Nicht nur von außen modern – Forschen, Promovieren und Leben an der Radboud Universiteit Nijmegen (NL)

Mein dreimonatiges Forschungspraktikum absolviere ich im Bio-Organisch Chemischen Institut der Radboud Universtität in Nijmegen (NL). Die Arbeitsgruppe, in der ich arbeite, forscht vor allem an Polymeren (Kunststoffen) und Peptiden (kleine Proteine).

Das Besondere ist, dass mein Forschungsprojekt beide Bereiche umfasst.

Im weitesten Sinne synthetisiere ich amphiphile Moleküle (besitzen einen wasser- und einen fettliebenden Teil) auf Peptidbasis, die sich zu Fasern zusammenlagern, sowie in einem starken Magnetfeld ausgerichtet werden können. Ein äußeres Polymernetzwerk soll für eine weitere Stabilisierung sorgen. Das Ziel ist es, die so ausgerichteten Fasern zu nutzen, um die Anlagerung von Nervenzellen und ein gerichtetes Wachstum selbiger zu ermöglichen. Da die Fasern in einem starken Magnetfeld ausgerichtet werden müssen, wird dieses Projekt erst durch eine enge Zusammenarbeit mit dem HFML (High Field Magnet Laboratory) möglich. Dieses befindet sich direkt hinter dem Institutsgebäude und ist eine der wenigen Forschungsinstitutionen weltweit, die Forschung mit starken Magnetfeldern ermöglicht. Dieses Projekt stellt somit für mich eine einmalige Chance dar. Auch die Labore im Institut selbst sind großzügig ausgelegt, gut ausgestattet und bieten gerade in den Abendstunden eine wunderschöne Aussicht.

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Einmalig war auch die Verleihung des „Netherlands Award for Supramolekular Chemistry“ an den Nobelpreisträger Jean-Marie Lehn Ende September, der ich beiwohnen konnte. Dieser ist für die Entgegennahme des Preises nach Nijmegen gereist und hat einen inspirierenden Vortrag über seine Forschung und vor allem auch seine Erfahrungen gehalten.

Dieser Vortrag war aber nicht der Einzige, dem ich während meines Aufenthaltes folgen durfte. Neben der Interdisziplinarität wird nämlich auch die Kommunikation in und unter den Arbeitsgruppen großgeschrieben. Die Arbeitsergebnisse und auch Probleme werden in den wöchentlich stattfindenden Vorträgen und Besprechungen im kleinen oder größeren Rahmen vorgestellt und diskutiert, wodurch neue Blickwinkel und Ansätze für das eigene Projekt ermöglicht werden. Aufgrund der Internationalität der Gruppe werden Vorträge grundsätzlich in englischer Sprache gehalten, damit auch jeder mit eingebunden werden kann. Eine Ausnahme bildet hier die Kurzpräsentation bei der Verteidigung der Doktorarbeit zur Erlangung des Doktorgrades, der grundsätzlich in der Landessprache, also Dutch, gehalten wird.

Den Doktorgrad erlangt man in den Niederlanden in der Regel nach einer Forschungszeit von 4 Jahren. Die Verteidigung und die Verleihung des Titels selbst werden an der Radboud Universität geradezu zelebriert. Zu meinem Erstaunen wurde zu Beginn und am Ende gebetet. Dieser Brauch geht auf die katholischen Wurzeln der Universität zurück, die bis 2004 noch „Katholieke Universiteit Nijmegen“ hieß.

Für ein bisschen Abwechslung vom Arbeitsalltag sorgten beispielsweise die arbeitsgruppenübergreifenden Sportveranstaltung auf dem nahegelegenen sehr großen Sportgelände der Uni und der „Nolte-Meijer-Cup“ in Eindhoven. Zudem gab es für mich auf diversen Unternehmungen (Eislaufen, Bowling, … ) viele Möglichkeiten meine Mitpraktikanten, Arbeitskollegen, neue Freunde und die Eigenarten verschiedenster Kulturen und Bräuche näher kennenzulernen.

Über Andrea

Hallo, ich bin Andrea und studiere Chemie im dritten Mastersemester. Im Rahmen des Projektmoduls absolviere ich ein dreimonatiges Forschungspraktikum im Bio-Organisch Chemischen Institut der Radboud Universität in Nijmegen (NL).

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