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Schulpraktikum in Vancouver

Ooooh, die Zeit verfliegt so schnell! Ich stelle gerade mit Schrecken fest, dass es für mich in gut drei Wochen schon wieder nach Hause geht! Einen Abschlussbericht gibt es daher später, heute etwas dazu, wie mein Alltag so aussieht 🙂 Die Grunddaten noch mal im Überblick: Ich bin im Rahmen meines Berufsfeldpraktikums im Zwei-Fach-Lehramts-Bachelor Englisch und Geschichte für vier Monate im Auslandspraktikum in Vancouver, Kanada.

Hier arbeite ich an einer Grundschule, hauptsächlich in der ersten Klasse, aber auch in der vierten. Untergekommen bin ich glücklicherweise in einer Gastfamilie – das ist definitiv das beste, das mir hätte passieren können! Ich liebe meine Gastfamilie, die mir gleichzeitig einen Einblick in zwei Kulturen geben kann, da sie chinesisch-kanadisch ist. Die Eltern meiner Gastmutter sind kurz vor ihrer Geburt nach Kanada eingewandert, die Eltern meines Gastvaters, als er ca. 5 Jahre alt war. Zu Hause wird Englisch gesprochen, die Kinder könne auch nur ein paar Worte kantonesisch, aber besonders im Kontakt mit der “älteren Generation”, aber auch in Essen, Traditionen etc. ist die chinesische Kultur definitiv noch präsent.

Zum Alltag: Morgens nach dem Früchstück geht’s los in die Schule! Da die Kinder in die Schule gehen, in der ich auch mein Praktikum mache, habe ich einen täglichen Fahrdienst – sehr praktisch! 🙂 Am Vortag habe ich den detaillierten Tagesplan von der Klassenlehrerin erhalten. Den besprechen wir im Groben morgens einmal und bereiten den Klassenraum vor. Da das Schulgebäude im Moment abgerissen und neu gebaut wird, ist die Schule in drei Kirchen untergekommen – das bedeutet jede Menge Improvisation und viel Absprache mit den Kirchen. Freitags wird alles abgebaut – Pult, Tische, Stühle, Bücherregale,… – und montags wieder aufgebaut. Einige Dinge müssen aber jeden Tag auf- und abgebaut werden, daher ist das morgens meine erste Aufgabe. Dann kommen die Kinder und es wird laut! Die nächsten Minuten bestehen daraus, Kinder daran zu erinnern, ihre Jacken auszuziehen, ihre Schuhe zu wechseln (es gibt hier Schuhe für drinnen und draußen), nicht über andere zu stolpern, ihre Student-News-Mappen einzureichen (Mappen, die Eltern und Lehrkräfte benutzen, um Informationen auszutauschen, Arbeitsblätter hin- und herzuschicken…), sich ruhig hinzusetzen und einem Kind mit Gehörverlust die Empfänger für ein kleines Mikro zu geben, die er an seinem Hörgerät befestigt. Wer auch immer mit ihm oder der Klasse spricht, trägt das Mikrofon.
Dann geht es weiter mit “Calendar” – das heißt, es wird über Datum, Wetter und Jahreszeit geredet, bis 50 gezählt, die Klassenregeln werden rezitiert und einfache Worte, die die Kinder in dem Alter lesen können sollten, werden gemeinsam gelesen und Sätze mit diesen Wörtern gebildet. Das klingt erst mal seltsam, hat aber alles einen Sinn. Hauptsächlich wird geübt, komplette Sätze zu bilden und ein Gespür dafür zu entwickeln, was Zahlen sind und wie sie aussehen. Die Rezitation der Klassenregeln dient einfach dazu, sie wieder daran zu erinnern, welche grundsätzlichen Prinzipien  wir im Klassenraum beachten müssen: “1. Folge Anweisungen schnell, 2. Hebe deine Hand, wenn du etwas sagen willst. 3. Hebe deine Hand, um deinen Stuhl zu verlassen. 4. Triff kluge Entscheidungen. 5. Halt deine liebe Lehrerin bei Laune. Und am Allerwichtigsten: Respektiere jeden.” So können wir sie bei Bedarf darauf verweisen, ohne ausführliche Erklärungen zu geben. Was danach kommt, ist immer vom Stundenplan abhängig. In manche Fächer bin ich mehr eingebunden als in andere. Hauptsächlich unterstütze ich kleinere Gruppen, übe lesen und schreiben mit Einzelnen, beantworte Fragen, helfe beim Ausfüllen von Arbeitsblättern und erinnere die Schüler daran, dass sie arbeiten und nicht quatschen sollten. In ruhigeren Phasen gehe ich durch die Student-News-Mappen und gucke, ob Eltern Nachrichten hinterlassen oder erforderliche Rückmeldungen eingereicht haben und sortiere Nachrichten der Lehrerin an die Eltern in die entsprechenden Mappen ein. Außerdem helfe ich in der Unterrichtsvorbereitung, indem ich Arbeitsblätter kopiere oder Spiele und Aktionen vorbereite (ausschneiden, sortieren, aufkleben).
In den Pausen vormittags habe ich frei. Eine kleine Atempause tut dann ganz gut. Mit der Lehrerin werden offene Fragen, Schülerverhalten und die nächsten Schritte besprochen. In der Mittagspause hingegen habe ich an vier von fünf Tagen Aufsicht. Wenn das Wetter gut genug ist, gehen wir dienstags und mittwochs in den Park, montags und freitags können die Kinder den Parkplatz der Kirche zum Spielen nutzen. In diesen Pausen werden aufgeschürfte Knie desinfiziert und verpflastert, Bälle aus der Hecke und unter Autos weg geholt, Streitigkeiten geschlichtet, Schüler an die Grenzen des Spielbereichs erinnert und Kreidekunstwerke bewundert.

Nach der Mittagspause wird gegessen, das heißt: Zuerst Thermosdosen aufschrauben und sicherstellen, dass sich alle Kinder die Hände gewaschen haben – und in dem Moment, in dem man sich hinsetzt, um selbst was zu essen, melden sich schon wieder die ersten, um zu fragen, ob sie “bitte, bitte fertig sein können”.  Also steht man wieder auf, läuft herum und guckt nach, ob sie genug gegessen haben (meistens nicht) und legt fest, wie viele Löffel mindestens noch gegessen werden müssen.
Danach wieder Unterricht, oft auch Daily Physical Activity, dann wird Sport gemacht und alle hüpfen einem Fitnessvideo nach – oder bei besserem Wetter werden Spiele draußen gespielt. Langsam neigt sich so ein Schultag dann auch schon wieder dem Ende zu. Am Ende des Tages wird es dann noch mal hektisch: Jeder Schüler hat seine Aufgabe, was er am Ende des Tages sauberzumachen hat: Tische abwischen, Bücher sortieren, Müll rausbringen, fegen, Spülbecken kontrollieren und durchwischen, Stühle wegstellen, Stifteboxen wegpacken… Dann gibt es ihre Student News Mappen zurück und die Lehrerin spricht über den Tag und ob es ein oder zwei Schüler gab, die besonders positiv hervorgestochen sind. Uuund schon werden wieder Schuhe gewechselt, Jacken angezogen, Rucksäcke gepackt… und alle Kinder werden wieder ihren Eltern übergeben.
Damit ist mein Tagewerk meist erledigt. Manchmal bereite ich noch eigenen Unterricht vor, aber meist habe ich danach einfach frei – wie unglaublich entspannt! Mir ist zwar bewusst, dass das in meinem Lehreralltag nie so sein wird, aber umso mehr genieße ich das jetzt hier 🙂

Jana

Hier stelle ich mich allen kurz vor, die mich nicht kennen oder die mehr über Form und Grund meines Praktikums wissen wollen :)
Also: Ich heiße Jana, bin (noch) 20 Jahre alt und verlobt mit dem tollsten Mann der Welt, Sven. Der wird euch im Blog bestimmt immer mal begegnen ;) Außerdem habe ich noch eine ganz wunderbare Familie und zwei bezaubernde kleine Schwestern, Mirja und Brinja. (An dieser Stelle huhu, ihr zwei!) Ich studiere Englisch und Geschichte auf Lehramt für Gymnasien und Gesamtschulen an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster.
Im Studienverlauf sind immer wieder Praktika vorgesehen, eins davon ist das Berufsfeldpraktikum. In diesem geht es darum, einen anderen Beruf im studierten Berufsfeld kennenzulernen. Klingt ein bisschen kompliziert, ist es aber eigentlich gar nicht. Das Praktikum kann in fast allen Einrichtungen, die mit Kindern arbeiten, absolviert werden – in Nachhilfeinstituten und Kindergärten, Ganztagsbetreuung, in Hilfsprojekten oder Wohngruppen, bei Schulpsychologen oder -sozialarbeitern... Für mich geht es zwar wieder in eine Schule, aber zum einen ist das eine andere Schulform (Grundschule statt Gymnasium/Gesamtschule) und zum anderen in ein ganz anderes Schulsystem.
Außerdem gehört auch im Fach Englisch ein verpflichtender Auslandsaufenthalt für mindestens drei Monate dazu, dieser kann als Studium im Ausland oder eben als Praktikum absolviert werden. So hatte ich die Möglichkeit, beides zu kombinieren und für vier Monate nach Kanada zu gehen. :)

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