Am letzten Wochenende hat mich ein Freund aus Sevilla besucht und auf meine Frage, ob er schon eine Idee hätte, was er in Granada machen wolle, meinte er mit glänzenden Augen: Gaaaanz viel essen!
Ich habe einen Moment gebraucht, bis mir klar wurde, dass er sich auf die tapas bezieht, denn das granadinische Tapassystem ist tatsächlich auch in Spanien etwas Besonderes.
„Tapas y vino“ liest man ja ganz gerne mal in Deutschland in (¿möchtegern?) spanischen Restaurants und es stimmt schon, dass diese kleinen Häppchen aus Oliven, Wurst, Brot etc. definitiv zur spanischen Kultur gehören, doch nur in Granada werden aus diesen kleinen Häppchen ganze Bagel und sie kommen automatisch gratis zum Getränk dazu. Keine Ahnung, wie sich das rechnet, aber man zahlt etwa 2 Euro pro Bier inklusive tapas; 2,20 Euro, wenn’s teuer ist. Das ganze fängt täglich ab ca. 12 Uhr an und geht denn je nach Bar den ganzen Tag oder aber erst wieder zum Abend/zur Nacht hin so weiter. Da Spanier relativ spät essen (der ganze Tagesrythmus ist etwas verschoben) geht ab 15 Uhr die Party in den Bars ab. Man isst tagsüber halt Kleinigkeiten wie tapas und um 22/23 Uhr wird gross zu Abend gegessen. Ein Umstand, an den sich mein Körper nie so ganz gewöhnen konnte…
Es gibt verschiedene Arten von Bars: jene, die qualitativ „hochwertige“, dafür aber kleine tapas liefern und die anderen, die einfach richtig grosse tapas servieren. Ich als Studentin kenne hauptsächlich die Bars mit grossen tapas 😉 Hier sind besonders empfehlenswert das La Rumba in der Calle Real de Cartuja. Dort gibt es nicht bloss ziemlich grosse tapas, sondern auch vegetarische.
Sich hier vegetarisch zu ernähren ist tatsächlich gar nicht mal so einfach. Spanien ist – was die vegetarische und vegane, plastik- und chemiefreie Ernährung anbelangt – einfach noch nicht so weit wie Deutschland. Dabei haben sie viel mehr Potential als wir. Immerhin könnte man viele Produkte (vor allem Früchte) direkt hier anbauen und müsste sie nicht erst quer durch die Welt schiffen. Wie dem auch sei, Spanier essen mit viel Fleisch, Käse und Olivenöl. Alles drei ist – insofern es aus der Region stammt – aber auch mega lecker. Gut, bei dem Fleisch habe ich nicht so die Ahnung, aber meine Freunde schwören drauf. Spanisches „Aceite de Oliva Virgen Extra“ ist auf jedenfall 1.000 mal besser als das deutsche Pendant. Ich habe den Test nach meinem letzten Aufenthalt hier gemacht und bin nun schon am überlegen wie viele Klamotten ich hierlassen muss, um möglichst viel Olivenöl mitnehmen zu können… 😉
Um noch einen Punkt der „Ernährung“ anzuführen: entgegen der Meinung in Deutschland kann man in Granada (aber nicht in ganz Spanien) das Wasser aus dem Hahn trinken. Es schmeckt nicht mega geil, aber man stirbt auch nicht dran. Nichtsdestotrotz gibt es in der ganzen Stadt „fuentes“, die ab ca. 8 Uhr Wasser speien. Dieses Wasser dient explizit als Trinkwasser, sodass eine Wasserflasche beim Stadtbummel eigentlich nicht nötig ist. Ich glaube ja, dass die Granadinos diese fuenten angebracht haben, da in der Sommerhitze sonst zu viele lebensmüde Touristen in den Strassen austrocknen und verdursten würden. Denn bloss die kommen auf die Idee mittags rauszugehen. Es hat schon einen Grund, weshalb man hier eine Siesta macht…
Noch ein bisschen unnötiges, aber interessantes Wissen am Ende: Spanien liegt zum Grossteil auf den selben Längengraden wie England und Irland, hat aber die selbe Zeitzone wie Deutschland. Dies liegt daran, dass Hitler und Franco zu ihren Zeiten als Diktatoren die gleiche Uhrzeit haben wollten. Viele Spanier glauben heute, dass, wenn man die Zeitzone Spaniens ändern würde, sich auch der verschobene Tagesrythmus (Frühstück um 10/11 Uhr, Mittagessen gegen 14/15 Uhr, Abendessen gegen 22/23 Uhr und sehr langes Aufbleiben in der Nacht) wieder einrenken und denen anderer Ländern zumindest angleichen würde.
Bartipps für alle Granada-Interessierten: Los Buenos Chicos, El Sonho, El Babel, La Fragua, La Loca de Grandoca, La Antigualla (generell die ganze Calle Elvira).
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