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Selamat datang di indonesia- Herzlich Willkommen in Indonesien

Halli Hallo liebe Reisebegeisterte,

nun bin ich bereits seit vier Wochen in Indonesien, um genau zu sein: auf Sulawesi, in Makassar.  Den Ort noch nie gehört? Ja, das ist normal, und auch genauso wenig Touristen sind hier anzutreffen.

Seit meiner Ankunft hier habe ich erst drei Europäer gesehen. Somit bin ich absolut der indonesischen Kultur ausgesetzt. Ständig wird man von Einheimischen mit dem Wort ,,bule” (,,Tourist”) und ,,Ibu, Foto?” (,,Frau, Foto?”) konfrontiert. Ich fühle mich wie ein absoluter Star (nicht nur im positiven Sinne)- und das nur wegen meiner Hautfarbe. Denn das ,Schönheitsideal’ in Indonesien entspricht nicht dem unseren. Wir mögen es, wenn wir nach dem Urlaub mit gebräunter Haut zurückkehren. Die Asiaten bevorzugen stattdessen eher hellere Haut. Daher tragen sie auf dem Roller auch Handschuhe, Socken in Flip Flops und teilweise Mützen, um nicht braun(er) zu werden.

Fangen wir aber mal mit dem Teil an, warum ich überhaupt hier bin und mit wem ihr es hier zu tun habt: Ich bin Carina, 22 Jahre alt und studiere auf Berufsschullehramt Gesundheitswissenschaften/Pflege und Germanistik an der FH/WWU Münster. In Indonesien unterrichte ich als freiwillige Praktikantin für sieben Wochen im ,Malikal Zentrum Institute’ deutsch und die deutsche Kultur für Schüler/-innen, die eine Ausbildung in Deutschland beginnen möchten. Zudem war ich am Aufbau für zukünftige Gesundheits- und Krankenpfleger im Malikal Zentrum Institute beteiligt. Diese sollen hier auf den deutschen Pflegealltag vorbereitet werden, damit sie in Deutschland dem Pflegenotstand entgegenwirken können.

In Indonesien herrschen starke hierarchische Strukturen, die auch im Unterricht zu merken sind. Aussagen des Lehrers sind ohne Widerworte zu glauben. Fehler machen wird als Schwäche angesehen. Somit ist es einfacher zu verstehen, warum viele Schüler/-innen schüchtern sind. Anfangs ist es also sehr wichtig, Vertrauen aufzubauen und zu zeigen, dass Fehler machen zum Lernprozess einfach dazugehört!

Direkt am ersten Tag konnte ich meine Spontaneität unter Beweis stellen, denn die Mentalität der Indonesier verlangt es immer wieder ab! Die Spontaneität, die wir aus Deutschland kennen, ist in keinster Weise mit der hier zu vergleichen. Beispiel: Ich durfte für eine Woche nach Java fliegen, um dort mit meinem Praktikumsbegleiter Werbung für unsere Schule zu machen- es hieß, ich soll deutschen Wortschatz nutzen. Ich bereitete also im Vorfeld eine Präsentation vor, natürlich auf deutsch. Kurz bevor ich vor 100 interessierten Studenten vortragen sollte, erfuhr ich, dass keiner auch nur ein Wort deutsch konnte. Hier war die Spontaneität gefragt! Da wurde mir das Mikrofon auch schon in die Hand gedrückt, mit Applaus und tobendem Herz in meiner Brust kam ich auf die Bühne. Da stand ich dann. Mit den Worten ,,I know, my presentation is in german, but you can just see it as a chance to learn some german words” begann ich meinen nun spontan englischen Vortrag – Gott sei Dank besser als im Vorfeld gedacht. Das sind Situationen (denn es gab noch viele andere, in denen mir Spontaneität abverlangt wurde), auf die ich in dem Moment hätte gut verzichten können; aber im Nachhinein kann man dann doch stolz auf sich sein. So sind nun mal die Indonesier: spontan und flexibel (aus unserer Sicht gerne auch unzuverlässig). Aber das ist ja gerade das Spannende: man lebt und agiert in der Kultur.

Für ein Wochenende ging es für mich auf eine Messe. Ich durfte dort zusammen mit meinem Gastgeber/Ansprechpartner unsere Schule vorstellen. Glaubt mir, indonesische Messen sind in so vielen Hinsichten besser als deutsche! Mit einer Zeremonie wird gestartet, über Live Acts, Workshops und Entertainment ist alles dabei. Am Ende durfte ich sogar noch mein Hüftbein mit anderen indonesischen Frauen schwingen- so etwas schon mal auf einer deutschen Messe erlebt? Das Hotel wurde für dieses Wochenende von der Regierung gezahlt, wir wurden jeden Tag mit Essen versorgt, haben Goodybags erhalten und konnten uns am Ende über unsere Urkunde freuen- diese hat hier hohen Stellenwert. Ich war fasziniert und schwärme bis heute davon!

An Wochenenden versuchte ich immer viel von der Insel Sulawesi zu sehen. Direkt zu Anfang besuchten wir die Heimat meiner Schüler und meines Gastgebers. Es ist ein kleines Dorf in den Bergen, aber sehr traditionell. In einer selbstgebauten Holzhütte (ohne jeglichen Luxus) verbrachten wir dort gemeinsam eine knappe Woche. Hier erlebte ich das Opferfest, gemeinsame Morgengebete, Übungen für den Unabhängigkeitstag und natürlich das traditionelle Zusammenleben (z.B. wird auf dem Boden und mit den Fingern gegessen, barfuß im ,Haus’ laufen, kochen mit Feuer,…).

An anderen Wochenenden versuchten wir die Natur Indonesiens mit dem Deutsch lernen zu kombinieren. Wir suchten uns schöne Plätze aus, die Schüler bereiteten kleine Texte vor und erzählten mir etwas über ihr Leben und ihre Interessen für die Zukunft.

 

Mit einem Koffer voller Souvenirs und wertvollen Erfahrungen geht es nach zwei erlebnisreichen Monaten zurück nach Deutschland. Nachdem ich in dieser Zeit jeden Tag Reis mit Fisch auf meinem Teller hatte (meistens Fischkopf und Fischflosse), freue ich mich wieder auf die deutsche Küche. Zudem habe ich die Freiheit in Deutschland sehr zu schätzen gelernt:  ich bin in Indonesien meistens schulter- und kniebedeckt herumgelaufen, um mich vor Blicken zu schützen und um der Kultur ein Stück weit entgegenzukommen. Hier tragen die Frauen Kopftücher, wollen ihre Figur durch luftige Kleidung verdecken und versuchen so wenig Haut zu zeigen wie nur möglich, um für andere Männer nicht attraktiv zu werden. Viele denken bei dem Wort ‘Indonesien’ an das Bali-Paradies. Natürlich ist Indonesien überall das Naturparadies. Aber man darf nicht vergessen, dass auf Bali alles auf Tourismus ausgelegt ist, z.B.: man kann sich dort kleiden, wie man möchte. Das ist in Makassar anders: hier sind, wie bereits gesagt, kaum Touristen anzutreffen. Da man daher sowieso schon als ”Weiße” auffällt, sollte man es mit kurzer und knapper Kleidung nicht noch unterstützen (auch, wenn es 40 Grad sind). Es kann für Einheimische respektlos und aufreizend (Prostitution) wirken. Dass wir in Deutschland z.B. auch 24/7 Strom und fließendes (warmes) Wasser haben, ist für uns Standard. Doch von diesem Standard ist in Indonesien keine Rede. Täglich fiel der Strom aus: die Klimaanlage hörte bei 40 Grad im Klassenraum auf zu powern, man musste seinen Unterricht mit elektronisch genutzten Videosequenzen spontan umplanen,… . Für einige Tage hatten wir nur für paar Minuten fließendes Wasser und warmes Wasser hatte ich für diese Zeit nie! Auch die Badezimmer sind anders, als wir sie aus Deutschland kennen: der Kulturschock ist vorprogrammiert. Kein Waschbecken, keine Spülung, keine deutsche Toilette, keine deutsche Dusche und auch kein Toilettenpapier. Für diejenigen unter uns, die genauso         überfordert sind,  wie ich es zu Anfang war, hier ein kleines Tutorial: nachdem man ”auf  Toilette” war, benutzt man nicht wie in Deutschland die Toilettenspülung, sondern spült manuell. Dafür lässt man Wasser über den Wasserhahn in das grüne Becken ein und spült mit der pinken Kelle Wasser nach.  Diese nutzt man auch, um zu duschen. Man stellt sich nicht unter einen Duschkopf, sondern man duscht sich auch hier wieder manuell: pinke Kelle mit Wasser füllen und sich das (wohlbemerkte kalte) Wasser über den Kopf schütten. Zudem dient der kleine Eimer auch als Waschbecken zum Zähne putzen.

So packe ich all meine Erfahrungen und Erlebnisse in meinen Koffer und freue mich, diese in Deutschland wieder auszupacken und immer wieder daran zu denken. 🙂

Ich hoffe, ich konnte mit diesem Artikel einige Einblicke in das traditionelle Leben in Indonesien (Sulawesi-Makassar) geben und das Interesse wecken, auch solche wertvollen Erfahrungen eines Tages zu machen.

Denn: wenn nicht jetzt, wann dann?

In diesem Sinne: hati-hati (take care), Carina 🙂

 

 

Carina

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