• Menu
  • Menu

Praktikum auf Malle – ist das eine gute Idee?

… das habe ich mich kurz vor meiner Abreise in Richtung des inoffiziellen 17. Bundeslandes der Deutschen gefragt. Es sollte mein erster Besuch auf der Baleareninsel werden und je näher der Start meines Praktikums in einer kleinen psychosomatischen Privatklinik in Palma kam, desto skeptischer wurde ich, worauf ich mich da eingelassen hatte.

Aber erst mal von vorn: Ich bin Lara, 24 Jahre alt und in den Endzügen meines Masterstudiums der klinischen Psychologie. Für mein letztes Praktikum im Studium wollte ich gern nach Spanien, da ich seit meines ersten Auslandssemesters vor fast 4 Jahren die Idee nicht ganz aus dem Kopf bekomme, eines Tages vielleicht doch dort zu leben und zu arbeiten. Daher wollte ich gern andere Psycholog:innen kennenlernen, die das bereits tun und ein Bild davon bekommen, ob ich mir das tatsächlich vorstellen kann.

Nachdem ich gefühlt unendlich viele Bewerbungen geschrieben und Absagen kassiert hatte (hauptsächlich, weil die meisten deutschen Psychotherapeut:innen in Spanien privat und selbstständig arbeiten und daher keine Kapazitäten für Praktis haben), und schon kurz davor war, das Thema „Praktikum in Spanien“ an den Nagel zu hängen, kam ich recht zufällig und mit einer Brise Glück an meinen jetzigen Praktikumsplatz. Erste Lektion beim Thema Auslandspraktikum also: Dran bleiben! Irgendeine Möglichkeit findet sich immer, auch wenn sie am Schluss nicht ganz so aussieht, wie gedacht. So wurde es für mich und die nächsten 2,5 Monate nun nicht Festland-Spanien, sondern ausgerechnet Mallorca – die Insel, die mich eigentlich nie interessiert hatte.

Zugegeben: Ich hatte einige Klischeevorstellungen im Gepäck. Malle war für mich bis dato eigentlich nur Ballermann, und damit eher die nicht beste deutsche Musik, Sangría aus Eimern und mit lauter rot-verbrannten Menschen überfüllte Strände. Nichts gegen Alle, für die das nach einem tollen Urlaubsort klingt! Doch mich zog bis jetzt nichts davon an. Dennoch wollte ich mich gern vom Gegenteil überzeugen lassen, und so machte ich mich Mitte Juni auf den Weg.

Als die Fähre morgens um 6 Uhr am Hafen Palmas anlegte, und mich die Stadt mit Sonnenaufgang, lauem Sommermorgenwind und Blütenmeeren an jeder Ecke begrüßte, waren schon fast direkt alle Vorurteile verworfen.                                                     

Und auch in den darauffolgenden Tagen und Wochen überraschte mich die Insel bisher nur positiv. Sei es die malerische Altstadt Palmas – mit zahlreichen kleinen Gässchen, schattigen Plazas, die zum Verweilen und Gedanken schweifen lassen einladen und einem süßen Laden am nächsten – oder das grüne Hinterland mit seinen Olivenhainen, Finkas, in die man am liebsten direkt einziehen würde und immer wieder Blicken auf das tiefblaue, weite Meer.

                 

Auch die Menschen, mit denen ich bis jetzt kürzer oder länger in Kontakt kam, waren sehr offen, herzlich und irgendwie unbeschwert. Mein Eindruck ist, dass die Menschen viel genießen hier auf Mallorca, und – so klischeehaft das klingen mag – die Zeit einfach ein bisschen langsamer vergeht als in Deutschland.

Zahlreiche Momente wie Samstagmorgende auf dem Obst- und Gemüsemarkt, Eis bei Sonnenuntergang auf der Stadtmauer mit Blick auf die Kathedrale, und das ständige Entdecken neuer Facetten der Stadt führten dazu, dass die ersten vier Wochen hier wie im Fluge vergingen. Tatsächlich hat sich bisher kein einziges der Klischees in meinem Kopf bewahrheitet. Ja – in der Altstadt und am nahe gelegenen Stadtstrand hört man viel Deutsch. Strände gibt es hier aber mehr als genug und vom Ballermann kann man sich auch leicht fernhalten. Übrig bleibt dann eine vielseitige spanische Insel mit spannender Kultur und sehr sympathischen Menschen, die gern in Kontakt gehen. Spätestens mit dem Gefühl, nach einem heißen und langen Tag im Praktikum den paseo marítimo zum Strand entlang zu radeln, um sich schließlich ins kühle Wasser gleiten zu lassen, ist die Antwort auf die titelgebende Frage wohl klar: Auf jeden Fall!

 

Lara

Lassen Sie einen Kommentar da

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert