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Praktisches Jahr auf Sri Lanka

Anfang dieses Jahres hatte ich die Chance einen Teil meines chirurgischen Tertials des Medizinstudiums am National Hospital in Galle auf Sri Lanka zu absolvieren. Meine insgesamt achtwöchige Reise begann Anfang Januar mit einem Flug von Düsseldorf nach Colombo.Da ich bereits im Laufe meines Medizinstudiums eine Famulatur in Ghana absolviert hatte, war ich sehr gespannt nun das Gesundheitssystem in einem ganz anderen, weit entfernten Land kennenzulernen. Bereits beim Verlassen des Flughafens wurde ich von dem deutlich wärmeren und tropischen Klima auf der Insel begrüßt, an das ich mich zwar zunächst gewöhnen musste, das mir aber eine angenehme Abwechslung zum europäischen Winter bot. Während der etwa zweistündigen Taxifahrt nach Galle konnte ich bereits einen ersten Eindruck über die Landschaft der Insel, welche stark durch Mangrovenwälder und Reisfelder geprägt ist, gewinnen.

Am ersten Tag in der Klinik lernte ich zunächst die anderen PJlerInnen kennen und wir durften uns eine chirurgische Fachrichtung für den Einsatz der nächsten Wochen aussuchen. Aufgrund meines pädiatrischen Interesses wählte ich hier die Kinderchirurgie. Das National Hospital Galle, welches vor Kurzem noch Karapitiya Teaching Hospital genannt wurde, gilt als Universitätsklinikum der University of Ruhuna als Maximalversorger und bietet daher eine medizinische Versorgung in jeglichen Fachrichtungen an.

Im Gegensatz zum Praktischen Jahr in Deutschland, in dem die Studierenden auch in Bezug auf die praktischen Fertigkeiten voll in den Klinikalltag integriert werden, bestehen die Tätigkeiten der Studierenden im „final year“ auf Sri Lanka primär in der Begleitung von Visiten, im Beobachten von chirurgischen Eingriffen und  der Teilnahme beim Teaching am Patienten-Bett und im OP. Die medizinische Ausbildung dort ist also deutlich theoretischer, wobei die Lehre aber sehr tiefgründig, fortgeschritten und detailliert ist. Auch die medizinische Ausbildung der dort arbeitenden ÄrztInnen ist sehr gut. Eingeschränkt wird die medizinische Versorgung auf Sri Lanka hauptsächlich durch mangelnde Ressourcen, wie fehlende oder qualitativ schlechte Medikamente oder Geräte. Dennoch werden von Neonatalchirurgie über Neurochirurgie bis hin zu Bypass-Operationen mit einer Herz-Lungenmaschine sämtliche Operationen am National Hospital in Galle durchgeführt. Oftmals sind die für die Operationen erforderlichen Geräte und Maschinen dabei aus Europa gespendet. Besonders gefallen hat mir während meines PJ in Galle, dass ich die Möglichkeit hatte in sämtliche Bereiche zu rotieren und ich so auch die Gelegenheit erhielt, an der Visite auf der Kinderintensivstation oder an einem Aortenklappenersatz in der Herzchirurgie teilzunehmen.

Neben dem normalen Arbeitsalltag als PJlerin hat uns die Fakultät die Teilnahme an einer „community week“ ermöglicht. Im Rahmen dieser haben wir Vorträge über das Gesundheitssystem in Sri Lanka angehört sowie ein Waisenhaus, eine Einrichtung für Kinder und Jugendliche mit Behinderung, ein Vorsorgezentrum für werdende Mütter und eine ayurvedische Klinik besucht. Auf Sri Lanka wird die gesamte medizinische Versorgung grundsätzlich öffentlich staatlich finanziert und ist kostenlos. Auch die Ayurvedische Medizin, welche einen großen Stellenwert in der Patientenversorgung auf Sri Lanka hat, wird mit öffentlichen Geldern bezahlt.

Während meines zweimonatigen Sri Lanka-Aufenthaltes hatte ich auch die Möglichkeit, das Land abseits des Klinikalltages kennenzulernen. Sri Lanka ist ein kulturell und landschaftlich sehr reiches Land, das stark vom Buddhismus geprägt ist. Somit hatte ich die Gelegenheit, diese Weltreligion näher kennenzulernen und an der ein oder anderen Tempel-Zeremonie teilzunehmen. Ein Highlight war der nächtliche Aufstieg auf den Adams Peak. Der Adams Peak ist ein heiliges Pilgerziel des Buddhismus auf dessen – in über 2500m Höhe gelegenen – Gipfel der Fußabdruck Buddhas thront. Es heißt ein guter Buddhist soll die Pilgerstätte mindestens einmal im Jahr besuchen.

Ein weiteres Highlight war die berühmte Zugfahrt von Ella nach Kandy mit Besichtigung der Nine Arches Brücke, das Erklimmen des berühmten Lion`s Rock in Sigiriya und die Besichtigung einer der vielen Teeplantagen im Bergland.

Sri Lanka ist ein kulturell sowie landschaftlich unglaublich spannendes und sehenswertes Land. Im Rahmen des Praktischen Jahres konnte ich sehr viele einzigartige und wertvolle Einblicke in die medizinische Versorgung des Landes gewinnen. Ich kann das Praktische Jahr auf Sri Lanka jeder Person empfehlen, die interessiert ist, neue Kulturen und Gesundheitssysteme kennenzulernen und bin unglaublich dankbar über die PROMOS-Förderung, die mir diese Erfahrung ermöglich hat.

Leaflet © OpenStreetMap contributors
Lisa

Ich bin Lisa, Medizinstudentin im Praktischen Jahr und habe ein halbes Tertial im Fachbereich Chirurgie am Karapitiya Teaching Hospital auf Sri Lanka absolviert.

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