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Stage lopen op Curacao

Aufgrund meines Lehramtsstudiums in den Fächern Geschichte und Niederländisch, war es mir wichtig ein Praktikum (nl.: stage lopen) im schulischen Bereich zu absolvieren.

Auf meiner Suche nach einem geeigneten Praktikumsplatz, mit Hilfe der Praktikumsorganisation Wereldstage, stoß ich schließlich auf die Organisation Laga Bo lus Bria. Dort haben Kinder die Möglichkeit nach der Schule ihre Hausaufgaben unter Betreuung verschiedener Lehrkräfte zu erledigen. Gleichzeitig werden die Kinder in unterschiedlichen Bereichen gefördert. Dazu zählen Gesundheit, Sport, Bewegung und Kreativität. Diese Bereiche sind vor allem dadurch begründet, dass es auf Curacao aufgrund hoher Kosten für frische Lebensmittel, für die Mehrheit der Familien schwierig ist, gesund zu kochen. Somit ist Fastfood deutlich günstiger und steht somit bei vielen Familien fast täglich auf dem Speiseplan. Des Weiteren fehlt es hier vielen Kindern an Bewegung im Alltag, zum einen, weil alles mit dem Auto erledigt wird, somit die Kinder auch nicht mit dem Rad oder zu Fuß zur Schule gehen und zum anderen, weil nur wenige sportliche Aktivitäten für Kinder auf der Insel angeboten werden. Um die persönliche Kreativität der Kinder in ihrer Entfaltung zu fördern, werden die Kinder auch dahingehend in der Übermittagsbetreuung gefordert. Somit sollte meine Aufgabe darin bestehen, die Kinder insbesondere bei ihren Niederländisch Hausaufgaben zu unterstützen. Aber sie auch mithilfe verschiedener Aktivitäten in den oben beschriebenen Aspekten zu fördern.

An meinem ersten Praktikumstag bin ich gemeinsam mit Lianne (meine Ansprechpartnerin von Wereldstage) zur Schule gefahren. Dort angekommen standen wir vor verschlossenen Türen – es waren Ferien. Dies wurde in der vorherigen Planung nicht berücksichtigt. Nach ein paar Telefonaten trafen wir uns mit Remyson, dem Hauptverantwortlichen von Laga Bo Ius bria, im Curaçao Sea Aquarium, wo er sich ebenfalls für Kinder engagiert. Schließlich erfuhr ich, dass statt der Hausaufgabenbetreuung ein Ferienprogramm (Vakantie Programma) stattfand, wobei ich helfen konnte. Direkt im Anschluss an unser Gespräch fuhren wir zum Santa Rosa de Lima College, in dem das Ferienprogramm  stattfand. Dort trafen wir auf eine Gruppe von 40 Kindern (zwischen 4-12 Jahre), die von drei Frauen, zwei von ihnen waren Grundschullehrerinnen, betreut wurden. Nina, die Lehrerin, die dort am meisten zu sagen hatte, machte mir gleich deutlich, dass meine primäre Aufgabe darin bestand die Kinder zu beobachten und darauf zu achten, dass sie sich angemessen benehmen. Im Allgemeinen blieb meine Aufgabe auch dabei, jedoch gab es dennoch einige besondere Aufgaben, die sich ergaben.

Der Alltag in der Ferienbetreuung baute sich wie folgt auf. Morgens versammelten sich alle Kinder auf dem Schulhof. Das weitere Vorgehen unterschied sich dann von Tag zu Tag, je nach dem, was geplant war. Waren an dem Tag keine Ausflüge geplant, so wurde zunächst mit allen Kindern auf dem Schulhof Sport gemacht. Beispielsweise wurde Brennball, Völkerball oder Fußball gespielt. Einen Vormittag wurden auch Wasserspiele gespielt, in denen die Kinder in Teams mit Geschicklichkeitsspielen gegen die anderen Kinder angetreten sind. Danach konnten die Kinder sich selbst beschäftigen, bis es Mittagessen gab. Dies bestand meist aus Reis mit Hühnchen und Kochbananen. Sowohl bei den Sportspielen als auch beim Verteilen des Mittagessens konnte ich mich viel einbringen. Nachmittags wurde wieder gemeinsam gespielt, dann aber, bedingt durch die Wärme, in der offenen Sporthalle. Beispielsweise wurde Samba getanzt, Stoptanz, Zeitungstanzen oder Mattenrutschen gespielt. An einem Nachmittag kam auch ein Clown und an einem anderen Tag die Polizei. Der Polizist wurde begleitet durch einen Drogenspürhund, um den Kindern zu erklären, wie dieser arbeitet, welches ihnen an verschiedenen Attrappen demonstriert wurde. Das fanden die Kinder besonders beeindruckend und ich fand es auch sehr sinnvoll, dass den Kindern so etwas vermittelt wurde.

 

An Tagen, an denen wir mit den Kindern einen Ausflug gemacht haben, ging es meist kurz nach der Ankunft der Kinder direkt weiter. Dabei fuhren wir mit einem alten Schulbus, was bereits ein Erlebnis für sich war. Ausflüge haben wir an die verschiedensten Orte der Insel gemacht, von denen die Kinder selbst die meisten noch nie besucht haben. Das wunderte mich wirklich, weil die Insel nicht sehr groß ist, es aber vermutlich für viele Familien finanziell nicht möglich ist privat solche Ausflüge mit den Kindern zu machen. In einer größeren Gruppe, z.B. mit der Schule, sind die Kosten dann vielfach deutlich geringer. So besuchten wir gemeinsam den Mangroven Park der Insel, die Aloë Vera Plantage, Amazonia (ein kleiner Zoo), ein Freibad, einen Kinderverkehrsgarten, das Kino, das Curacao Sea Aquarium und das Childrens Museum Curacao. Ich fand die Mischung aus Ausflügen, bei denen die Kinder viel Lernen konnten und richtigen Ferienaktivitäten besonders gut, da es so wirklich den Charakter von Ferien hatte.

Für die Kinder und auch für mich war das Children‘s Museum Curacao ein echtes Highlight. Entgegen den Vermutungen, die der Name entstehen lässt, ist dies kein klassisches Museum mit Führungen. In sechs Bereichen unterteilt können die Kinder hier selbstständig, bzw. eigentlich gemeinsam mit ihren Eltern, lernen und spielen. Die Bereiche bestehen aus einem Creative Lab, wo die Kinder malen, zeichnen und basteln können. Einem Bereich für kleine Kinder (The toddler pit) mit Kaplasteinen und einer Lego/Dublo- und Leseecke. Zudem können Fahrzeuge aus Holzelemente gebaut werden (Build it!), selbstständig mit Magneten und Luftströmen (The Discovery Zone) und in einem weiteren Raum mit Licht (Starry Night) experimentiert werden. Zudem gibt es einen großen Raum mit einem Supermarkt (The Marketplace) und sehr echt aussehenden Lebensmitteln, in dem die Kinder spielen können einkaufen zu gehen. Im Außenbereich kann außerdem mit Seilbahnen, Wasser und Sand gespielt werden. Das Konzept des Kindermuseums fand ich besonders interessant, weil es sich sehr von den mir bekannten deutschen Mit-Mach-Museen unterschied und die Kinder sehr spielerisch selbstständig lernen konnten. Laut einer Mitarbeiterin des Museums ist das Konzept orientiert an einer Form amerikanischer Museen.

Während meines Praktikums bestand meine Aufgabe hauptsächlich aus der Begleitung und Beobachtung der Kinder. Besonders viel Spaß machte es mir Zeit mit den Kindern zu verbringen, dies war zudem sehr lehrreich für mich. Sprachlich kam es zeitweise zu Schwierigkeiten, da die kleinsten Kinder überhaupt kein Niederländisch sprachen, sondern nur Papiamentu. Unter den älteren Kindern waren einige, die besser Englisch als Niederländisch sprachen. So haben wir uns zwar meist auf Niederländisch verständigen können, manchmal wurde auch Englisch genutzt, einige Kinder haben für mich von Papiamentu auf Niederländisch übersetzt oder wir konnten uns mit Händen und Füßen verständigen. Dadurch konnte ich auch einige Ausdrücke Papiamentu lernen.

In meiner Zeit beim Ferienprogramm sind mir einige Unterschiede zu Ferienprogrammen, die ich Deutschland begleitet habe, aufgefallen. So waren die Kinder, sobald sie Freizeit hatten, direkt an ihren Handys und haben ununterbrochen TikTok-Videos geschaut. Oftmals begannen sie auch plötzlich in einer größeren Gruppe einen eingeübten TikTok-Tanz zu tanzen. Sich richtig selbstständig ohne Handy zu beschäftigen, fiel den meisten Kindern sehr schwer. Darüber hinaus, waren die Kinder – und auch die Betreuerinnen – viel temperamentvoller und lauter, als ich es gewohnt bin. Sehr oft wurde geschrien, wobei ich, aufgrund meiner mangelnden Papiamentukenntnisse, kaum etwas inhaltlich verstehen konnte. Im Vorfeld Spanisch zu lernen hat zum Verständnis dieser Kreolsprache kaum beigetragen.

Des Weiteren viel mir die sehr eintönige und ungesunde Ernährung auf. Das bereits beschriebene Mittagessen viel an allen Tagen gleich aus und die Snacks, die die Kinder mitbrachten oder z.T. auch in der Schule bekamen, bestanden meist aus Chips, Weißbrot mit Nutella, Wurst oder Käse und Limonaden zum Trinken. Das ein Kind einen Apfel aß, war wirklich ein seltenes Bild. Doch dies spiegelt die finanzielle Situation vieler Lokals wider, da dies die Produkte sind, die erschwinglich sind und sich demnach eigentlich alle leisten können. Obst und Gemüse wird überwiegend importiert und ist dementsprechend teuer. Somit muss das Problem der ungesunden Ernährung hier an einer anderen Stelle gelöst werden.

Als das Ferienprogramm beendet war, gleichzeitig mit dem Ende der Sommerferien, begann die Nachmittags- und Hausaufgabenbetreuung wieder. Dort konnte ich meiner eigentlichen Praktikumsaufgabe nachgehen, der Unterstützung beim Erledigen der Niederländisch Hausaufgaben.

Ca. 15-20 Schüler:innen wurden nach ihrem regulären Unterricht mit Bussen zu einer anderen Schule gebracht. Dort teilten sie sich auf zwei Klassenräume auf, getrennt nach Alter der Schüler:innen. Nachdem alle angekommen waren, gab es zunächst Mittagessen. Dies sah genauso aus wie im Ferienprogramm. Als sie aufgegessen hatten, begannen sie selbstständig damit ihre Hausaufgaben zu erledigen, oder für Tests/Klassenarbeiten zu lernen. Meine Aufgabe bestand dann darin rumzugehen und den Schüler:innen bei Fragen helfend zur Seite zu stehen. Dabei nahmen die meisten meine Hilfe freudig entgegen. Bei einigen Schüler:innen war es auch sehr wichtig, gemeinsam mit ihnen die Aufgaben zu erledigen, da sie sich selbst dazu nicht motivieren konnten oder sich schnell durch Kleinigkeiten ablenken ließen. Insgesamt unterstützte ich die Schüler:innen auch nicht nur bei den Niederländisch Aufgaben, sondern auch in anderen Fächern, wie Mathematik, Erdkunde, Englisch und Papiamentu. Bei Letzteren habe ich sie lediglich Wörter abgefragt, da meine Kenntnisse für eine weitere Unterstützung nicht genügten. Bis 17:00 Uhr blieben die Schüler:innen in der Betreuung und besonders die älteren Schüler:innen arbeiteten bis dahin auch konzentriert an ihren Aufgaben. Dies überraschte mich sehr, da ich es von Kindern in Deutschland nicht gewohnt bin, dass sie von 7:30-17:00 Uhr konzentriert an ihren Schulaufgaben arbeiten konnten. Die jüngeren Kinder waren meist zwischen 14:30-15:30 Uhr fertig mit ihren Aufgaben, sodass sie ihre Schuluniform gegen Alltagskleidung tauschen konnten und anderen Aktivitäten nachgehen konnten. So spielten sie auf dem Schulhof, bastelten oder malten. Verglichen mit dem Ferienprogramm, sah man hier kein Kind an seinem Handy oder Tablet spielen. Um 17:00 Uhr wurden alle Kinder von ihren Eltern mit dem Auto abgeholt (auch das ist ein ganz alltägliches Bild auf Curacao).

 

Dieser Beitrag hat verdeutlicht, wie mein Praktikumsalltag ausgesehen hat. Welche Erkenntnisse ich aus meiner Zeit hier auf Curacao gewonnen habe, werde ich im abschließenden Artikel darstellen.

 

Ayo, Lina

 

 

 

Lina

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