Leben und Essen in Frimley
Frimley ist eine kleine Stadt mit ca. 6.000 Einwohnern und gehört zum County “Surrey”. Die Kleinstadt liegt ca. 50km süd-westlich von London. Ich wohne bei einem netten Pärchen, David und Persa. David hat mal als Ingenieur für das Militär gearbeitet und kann mittlerweile aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten. Persa ist Flugbegleiterin. Beide sind sehr nett und haben mich gut aufgenommen.
Die Wohngegend ist etwas gehobener und eher ruhig. Hier wohnen überwiegend Familien und ältere Menschen. Gleich um die Ecke befindet sich ein kleiner See und auch ein schöner Wald. Dadurch wirkt die Wohngegend sehr idyllisch. Ich wohne etwa 5 Minuten zu Fuß von der Tomlinscote School (Highschool) entfernt, wo ich mein Auslandspraktikum absolviere. Gleich daneben befindet sich die St. Augustins School, eine Grundschule. In naher Umgebung gibt es ein Schwimmbad, ein Sportcenter, ein Fußballklub und kleine (teurere) Läden. Etwas weiter entfernt (4-5km) gibt es einen Aldi, einen LIDL und einen Tesco. Hier ist die Auswahl schon größer und die Lebensmittel etwas billiger. Glücklicherweise fährt mich mein Gastvater manchmal dahin.
Die Lebensmittelauswahl ist ähnlich wie in Deutschland. Natürlich gibt es englische Spezialitäten wie z.B. Baked Beans in der Dose, diverse Pies und verschiedene Biersorten (vorallem Ale-, Guinnes- und Cider-Biere). Wie das leider so im Ausland ist, findet man nur selten dunkleres bzw. körnigeres Brot. Bisher habe ich reines Ryebread (Roggenbrot) nur im Tesco gefunden. Auffällig ist das großzügige Angebot an Cakes, Cookies, Muffins und anderen Süßwaren. Besonders im Sainsbury’s – eine typisch britische Supermarktkette – habe ich einige leckere Süßigkeiten entdeckt. Sehr lecker finde ich die sogenannten Flap-Jacks. Das sind kleine, süße und vor allem saftige Hafercookies, die es in verschiedenen Sorten gibt. Ich habe die Flap-Jacks eine Woche nachdem ich diese Leckerei ausprobiert habe einmal selber gebacken und war begeistert. Man braucht nur Butter, Zucker, Honig/Zuckerrübensirup und Haferflocken für den Basic-Flap-Jack. Zusätzlich können Rosinen, Datteln, Schokolade oder Ähnliches untergemischt werden (Rezepte findet man leicht im Internet). Ein weiterer Vorteil ist, dass man selber die Süße bestimmen kann. Des Weiteren ist mir aufgefallen, dass es in England viele Fertigprodukte gibt. Diese reichen von kompletten Fertiggerichten (ready-meals), welche man lediglich erwärmen muss, bis hin zu diversen vorgefertigten Einzelprodukten, wie z.B. fertige Brokkoli-, Kartoffel-, Mören-, oder Bohnenbeilage. Wer also keine Zeit hat zu kochen, ist in England gut aufgehoben.
Netterweise wurde ich von einer Kollegin und ihrem Ehemann in einen lokalen Pub eingeladen. In den meisten Pubs wird nicht nur getrunken, sondern auch Essen serviert. Ich habe einen Sunday-Pie (Blätterteiggebäck, gefüllt mit Pilzen, Hühnerfleisch und “Ham“) bestellt. Dazu wurden gebackene Kartoffeln und Erbsen und Möhren serviert. Des Weiteren bestellte ich ein typisches Ale. Den Pie, die Kartoffeln und die dazugehörige Soße fand ich sehr lecker. Das Gemüse war aber etwas laff und vermutlich aus der Dose. Das Ale fand ich auch im Pub nicht so lecker, da es irgendwie wässrig schmeckt und es mir an Kohlensäure fehlt. Da finde ich britischen Cider (Bier aus Äpfeln hergestellt, welches sehr ähnlich wie Wein schmeckt) oder Guinness (dunkles Bier aus Irland) leckerer. Mein „Gastvater“ hat mir zudem einen guten Fish-and-Chips Shop gezeigt. Die Idee, die Pommes mit Salz und Vinegar (Essig) zu würzen finde ich gar nicht so schlecht. Allerdings fand ich die Pommes nicht gut, da sie nicht knusprig waren. Der Fisch hat echt gut geschmeckt. Dennoch werde ich mir diesen Klassiker wohl nicht ganz so oft holen.
Ob im Supermarkt, im Bus oder auf der Straße: Die Menschen in Großbritannien habe ich bisher als sehr freundlich, hilfsbereit und höflich empfunden. Hier wünscht man sich stets einen guten Tag, bedankt sich auch für die kleinen Dinge und zeigt Interesse an seinem Gegenüber. Davon können sich die Deutschen sicher eine Scheibe abschneiden. Manchmal sind die Engländer aber so höflich, dass es – meines Erachtens – an Direktheit fehlt. Oft äußern Engländer ihre Wünsche eher unterschwellig und indirekt, sodass man bei Unterhaltungen gut interpretieren bzw. im Notfall nachfragen sollte.
Kurios und schwierig war anfangs der Linksverkehr. Nicht nur am ersten Tag habe ich mich erschrocken, wenn mein Gastvater in den “Round-about” (Kreisverkehr) fuhr oder der Bus unerwartet gegensätzlich meiner Blickrichtung ankam. Ich bin zudem oft auf der rechten Seite in das Auto gestiegen, obwohl ich das Auto nicht fuhr (das Steuer ist rechts in England).
Mich würde interessieren, wie du deinen Praktikumsplatz un deine Gastfamilie gefunden hast 🙂
Ich habe über die PASCH-Initiative nach Schulen gesucht. Da war auch die Tomlinscote dabei.
An die Gastfamilie bin ich gekommen, in dem ich einfach nett bei der Praktikumskoordinatorin nachgefragt habe ;). Weil die Hauspreise in Frimley so teuer sind, vermieten nämlich viele Zimmer, unter anderem auch zwei ehemalige Lehrer der Tomlinscote.