Wenn man in Usbekistan auf einen Kaffee zum Geburtstag eingeladen wird, darf man sich nicht darauf einstellen, dass man – wie erwartet – mit ein paar Freundinnen in ein Café geht. Die Verwirrung beginnt damit, dass man anstatt den Platz am Fenster zu wählen freiwillig in den Keller geht.
Hier wird auch nicht Kaffee bestellt, sondern Schaschlik und Hühnchen. Bestellt man sich dennoch Kuchen, da man denkt, dies sei dem Anlass angebrachter, bemerkt man wie überflüssig diese Aktion war, wenn wenig später eine weitere Freundin vorbeikommt, mit einem Kuchen im Gepäck, als wäre er der besten Konditorei der Stadt aus dem Schaufenster entnommen. Aus der kleinen erwarteten Gruppe wird nach und nach eine Horde Mädchen und auch zwei Herren (Klassenkameraden) sind mit von der Partie. Wenn man nach dem Essen gefragt wird, ob man gerne tanzt (um 15 Uhr am hellen Tag!!) ist die Verwirrung nahezu perfekt. Auf Kommando geht das Licht im Keller aus, die Partybeleuchtung geht an und die Gesellschaft befindet sich auf der Tanzfläche, die man zuvor lediglich als Durchgang wahrgenommen hat. Gespielt wird eine bunte Mischung aus Balkanbeats, usbekischen und russischen „Volksliedern“ unterlegt von Bass und Elektro und Klassikern wie „Coco Jamboo“. Durch den Platz im Keller ist die Illusion von Nacht und Party-Atmosphäre, trotz Uhrzeit, nahezu perfekt. Abgesehen von einer kurzen Kuchenpause (ablehnen, da man schon zwei Stück gegessen hat, ist nicht möglich) wird bis acht Uhr abends durchgetanzt. Als wir aus dem „Club“ rauskamen war es bereits dunkel, anstatt, wie wir es kennen, bereits hell vom nächsten Morgen. Heute habe ich gelernt: Einschränkungen machen erfinderisch: Wenn man nicht nachts tanzen kann, macht man sich eben den Tag zur Nacht.
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