Ich mache mein Praktikum bei einer NGO (Non-Governmental Organisation), die sich The Schumacher Institute nennt. Es ist ein Think Tank, also eine Gedankenfabrik, wo man sich Gedanken über derzeitige gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Begebenheit macht, forscht und Artikel schreibt – und somit versucht, auf den politischen Prozess einzuwirken.
The Schumacher Institute ist ein kleiner Think Tank, der vor allem stark im Bereich der Nachhaltigkeit vertreten ist. Bristol ist auf dem Weg eine resiliente Stadt zu werden und fördert den Ausbau von Nachhaltigkeit. Es wird versucht, auf die lokale Politik einzuwirken. Die Stadt hat verschiedene Strategien entwickelt, um soziale Probleme zu lösen und nachhaltige Möglichkeiten zu finden (vgl. poo-bus und Obdachlosigkeit, siehe erster Beitrag). Ich bin Teil des Prepare for Change Programms, das eine Zukunftsstrategie der Stadt ist und von dem Think Tank getragen wird. Das Programm besteht aus der Erstellung eines Wikis zu Zukunftsstrategien und Trends, die Bristol maßgeblich treffen und verändern werden. Das Konzept nennt sich Horizon Scanning und soll mögliche Szenarien und Möglichkeiten belichten. Das Wiki soll im Internet öffentlich zugänglich sein. Ziel ist, unter anderem, die politische Kommunikation zu beeinflussen und auf Gefahren aufmerksam zu machen.
Ich arbeite an einem Bericht, der die Folgen der Automatisierung/Mechanisierung auf Städte wie Bristol analysiert. Ich kombiniere somit die beiden Trends der Urbanisierung und Automatisierung – zwei Trends die bereits seit längerer Zeit begonnen haben und stetig stärker werden. In dem Bericht analysiere ich, wie Bristol weiterwächst und attraktiver gegenüber ländlichen Gegenden ist/war. Das bringe ich in Zusammenhang mit der Mechanisierung und Digitalisierung – so wurden bereits viele Arbeitsplätze und Industrien ersetzt. Die Digital Revolution hat in Bristol vor allem den Einzelhandel erwischt, sodass 47% in dem Sektor eine Arbeit suchen. Die Konsequenz der Automatisierung: die Mittelschicht wird zunehmend kleiner und die Gesellschaft spaltet sich in arm und reich. Somit kann es passieren, dass Städte ein exklusiver Platz für Reichere werden und Menschen der (ehemaligen Mittelschicht) zunehmend verdrängt werden. Die Mieten sind bereits in den letzten Jahren rasant angestiegen. Die Digitalisierung bietet jedoch auch enormes Potential, wenn sie politisch gemanagt würde. So könnte ein inklusives und nachhaltiges Stadtleben verwirklicht werden.
Bristol ist auf dem besten Wege, eine Smart-City zu werden, bei der öffentliche Dienste zunehmend maschinell betrieben werden. Es werden die (digitalen) Daten der Stadtbewohner zu Nutze gemacht, um bedarfsorientiert die öffentlichen Güter bereit zu stellen (-> Internet of Things). An dieser Stelle besteht jedoch die Gefahr, dass sich die Stadt Bristol sehr stark von Unternehmen abhängig macht. Somit käme es zu einer Privatisierung der Bereitstellung von öffentlichen Gütern.
Die Veränderung der Wirtschaft lässt sich an vielen Merkmalen in der Stadt bemerken. Uber ersetzt die Taxi-Branche, in Supermärkten bezahlt man bei Maschinen und Hotels werden durch Airbnb ersetzt. Es entsteht eine On-Demand-Economy, die lokale Firmen/Unternehmen zunehmend überrollen. Der Trend der Mechanisierung greift tief in die politischen Sphären ein – wie die Wahl von Trump oder das Ergebnis des Brexit-Referendum zeigen.
Damit man urbane, politische und soziale Risiken entgegenwirkt, ist eine Planung und Handeln sinnvoll. Möglichkeiten wären in einer Stadt Lokalitäten und Start-Ups zu fördern, Unternehmen, die Arbeitsplätze durch Maschinen ersetzt haben, stärker zu besteuern, ein Grundeinkommen einzuführen und/oder Community-Enterprises, die allen zu Gute kommen, stärker zu fördern.
Die Arbeit ist für mich sehr erfrischend, da man in den Genuss kommt, sich mit der Zukunft zu beschäftigen und nicht (wie sehr oft in der Uni) mit der Vergangenheit. Darüber hinaus ist es sehr interessant zu erfahren, wie ein Think-Tank arbeitet und wie man versucht, die Finanzierung sicher zu stellen.
Lassen Sie einen Kommentar da