir aber: Ich habe keine Gastfamilie gefunden, sondern eine Familie. Als ich vor einem Monat nach Deutschland geflogen bin, bin ich nicht nur nach Hause gekommen – ich habe auch ein Zuhause verlassen. Und das habe ich eben nicht erwartet. Ich hatte erwartet, dass ich gut klarkomme und Menschen finde, die ich mag – ich hatte nicht erwartet, in meiner Familie, der Schule, meiner Gemeinde und an der Uni (wo ich Teil einer christlichen Studentengruppe war) so viele Menschen zu finden, die alles daran setzen, aus dieser Stadt ein Zuhause für mich zu machen. Ich hatte erwartet, dass der Abschied schwer würde – ich hatte nicht erwartet, dass ich viel mehr (viel, viel mehr) weinen würde als bei meinem Abflug aus Deutschland.
Aber ich bin dankbar dafür. Am Anfang war ich mir nicht sicher, ob die monatelangen Bemühungen um ein Visum am Ende die Mühe wert wären, ob ich mich wohlfühlen würde, ob das alles wirklich so gut ist. Ich kann jetzt zurückblicken und sagen: Das war es wert. Jede Träne, jeder Cent, jede Minute der Vorbereitung. Ich bin in diesen vier Monaten mehr gewachsen als ich es für möglich gehalten habe und habe unglaublich viel über mich selbst gelernt. Ich habe meine Entscheidung für das Lehramtsstudium für Gymnasien und Gesamtschulen bekräftigen können, Sprachkompetenz und Selbstsicherheit gewonnen und habe diverse Horizonte (meine eigenen und auch die einiger anderer) erweitert. Ich bin dankbar für alle, die mich in der Vorbereitung und während meines Aufenthaltes getragen und für mich gebetet haben oder mich in sonst irgendeiner Form unterstützt haben. Ich bin dankbar für das Reisekostenstipendium des DAAD, das mir weiteren Stress und Kopfschmerzen in der Vorbereitung erspart hat. Ich bin dankbar, dass Gott mich in allem so sehr gesegnet hat. Ich bin dankbar.
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