Meine Tage an der One World Secondary School gingen so schnell um, da ich teilweise wirklich von morgens bis abends beschäftigt war und meine Zeit gerne mit den Schüler*innen verbrachte. In der ersten Woche hospitierte ich vor allem im Deutsch- und Englischunterricht und schaute auch mal im Geographieunterricht vorbei, da dies neben Englisch mein zweites Studienfach ist. Leider fokussierten sich alle hospitierten Stunden auf den Redeanteil der Lehrkraft.
Da hierbei teilweise auch noch von der eigentlichen Unterrichtssprache Englisch in Swahili gewechselt wurde, da einige Lernenden kaum Englisch sprachen und verstanden und auch die Lehrkräfte lieber in ihrer Muttersprache unterrichteten, konnte ich nicht viel aus den Stunden mitnehmen. Daher wollte ich von da an vor allem selbst im Unterricht aktiv werden und so plante ich für drei Klassen die nächste Unterrichtseinheit für den Deutschunterricht und übernahm auch in dem Englischunterricht einer Klasse die nächsten Stunden. Die Absprache mit den Lehrkräften lief ganz gut – sie waren immer froh über die Abnahme von Arbeit und ließen mir sehr viel Freiraum in der Gestaltung der Stunden. Da meistens entlang der Bücherkapitel gearbeitet wurde, erleichterte dies die Vorbereitung. Um den Schüler*innen etwas Abwechslung im Unterricht zu bieten und sie zum Lernen zu motivieren, versuchte ich aktivierende und kooperierende Methoden zu integrieren. Zu Beginn taten sich die Lernenden noch etwas schwer damit, Wortbeiträge zu liefern, Beispielsätze zu bilden oder auch einen Text laut vorzulesen – bald wurden sie aber deutlicher aktiver, beteiligten sich am Unterricht und meldeten auch positiv zurück, dass ihnen der Unterricht Spaß macht. Besonders erfolgreich war die Arbeit mit einer Kleingruppe aus 7 Schüler*innen der Form V, die erst seit diesem Schuljahr Deutsch als Unterrichtsfach hatten, da sie von anderen Schulen an die One World gewechselt waren. Diese Gruppe übernahm ich während der regulären Unterrichtszeit und zusätzlich im Nachmittagsbereich. Die Lernenden waren super motiviert Deutsch zu lernen und erzielten in ihrer ersten Klausur nach etwa 1,5 Monaten sehr gute Ergebnisse. Es war nicht nur total schön zu sehen, wie erfolgreich die Gruppe war, sondern auch wie dankbar die Schüler*innen für die gemeinsamen und intensiven Unterrichtsstunden waren.
Außerdem übernahm ich kurz nach meiner Ankunft auch den Extra-Deutschunterricht für zwei tansanische Volunteers, die sich auf die B2-Prüfung vorbereiteten, um in Deutschland eine Ausbildung antreten zu können. Täglich übten wir also Lesen, Schreiben, Sprechen, Hören und Grammatikübungen – zwar ist Deutsch meine Muttersprache, in einige grammatikalische Erklärungen musste ich mich vorab allerdings doch nochmal einlesen. Die diversen Arbeitsbücher, die im Deutschraum vorhanden sind, halfen dabei sehr gut. Zu den zwei Mädels gesellten sich zweimal die Woche auch noch ein paar Jungs aus der Form V hinzu, die bereits fortgeschrittene Deutschkenntnisse hatten und diese vertiefen wollten. Auch diese Gruppe war sehr engagiert und motiviert, sodass es trotz des zusätzlichen Arbeitsaufwands viel Freude gemacht hat, gemeinsam zu lernen.
Neben Deutschnachhilfe gab ich während der sogenannten Study-time auch Englisch Nachhilfe für die Form I, da diese teilweise kaum ein Wort Englisch verstanden oder sprachen und somit auch am Unterricht nicht teilnehmen konnten. Study-time hatten die Schüler*innen nach Unterrichtsende um 13:40 Uhr unter der Woche immer von 17-18:40 Uhr und von 19:30-21 Uhr – in dieser Zeit saßen alle Lernenden in ihren Klassenräumen und lernten eigenständig. Samstagmorgen und Sonntagsabend gab es ebenfalls diese Lernzeit, sodass die Schüler*innen jeden Tag lernen „mussten“. Meistens war es dabei wirklich leise und die Schüler*innen saßen konzentriert über ihren Büchern – wie erfolgreich diese Methode wirklich ist, ist für mich allerdings weiterhin fraglich.
Neben dem Unterricht und lernbezogenen Aufgaben war es besonders schön, die Zeit mit den Mädchen und Jungs auch außerhalb des Klassenzimmers zu verbringen. Im Nachmittags-bereich und am Wochenende hatten die Schüler*innen nach Erledigen ihrer Putzarbeiten und Wäsche Freizeit. Mittwochs und samstags waren die offiziellen Sporttage an der Schule, sodass dann viele Kinder Basketball, Volleyball oder Fußball spielten. Es war immer total toll daran teilzunehmen und auch gemeinsam mit kleineren Gruppen Sportübungen zu machen oder zu joggen.
Außerdem machte ich mit den Mädchen noch einmal die Woche Zumba im Speisesaal der Schule – hier zeigten sie mir zu tansanischer Musik auch oft noch einige Tanzmoves und wir tanzten und sangen gemeinsam. Hierbei war auch egal, wie es aussah, Spaß hatten wir immer! Neben Zumba versuchten wir auch ein paar Turnübungen zu machen, allerdings gab es keine Matten oder Unterlagen, sodass wir nur kleinere Sprünge oder Figuren üben konnten. Die Jungs organisieren auch regelmäßig Fußballspiele zwischen den Jahrgangsstufen, welche wirklich spannend sind und von allen Mitgliedern der Schule neugierig verfolgt werden.
Außerdem bietet die One World viele außerschulische Projekte für die Schüler*innen an – eigenständig haben diese einen Dance Club am Wochenende, wo zu lauten Afro-Beats im Klassenzimmer getanzt und Choreographien einstudiert werden. Es ist faszinierend zu sehen, wie sich die Jugendlichen bewegen können und welche Lebensfreude sie dabei versprühen! Direkt an meinem ersten Tag habe ich gemeinsam mit einer Schülerin den „English Club“ gegründet, in dem wir mit interessierten Mädchen und Jungs Englisch auf spaßige Weise üben wollten. Gemeinsam entwickelten wir über die nächsten Wochen ein eigenes Musical, schrieben das Script, übten Tänze und Songs ein und konnten es kurz vor meiner Abreise sogar inklusive Bühnenbild und Kostümen der gesamten Schule präsentieren. Zwar hat es einiges an Organisation und Nerven gekostet, aber der English Club war eine super Gruppe, die toll zusammengearbeitet hat. Außerdem organisierte ich einen German Songs Club, da sich einige Schüler gewünscht hatten gemeinsam deutsche Songs zu singen – hierbei trafen wir uns und tauschten Liedwünsche aus, schauten uns den Text an und sangen diese. Es war spannend zu sehen, welche Lieder die Schüler*innen bereits kannten (oft durch andere Praktikanten) und welche Songs sie gut fanden und welche eher nicht.
Neben diesen regelmäßigen Projekten und Unterrichtsstunden, verbrachte ich den Großteil meiner Freizeit bei und mit den Lernenden. Wir bastelten Armbänder zusammen, malten Bilder, flochten Haare, hörten tansanische Musik, tanzten und plauderten über unser Leben, Einstellungen und Werte. Ich zeigte Bilder von meinem Zuhause und Umfeld und wir tauschten uns über die Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten aus. Es war super spannend und lehrreich mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und trotz unterschiedlicher Einstellungen und Traditionen war es stets ein ehrlicher und respektvoller Umgang. Ich lernte sehr viel über die tansanische Kultur und konnte die Lebens- oder Verhaltensweisen auch besser nachvollziehen. Auch wenn einige Tage stressig waren oder ich kaum Zeit zum Reflektieren meiner Eindrücke hatte, genoss ich die gemeinsamen Stunden und Gespräche sehr!
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