Tea Time in Far Oakridge

Hi ya! Y’alright? Ich bin Solveig und mache für drei Monate ein Schulpraktikum an der Archway School in Stroud. Das ist eine Kleinstadt in der Grafschaft Gloucestershire in England, etwa 40min von Bristol entfernt.

Also hier:

Socialisen im Dorf

Seit Ende April 2019 lebe ich bei englischen Bekannten im winzigen Dorf „Far Oakridge“. Das ist mit dem Auto etwa 20mins von meiner Schule in Stroud entfernt. Das Leben ist hier dementsprechend sehr ländlich. Anders als ich es von vielen Dörfern in Deutschland kenne, ist das Leben im Dorf hier aber sehr beliebt. Die Dörfer scheinen nicht zu schrumpfen oder auszusterben, sondern auch viele Leute von außerhalb wollen hier gerne in Dörfer ziehen. Obwohl das nächste Dorf „Oakridge Lynch“ auch sehr klein ist, gibt es hier eine Dorf-Grundschule, einen Dorfladen (bei dem man sogar Geld umtauschen kann), eine Village-Hall und einen Cricket-Club. Um im Dorf zu „socialisen“ ist wichtig, einen Hund zu haben, mit dem man im Dorf Gassi gehen kann. Fast alle Menschen haben hier einen Hund und der Hund ist DAS Einstiegsthema bei einem typischen Gespräch im Dorf: Das ist aber ein süßer Hund! Welche Rasse ist das denn? U.s.w.

 

Tea!

Bekannterweise hat Tee trinken hier einen sehr hohen Stellenwert! Das erste, was meine Gastfamilie am morgen oder nach der Arbeit macht, ist erstmal eine Tasse Tee aufsetzen. Das „auf einen Tee zusammensitzen“ ist eine gute Gelegenheit, um in der Familie ins Gespräch zu kommen. An der Schule, wo ich hier arbeite, ist das genauso. Nicht selten kommen einige Lehrer hier an einem Tag auf vier Tees, die sie alleine während der Arbeitzeit trinken – meistens mit einem Schuss Milch. Am Anfang war es etwas komisch für mich, das Milch-Wasser-Gemisch zu trinken – aber man gewöhnt sich dran. Der Begriff „tea time“ meint hier übrigens nicht nur das tatsächliche „Teetrinken“, sondern wird von meiner Gastfamilie eigentlich für fast jede Mahlzeit am Tag gebraucht. Tea time kann hier also auch Mittagessen oder Abendessen heißen, was für mich zuerst etwas verwirrend war.

 

Britischer Humor

Trocken, dunkel oft sarkastisch, ironisch und sich selbst auf den Arm nehmend. Hier ein paar Beispiele:

‚You better put your seatbelts on, I’m a terrible driver! And please do leave your personal belongings on the coach. My colleagues and I will be very pleased to have some new suitcases, some more money and especially umbrellas is what we need for the nice weather we’ve got in Bournemouth today ‚(Busfahreransage im National Express nach Bournemouth).

 

 

 

 

 

Britische Höflichkeit

Die meisten Briten sind wahnsinnig höflich. Wenn sie aus dem Bus aussteigen, bedanken sie sich beim Busfahrer dafür, dass er sie gefahren hat. Beim Autofahren machen sie sich darüber Sorgen, dass ein anderer Autofahrer unter Umständen nicht gesehen haben könnte, dass sie sich bei ihm bedankt haben (He might think that I’m not grateful“). Wenn meine Kollegen vor mir durch eine Tür gehen, warten einige bis zu einer Minute an dieser Tür, nur um sie mir aufzuhalten, damit ich hindurch gehen kann. Sie entschuldigen sich für so viele Dinge, dass ich meistens gar nicht weiß, was es zu entschuldigen gibt. Mein Gastvater entschuldigt sich zum Beispiel, wenn er beim Abendessen nach dem Salzstreuer zwischen uns greift. Ich habe ihn dann mal gefragt, wofür er sich eigentlich entschuldigt und dann hat er mir erklärt, er entschuldige sich dafür, dass er in meinen „personal space“ eindringt.

 

Britische Küche

Gefühlt ernähre ich mich in England um einiges ungesünder als in Deutschland.  So schlimm wie meistens über die britische Küche berichtet wird, finde ich es geschmacklich nicht. Aber es gibt auf jeden Fall ein paar spezielle britische Essgewohnheiten (nicht nur im negativen Sinne). Hier meine Top 5:

1) Crumpets: 

Eine Mischung aus Toasti und Pfannkuchen, finde ich persönlich sehr lecker! 🙂

 

2) Lemon Curd:

Ein Brotaufstrich aus Eiern, Zucker, Butter und Zitronen. Lecker, wenn man nicht weiß, dass Eier drin sind 😀

 

3) Salad Cream:

Wie Mayo nur mit Essig, finde ich super!

4) Fish Pie:

Eine Mischung aus Kartoffelbrei, Pilzen, Fisch und Krabben. Für mich etwas gewöhnungsbedürfig…

 

5) Toad in the Hole:

Wörtlich: „Kröte im Loch“. Ein Auflauf aus Yorkshire-Pudding-Teig und Würstchen. Die Würstchen sind bewusst angebrannt. Ungesund, aber lecker.

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