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Praktikum an der Crosspoint Academy in Südafrika – Die Schule

Erste Eindrücke

Meine Reise nach Südafrika beginnt am Flughafen Frankfurt am Main. Nachdem ich im Flugzeug ein paar Stunden schlafen konnte, werde ich am Montagmorgen mit einer wunderschönen Aussicht  beim Landeanflug auf Kapstadt überrascht.

Vom Flughafen geht es 30 Minuten mit dem Auto nach Strand. Hier treffe ich an der Crosspoint Academy ein und mein Auslandspraktikum beginnt…

Es ist ein offener und warmherziger Empfang. In der 1. Pause werde ich den Kindern als neuer Volunteer vorgestellt und es herrscht helle Aufregung. Ich werde von allen Seiten mit Fragen überhäuft. Wo ich denn her kommen würde, wie ich heiße, wie lange ich bleibe, was meine Lieblingsfarbe ist usw.? Danach lerne ich meine Co-Volunteers kennen. Mit vier Mädels aus Deutschland arbeite und wohne ich zusammen. Nach der Schule beziehe ich mein Zimmer in meiner neuen WG. Geschafft vom anstrengenden Tag, falle ich am Abend in mein Bett und schlafe direkt ein.

Die Schule

Die Schule ist eine Non-Profit School und die Kinder kommen fast ausschließlich aus den Townships rund um Kapstadt und Strand. Die Schule finanziert sich über Spendenprogramme aus den USA und Deutschland, um den Kindern eine Bildungschance zu ermöglichen. In Südafrika gibt es große Probleme im Bildungssektor und ein Großteil der vornehmlich schwarzen Bevölkerung kann sich glücklich schätzen, ihr Kind überhaupt in eine Schule schicken zu können. Die Regierungsschulen sind überfüllt und die Privatschulen schlichtweg zu teuer für die Eltern. Die Schule hatte in der Vergangenheit Probleme und musste ihren alten Standort, der auf dem Land außerhalb von Strand lag, verlassen. Die Suche nach einem geeigneten Standort gestaltet sich schwierig aufgrund der begrenzten finanziellen Mittel.

Als Übergangslösung konnten die Schulleiter ein altes Bürogebäude im Zentrum von Strand anmieten. Nun befindet sich die Schule aber schon seit Anfang 2018 im neuen Gebäude. Die Voraussetzungen sind denkbar schlecht.  Von Pausenhof und Lehrerzimmer fehlt jede Spur. Der Eingangsbereich von 18qm ist Sekretariatsbüro, Krankenzimmer, Bushaltestelle (die Kinder warten hier, bevor sie abgeholt werden) und Druckerraum in einem. Daran schließt sich ein länglicher Lunchroom vo ca. 30 qm an, in dem die Kinder ihre Pausen verbringen. Auch hier darf nicht gerannt oder sich mal ausgetobt werden, da Versicherungsbüros und andere Geschäfte direkt nebenan sind. Auf zwei Etagen darüber befinden sich dann die alten Büros, die nun als Klassenzimmer der Schule viel zu klein sind. Man kann sich vorstellen, wie eng es hier zugeht bei 126 Kindern, aufgeteilt auf acht Klassen.

Die Kinder

Und nun stelle man sich mal vor, man kommt aus dieser beengten Schule nach Hause und findet sich in einer Wellblechhütte wieder, in der man mit Eltern und Geschwistern in einem Raum wohnt, in dem sich das ganze Leben abspielt. Für die meisten Kinder der Schule ist das ganz normal. DIe Mehrheit der Kinder lebt eben in Townships und einige wenige Eltern können sich halb verfallende Häuser und Wohnungen am Rande dieser leisten. Zur Schule bringen sie aber auch oft die Probleme von zuhause mit. Häusliche Gewalt, sexuelle Nötigung oder Vernachlässigung kennen viele von ihnen. Hierzu kommt noch, dass manche Kinder einfach nicht wissen, dass diese Sachen falsch sind. In der Schule gab es deshalb vor kurzem eine Aufklärung über Missbrauch. Manche Kinder wurden auch Opfer des Drogenkonsums oder Alkoholmissbrauchs der Eltern in der Schwangerschaft. Sie leiden teilweise unter FAS, ADHS oder man merkt Ihnen einfach an, dass sie starke Probleme haben sich zu konzentrieren. Nun könnten die beiden vorangegangenen Abschnitte den Eindruck erwecken, dass in der Schule an jeder Ecke die Traurigkeit vorherrscht und eine bedrückende Stimmung den Alltag bestimmt. Das Gegenteil ist der Fall. Die Kinder strahlen eine solche Lebensfreude aus und verbreiten Spaß während der Schulzeit. Obwohl es manchmal sehr anstregend werden kann, wenn die Kinder nur Quatsch im Kopf haben, so hat man doch auch Momente, in denen man ihre Dankbarkeit spürt, dass man ihnen beim Lernen hilft und sie unterstützt.

Da in einer Woche die Ferien anfangen, mussten noch so einige Kinder diverse Tests nachschreiben, die sie verpasst haben. Hierbei war es unsere Aufgabe, das Kind beim Lösen des Tests zu beaufsichtigen. Eigentlich durften wir nicht bei der Lösung der Aufgaben helfen, was aber zum Teil unmöglich war. Oft war die Aufgabenstellung, zum Beispiel im Geschichtstest der vierten Klasse, schon zu schwer formuliert, sodass selbst wenn das Kind die Antwort gewusst hätte, es sie nicht hätte schreiben können. Das Lesen und Schreiben fällt hier vielen Kindern schwer. Ich kenne einige Kinder in der 4. Klasse, die immer noch nicht lesen und schreiben können. Ihre Muttersprache ist oft Xhosa oder Zulu und sie lernen bloß in der Schule Englisch und Afrikaans. Während der gesamten Schulzeit, ob in den Pausen oder im Unterricht, sprechen jedoch alle Englisch.

Meine Rolle an der Schule

Alle fünf Volunteers werden unterschiedlich eingesetzt. Da ich Sport und Englisch in Münster studiere, werde ich nach den Ferien als neuer Sportlehrer versuchen, alle Klassen  fit zu halten. Dies ist eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe, da Materialien bis auf vier Seile und ein paar Hütchen nicht vorhanden sind. Es gibt auch keinen Sportplatz oder eine Halle, die wir mitnutzen können. Bei gutem Wetter geht es in einen öffentlichen Park, der fußläufig zu erreichen ist, oder eben in den Lunchroom. Da es jetzt langsam Sommer wird, hoffe ich auf gutes Wetter, weil wirkliche körperliche Aktivitität auf 30 qm mit 20 Kindern nicht wirklich möglich ist.  Des Weiteren werde ich mit Lioba, meiner Volunteerkollegin und Mitbewohnerin, einen Musikunterricht für jede Klasse anleiten. Ich an der Gitarre und sie an der Querflöte werden versuchen, den Kindern Musik ein bisschen näher zu bringen und dabei die musikalischen afrikanischen Wurzeln der Kinder miteinzubeziehen. Neben diesen beiden Hauptaufgaben helfe ich aus, wo immer es nötig ist. Und dies ist oft der Fall. Während meiner ersten beiden Wochen musste ich teilweise Stunden schon ganz alleine übernehmen, da die Lehrkraft krank war oder ein Elterngespräch führen musste.

In meinem nächsten Eintrag werde ich mehr auf das WG-Leben und meine Freizeit eingehen. In Südafrika gibt es viel zu sehen und da trifft es sich gut, dass es ab Freitag eine Woche Ferien gibt. Ich hoffe euch hat mein Beitrag gefallen und ihr habt einen kleinen Einblick bekommen.

Joschka

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