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Peru: Leben in Lima und Pampas

Seit einem guten Monat bin ich nun in Peru. Gemeinsam mit meinem Freund Tobias lerne ich hier die Organisation ADECAP kennen.

Die Organisation ist ein Zusammenschluss aus Bauern und Bäuerinnen verschiedener Comunidades (Dörfer) der Anden, die hier Projekte umsetzen und den internationalen Austausch fördern. Zurzeit werden vor allem drei Projekte umgesetzt, die darauf abzielen die wirtschaftliche Situation der Familien zu verbessern, nachhaltige Landwirtschaft zu fördern oder für die Landrechte der indigenen Bevölkerung, also für ihre eigenen Rechte, zu kämpfen.

Die ersten Wochen habe ich mich vor allem in der Hauptstadt Lima aufgehalten. Hier tummelt sich ein Drittel der Gesamtbevölkerung Perus, die circa 32 Millionen beträgt. Lima liegt direkt am Pazifik und damit in einer der drei unterschiedlichen Regionen (Küste, Berge und Amazonas) des Landes.

Lima ist eine turbulente Stadt mit viel Verkehr und StrassenverkäuferInnen, die versuchen sich gegenseitig zu übertönen. Mit viel Gehupe und waghalsigen Überholmanövern versuchen die Busse, Autos, Moto Taxis, Roller und Fahrradfahrer hier so schnell wie möglich voran zu kommen. Für mein von Münster geprägtes Verhalten im Strassenverkehr unvorstellbar, dass hier nicht ständig Unfälle passieren. Dennoch werden einige Versuche unternommen, die überfüllte Stadt besser zu regulieren. Die Ampeln gibt es beispielsweise erst seit kurzer Zeit.

In den ersten Tagen bin ich nach wenigen Stunden in der Stadt ziemlich müde. Überwältigt von unzähligen neuen Eindrücken bin ich froh mich im Garten der Unterkunft, die uns die Organisation während des Aufenthalts stellt, etwas ausruhen zu können.

Garten der Unterkunft, Tortuga, Haustier Nr. 1.
Chapita (Schäumchen), Haustier Nr. 2.

 

 

 

 

 

 

 

Die Stadt ist riesig und es dauert einige Tage bis ich herausgefunden habe, wie ich mit dem Bus von A nach B komme und in welchen Stadtteilen man sich ohne Weiteres aufhalten kann. In Deutschland haben mich einige Leute vor hoher Kriminalität in Lima gewarnt. Auch vor Ort werde ich ab und zu von Einheimischen angesprochen gut aufzupassen. Je länger ich jedoch selbst in Lima bin, desto weniger hat sich dieser Eindruck einer gefährlichen Stadt für mich bestätitgt. Das Bild einer Stadt, in der man niemandem trauen sollte, wurde schnell von eigenen sehr positiven Erfahrungen und Eindrücken ersetzt. An den Orten, an denen ich unterwegs bin, fühle ich mich sehr sicher (Jesus Maria, Pueblo de la Libertad, Mira Flores, Churillo, Barranco). Von aufgeschlossenen und freundlichen Menschen, leckerem Essen und interessanten Museen über Möglichkeiten der Freizeitgestaltung hat die Stadt wirklich viel zu bieten.

Einen richtigen Alltag habe ich hier zunächst nicht. Jeden Tag ist etwas anderes an der Reihe, mal ein Museumsbesuch, mal geht es an den Strand, in einen anderen Stadtteil oder zu einem Sprachaustausch, den ich über Couchsurfing gefunden habe. Auch mit Öffentlichkeitsarbeit für das Welthaus Bielefeld, die eng mit ADECAP zusammenarbeiten, konnte ich bereits anfangen.

Lugar de la Memoria, Ausstellung und Gedenkstätte des Terrors in Peru, um 1980.

Die Kommunikation auf Spanisch ist zunächst eine der größten Herausforderungen für mich. Manchmal helfen nur Hände und Füße um mich verständlich zu machen und ich frage mich, ob ich aus Versehen die falsche Sprache gelernt habe. Vor allem beim Versuch eine vegetarische Mahlzeit zu bekommen merke ich, dass es nicht nur reicht mein Schulspanisch zu sprechen, sondern vor allem die kulturellen Feinheiten zu wissen. Hühnchen wird hier beispielsweise ziemlich gern gegessen und kann durchaus als vegetarisch durchgehen. Jeden Tag lerne ich viel dazu und fange bald an mich auch auf Quechua vorzubereiten, die Muttersprache eines Großteils der indigenen Bevölkerung.

Auf dem Weg von Lima in nach Pampas, in die Berge.

Bei einer Vollversammlung von ADECAP treffen sich einige der Menschen, die in die Organisation involviert sind oder Interesse daran haben. Aus verschiedenen Dörfern kommen sie in die Stadt Pampas zusammen. Auch wir reisen dafür ungefähr acht Stunden in Richtung Osten von Lima aus. Hier haben wir die Möglichkeit uns nochmal offiziell vorzustellen und zu erzählen, warum wir die nächsten Wochen und Monate hier sind. Der Austausch und das Lernen über die Projekte der Organisation sowie die Lebensweisen in dieser Region stehen hierbei im Vordergrund für uns. Während Tobias mit technischen Sachen wie Solarduschen und Repair Café helfen kann, möchte ich vor allem über die Kosmovision der in dieser Region der Anden lebenden Bevölkerung lernen, die sich auf ein Leben im Kreislauf mit der Natur bezieht. Gleichzeitig steht diese Lebensweise im Spannungsfeld zum Bestreben scheinbar effizienter zu produzieren, was meist Chemikalien und genmanipuliertes Saatgut zur Folge hat. Mein Ziel ist es, die Organisation mit Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen sowie ein Filmprojekt umzusetzen. Dabei möchte ich den Austausch thematisieren, der hier auf verschiedenen Ebenen stattfindet.

Zunächst bekommen wir einen Überblick über die verschiedenen Projekte von ADECAP. In unserer ersten Zeit in Pampas lernen wir ein Projekt kennen, in welchem Jugendliche lernen ihre eigenen Meerschweinchen zu züchten, um damit ihre Familien zu unterstützen und ihre eigenen Karrieren zu finanzieren.

Nach wenigen Tagen sind die Meerschweinchen schon recht groß und selbstständig.

So lernen wir schnell einige Familien kennen und bekommen einen ersten Eindruck von verschiedenen Lebensweisen in dieser Region. Die Menschen, die wir treffen, haben mindestens genauso viele Fragen an uns: wie funktioniert Landwirtschaft in Deutschland, was ist der durschnittliche Stundenlohn, was frühstücken wir, wie das mit dem zweiten Weltkrieg war und natürlich ob uns Peru gefällt.

Meerschweinchen gelten hier als

Die Ställe können je nach vorhandenem Platz unterschiedlich aussehen und es gibt einiges zu beachten, damit die Tiere gesund bleiben.

gesunde Delikatesse, weshalb sich eins der Tiere für 20 PEN (Peruanische Nuevo Soles) verkaufen lässt. Das entspricht ungefähr 5 Euro und ist hier verhältnismäßig viel Geld. In der Stadt Pampas kann man für 20 Soles beispielsweise schon vier Mal zum Mittagessen gehen. Ein Mittagsmenü besteht meist aus einer deftigen Suppe als Vorspeise, sowie Reis mit Kartoffeln und Fleisch oder Fisch als Hauptgericht. Danach gibt es noch ein süßes Getränk oder einen Nachtisch, wie Hafermilch mit Apfel.

Die Essgewohnheiten, die ich hier erlebe, sind schon anders als ich sie aus Deutschland gewohnt bin und ich muss aufpassen, dass ich nicht zu schnell zunehme. Die Familien, die wir hier bisher kennengelernt haben, besitzen alle ein paar Tiere wie Meerschweinchen, Kühe, Schweine oder Hühner sowie mindestens einen kleinen Gemüsegarten.  Meist dient das Vieh dem Eigenbedarf und zum Verkauf zugleich.

Die Gastfreundschaft der Menschen ist einmalig – eine Haltung von der wir viel lernen können. Fast jeden Tag werden wir zum Frühstück, Mittagessen oder zu einem kleinen Snack aus dem Garten eingeladen. Wir versuchen diese Offenheit immer wieder zurückzugeben, mit Kaffeekränzchen und deutschen Gerichten.

Als Frühstück: Chuña, Ein Gericht bei dem Kartoffeln zunächst gefroren werden, anschließend in Wasser eingelegt und danach getrocknet werden, bevor man sie verzehrt. So bleiben die Kartoffeln länger haltbar und haben einen besonderen Geschmack.
Pacay, eine Frucht deren weißer, plüschiger Inhalt süßlich schmeckt, vergleichbar mit Litschi.
Nachtisch aus dem Garten: Caihua, eher herzhaft schmeckende Frucht, von der man nur die Kerne übrig lässt.
Pia B.

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