Regenzeit.

Nachricht aus Deutschland:
„Genieß deine Zeit und vor allem die Sonne,
hier regnet es den ganzen Tag nur!“

Vielen Dank und liebe Grüße zurück, aber ich muss enttäuschen:
Guatemala liegt zwar in der Tropenzone, Karibikflair kommt in der Hauptstadt aber nicht auf.

Was man landläufig unter „Tropen“ versteht, trifft in Guatemala, wenn überhaupt, nur auf Teile der Karibik- und Pazifikküste und das nördliche Tiefland, den Petén, zu. Die höheren Lagen im Landesinneren, in denen auch die Hauptstadt liegt, erreichen nur kühlere Temperaturen zwischen 15° und 25° Celsius.  In den gemäßigteren Zonen zwischen Gebirgen, Tiefland und Küsten wächst unter anderem der auf der ganzen Welt beliebte guatemaltekische Kaffee.

Die diverse Topografie Guatemalas macht das Land also zu einer Region von Mikroklimata. Hinzu kommt, dass die Regenzeit (Época de lluvias) in die Monate zwischen Mai und November fällt. In dieser Zeit fällt der Großteil der durchschnittlichen 1250 mm Regen, welche über das Jahr hinweg die Hauptstadt gießen.

Ein typischer Tag in Guatemala-Stadt startet während der Regenzeit zwischen 5:30 Uhr und 5:55 Uhr mit dem Sonnenaufgang. Strahlender Sonnenschein und blauer Himmel bis um die Mittagszeit. Am Nachmittag zieht sich der Himmel langsam aber sicher zu, gelegentlich ist entferntes Donnergrollen zu hören. Mindestens einmal am Tag kommt dann ein ungemütlicher Wolkenbruch runter, der ohrenbetäubend auf die unzähligen Wellblechdächer der Stadt prasselt. Wenn es soweit ist, wittern fahrende Händler auf Märkten und betriebsamen Plätzen ihre Chance und preisen lautstark Schirme und Regenponchos an. Die Regengüsse sind meist kurz, aber heftig; so schnell wie sich der Himmel verdunkelt, bricht die Abendsonne am späten Nachmittag wieder durch die Wolken. Nach dem Sonnenuntergang – zwischen 17:30 Uhr und 18:30 Uhr – lassen sich dann von den Dachterrassen höherer Gebäude aus die bedrohlichen Gewitterwolken beobachten, die die Stadt einzukreisen scheinen und untereinander leuchtende Blitze hin und herzucken lassen.

Viele Guatemalteken glauben im Übrigen, in den letzten Jahren Klimaveränderungen beobachtet zu haben. Die Regenzeit sei heute viel wärmer als früher, und der Chipi-Chipi (der typische Nieselregen der Nebelwälder) fühle sich auch anders an als noch vor einigen Jahren. Die staatliche Katastrophenschutzbehörde CONRED bestätigt das subjektive Empfinden der Guatemalteken: Das wohl durch den Klimawandel begünstigte globale Wetterphänomen El Niño hat Guatemala 1997/98 und 2015/16 Dürren und Ernteausfälle von Grundnahrungsmitteln wie Mais und Bohnen beschert, was wie so häufig leider vor allem die ärmsten Schichten in den ländlichen Regionen getroffen hat.

Zum Schluss einige Eindrücke eines verregneten und etwas tristen Nachmittags in Guatemala-Stadt:

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