So viel Deutsch in Georgien!

Und schon melde ich mich wieder aus dem sonnigen Georgien!
Diesmal möchte ich ein bisschen von meinem Alltag an der LTD School Euro – 2000 hier in Batumi berichten und die ein oder andere Anekdote hinterlassen 😉

Wie bereits in dem Blogbeitrag meiner Kommilitonin zu lesen, handelt es sich bei der
Euro 2000 mit über 500 Schülern um eine sehr große Schule, vor allem, wenn man diese Zahl mit der geringen Einwohnerzahl Georgiens in Verhältnis setzt.

Von außen betrachtet lässt sich auf den ersten Blick gar nicht erahnen, dass das große blaue Gebäude eine Schule ist – das Erdgeschoss des insgesamt neun-stöckigen Hauses inmitten von Batumis Stadtzentrum wird für diverse Geschäfte genutzt.
Und ja, richtig gelesen, 9 Stockwerke! Sehr zu meiner Freude durften wir am ersten Tag in der Schule erfahren, dass sich der Deutschraum im achten Stockwerk befindet – bei dem ganzen Essen hier in Georgien vielleicht aber auch gar nicht so verkehrt…

Übrigens haben nur die „echten“ Lehrer einen Schlüssel für den Aufzug. Auch interessant ist, dass in dieser Schule die deutsche Sprache einen sehr hohen Stellenwert hat. Die Privatschule setzt Deutsch von der zweiten Klasse an bis zum Schulabschluss nach der Klasse 12 verpflichtend als Unterrichtsfach ein und bietet den Schülern so die Möglichkeit, das deutsche Sprachdiplom mit dem Niveau I (~B1) nach der 9.Klasse und dem Niveau II (~B2/C1) nach der 12.Klasse zu erhalten. Es ist wirklich verwunderlich, wie viele Schüler davon träumen, einmal in Deutschland studieren zu können und so die bestmögliche (^^) Ausbildung zu erfahren. Natürlich wollen alle Ärzte werden.

Die Sache mit dem ABC
Diesem hohen Einsatz von Deutschunterricht müssen insgesamt zehn Lehrerinnen gerecht werden, wobei alle ein gutes Sprachniveau aufweisen, wenn auch unterschiedlich „gut“.
Glücklicherweise lassen uns die Lehrer frei entscheiden, welchen Unterricht wir begleiten wollen, hier besteht definitiv die Qual der Wahl!
Während die kleinen Deutschlerner eher spielerisch und mit viel Gesang die deutsche Sprache kennenlernen, spürt man in den neunten und zwölften Klassen den Druck vor den großen DSD-Prüfungen ab Ende des Jahres.
Wer mit wem und von wem unterrichtet wird, entscheidet das Sprachniveau des Kindes: so werden die Schüler in die Kurse A bis B/C eingeteilt, wobei A die leistungsstärkste Gruppe darstellt. Zudem wird noch  bei der Unterrichtssprache in Georgisch oder Russisch unterschieden, wodurch man pro Jahrgang drei bis vier Deutschklassen mit ca. 17 Schülern erwarten darf.

Warum nicht auch selbst tätig werden?!
Gleich zu Beginn unseres Praktikums durften die andere Praktikantin und ich einen viertägigen Lese-Kurs für Schüler der Klassen vier und fünf planen und durchführen, sowie zwei Lehrer-Workshops zum Thema Hörverstehen und Rollenspiel im DaF- und DaZ-Unterricht konzipieren. Meine Angst vor den Lehrer-Workshops für ca. 20 Deutsch-Unterrichtende aus ganz Batumi war viel größer, als die vor dem Schüler-Kurs, rückblickend hätte dies umgekehrt sein müssen.

Beides war für uns eine tolle Erfahrung mit vielen neuen Erkenntnissen (hoffentlich nicht nur für uns), aber schnell wurde klar, dass es viel einfacher ist, Deutschlehrerinnen auf Deutsch etwas über didaktische Methoden zu vermitteln, als jungen und verspielten georgischen Schülern mit komplett unterschiedlichen Sprachniveaus Deutschunterricht zu geben. Das Problem mit der Verständigung…

Leider hatten wir vorab keine Zeit, uns mit dem Schrift- und Sprachsystem Georgiens ausreichend auseinanderzusetzen, wodurch es ab und zu lustige Missverständnisse gab. Unsere Anleitungen für Wort-Spiele und co.  waren aber dann meist kein Problem mehr und haben bei Groß und Klein für Spaß gesorgt 🙂
Außerdem hatten wir uns Unterstützung von unseren Gastkindern besorgt, ein großer Vorteil bei der Verständigung! Am Ende hätten wir nicht mit so guter Rückmeldung gerechnet – sowohl von Schülern als auch von Lehrenden. So etwas motiviert!

Kurzes Fazit zur Schule
Auch wenn mir an der Schule einige Dinge nicht so gefallen, wie zum Beispiel die graue Schulkleidung, die Tatsache, dass die Sporthalle direkt über dem Deutschraum im neunten Stockwerk ist (sehr förderlich für die Konzentration) oder dass es keinen Pausenhof gibt, so gefällt mir mein Praktikum an genau dieser Schule doch sehr gut!
Hier hat man einen vielseitigen und interessanten Einblick in den georgischen DaF-Unterricht und merkt zudem selbst ganz schnell, wie kompliziert es eigentlich ist, grammatikalische Normen und Regeln, die für uns als selbstverständlich angesehen werden, für andere begründend offenzulegen.
Aber um genau so etwas zu lernen, bin ich ja hier 😉

Mein letzter Blogbeitrag soll rückblickend meine Zeit in Georgien behandeln,
deshalb genieße ich nun mal noch meine letzten 1,5 Wochen, bevor ich Batumi verlasse und den Sommer so für dieses Jahr endgültig verabschiede.Bis bald und ნახვამდის!

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