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Praxissemester in Dänemark – Was stimmt denn nun über Dänemark und die Dänen?

Liebe BlogleserInnen,

ich bin mitten im Masterstudium meines Grundschulstudiums angelangt und mein Praxissemester lag vor der Tür. So erschien mir das Praxissemester optimal, noch vor Beendigung meines Studiums internationale Schulerfahrungen sammeln zu können, die ich gerne mit euch teilen möchte!

Kurz zu mir: Ich bin Svenja, 25 Jahre und verbringe dieses Semester (SoSe2023) 4 Monate an der Ludwig-Andresen-Schule in Tondern (Dänemark). Zusammen mit einer weiteren Praktikantin wohne ich in einem Air BnB mitten im Zentrum von Tondern. Ich konnte inzwischen viele Eindrücke sammeln und werde mich deshalb bemühen euch einen optimalen Überblick zu meinem schönen Aufenthalt zu geben und von meinen Erlebnissen zu berichten!

Heute geht’s um Dänemark, um Klischees und inwiefern meine Erfahrungen sie bestätigen!

Dänemark war für mich persönlich bisher ein eher unscheinbares Nachbarland von Deutschland. Dabei ist die länderübergreifende Kooperation in der Region der deutsch-dänischen Grenze sehr bedeutend und auch im Alltag der Menschen präsent. So gibt es in Deutschland eine dänische und in Dänemark eine deutsche Minderheit in der Bevölkerung. Generell hat Dänemark nur ca. 6 Millionen Einwohner. Es sprechen also nur recht wenige Menschen dänisch auf der Welt. Die Sprache Deutsch ist deshalb auch wirtschaftlich für die Dänen interessant, was ich vor meinem Aufenthalt gar nicht wirklich auf dem Schirm hatte. Mit welchen Vorstellungen bin ich überhaupt angereist und was sind verbreitete Klischees über Dänemark? Hier sollen die glücklichsten Menschen der Welt leben. Was ist ihr Geheimrezept für ein glückliches Leben? Nun ja, neben einer ländlichen Weite und breiten schönen Küsten, stehen wahrscheinlich auch große, blonde Menschen ziemlich oft oben auf der Klischee-Liste. Dänemark hieß für mich bisher auch Strandurlaube, Windsurfing und neben den Küsten denkt man zum Thema Dänemark wahrscheinlich auch an Wikinger, Kälte und viel Wind. Stimmen diese Vorstellungen/ Klischees denn auch mit meinen Erfahrungen überein?

Tondern liegt direkt hinter der deutschen Grenze in der Nähe der Nordsee. Endlose Weite ist hier die Aussicht in jede Himmelsrichtung. Wirklich schön und total gemütliche Orte hier und da. Auf der Insel Rømø gibt es die breitesten Strände Europas (45 min mit dem Auto von Tondern entfernt). Hier ist Wind- und Kitesurfing deshalb auch sehr beliebt. Und na klar, gibt es hier auch blonde, große Menschen, aber braunhaarige und kleinere Menschen gibt es hier natürlich auch 😀

Die Sache mit den glücklichsten Menschen der Welt lässt nicht so schnell beantworten. Ich denke, ich habe während meines Aufenthalts mehrere Faktoren heraus gefunden, die bestimmt dazu beitragen. Vermutlich steckt das Geheimrezept in der Kombi des allgemeinen dänischen Systems, der Landschaft, des Nationalstolzes, der Lockerheit und Freundlichkeit der Menschen und des passenden Mixes zwischen Fortschritt und Tradition. So gibt es eine tolle Sozialversicherung in Dänemark, wodurch es keine so große Kluft zwischen armen und reichen Menschen gibt, wie z.B. in Deutschland. Es gibt keine Dänen, die richtig arm sind, Menschen am selben Arbeitsplatz verdienen oft dasselbe und es gibt nur wenige Hierarchien, die unterschiedlich bezahlt werden (das ist auch in den Schulen der Fall). Zu einem ähnlichen Sozialstatus der Menschen trägt auch das Schulsystem bei (das werde ich jedoch in einem anderen Blogeintrag genauer erläutern). Üblich ist es z.B. auch, dass beide Elternteile von Kindern vollzeit arbeiten und Kinder deshalb früh in die Kita gehen und dort bis nachmittags bleiben. Auch nach der Schule gibt es für jüngere Schulkinder einen „Club“, wie die Betreuung genannt wird. Übrigens wird sich in Dänemark überall geduzt. D.h. egal ob in einem Smalltalk in einem Geschäft oder mit Fremden auf der Straße oder im Job, alle sprechen sich normalerweise mit Du an. Das ist erstmal etwas ungewohnt, macht vieles aber unkomplizierter, lockerer und auch persönlicher, was ich sehr angenehm finde. Die Erfahrung, dass Höflichkeit oder Respekt gegenüber anderen Menschen allein deshalb verloren geht, habe ich nicht gemacht. Das dänische System in der Gesellschaft achtet auch besonders auf eine Work-Life-Balance der Menschen. Ich habe einen Mann im Zug getroffen, der in einem Büro arbeitet und vorher in Deutschland und Brasilien gearbeitet hat. Er sagte mir, dass Arbeitsdruck und -geschwindigkeit deutlich geringer sind in Dänemark (natürlich subjektive Einstellung und je nach Unternehmen etwas unterschiedlich). Aber: Geschäfte schließen am Wochenende grundsätzlich gegen Mittag, so können Angestellte Zeit mit Familie und Freunden verbringen. Das ist dann auch oft so: Man sieht häufig Großfamilien und größere Freundesgruppen nachmittags am Wochenende in Restaurants oder Parks, wo sie ausgiebig stundenlang schnacken und die freie Zeit in Gemeinschaft feiern.

Fährt man nach Dänemark, wird man zum einen alte kleine Häuser mit idyllischen Stockrosen und bunten Holztüren sehen und zum anderen überwiegende Kartenzahlungen, digitalen Fortschritt und ein modernes Sozialsystem erleben. Mobile Pay ist die gängige Bezahlungsart, selbst auf Flohmärkten oder Gemüseständen am Straßenrand. Die Bezahlart am Handy kann man jedoch nur als dänischer Staatsbürger nutzen. Mit einer normalen Bankkarte (oder auch Bargeld) kommt man aber auch sehr weit. Gespräche mit Kolleginnen, die bereits in Deutschland gelebt haben, bzw. vorher an dänischen Schulen gearbeitet haben, berichteten, dass Deutschland bis zu 10 Jahre in Schulen bezüglich der Digitalität zurückhängt, Dänemark hängt jedoch ca. 10 Jahre zurück in Bezug auf vegetarische und vegane Ernährung und Plastikverbrauch. Es ist also noch längst nicht alles perfekt in Dänemark und so manch ein Deutscher kann bei einem Gang durch den Supermarkt zwar voller Begeisterung verschiedene neue Lakritzsorten entdecken, aber hin und wieder auch leider den Kopf schütteln.

Wo wir gerade beim Essen sind… Besonders zu empfehlen ist das dänische Gebäck aus einer Bäckerei. Besonders ZimtliebhaberInnen wird hier das Herz aufgehen. Auch vieles mit Marzipan wird sich hier finden. Neben Zimtschnecken kann ich auch das Wienerbrød (Kopenhagener Gebäck) empfehlen. Ansonsten haben die Dänen es auch mit Softeis und Hotdogs. Und dass in jedem zweiten Garten eine Dänemarkflagge („Dannebrog“) gehisst wird, lässt vermuten, dass die Dänen auch davon ganz begeistert sind. Das mit der Flagge ist jedoch eine richtige kleine Wissenschaft, bei mehr Interesse könnt ihr noch spannende Fakten und diverse Regelungen zu Namen, Formen und dem Hissen der Faggen vor eurem Dänemarkbesuch herausfinden.

Svenja

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