Hello again 😊
Einige von euch kennen mich vielleicht schon von meinem letzten Blogeintrag mit dem Titel „Beautiful Yorkshire“. Dort habe ich von meinen ersten Eindrücken berichtet und euch auf eine Reise durch das wunderschöne Yorkshire mitgenommen.
Damals stand ich kurz vor Beginn des eigentlichen Grundes meines Auslandsaufenthalts: des siebenmonatigen Praktikums an der „Clifton School and Nursery“.
Über die Schule
Die „Clifton School and Nursery” ist eine von drei Schulen, die auf einem Campus vereint und unter dem Namen „St. Peter‘s School“ allgemein zusammengefasst sind.
Ab drei Jahren haben Kinder die Möglichkeit den Kindergarten auf dem Gelände zu besuchen, welcher unmittelbar mit Clifton zusammenarbeitet. Nachdem die Kinder dort ihr „Year 3“ absolviert haben, sind sie von 8 bis 13 Jahren an der „St. Olave’s“ untergebracht, um anschließend bis zu ihrem 18. Lebensjahr die „St. Peter’s“ zu besuchen und dort ihre „A-Levels“ zu bestehen.
Aktuell befinde ich mich in den Half-Term-Ferien (die übrigens nur an meiner Schule schon letzte Woche Freitag angefangen haben, alle anderen müssen noch eine halbe Woche länger in die Schule – lucky me) und möchte euch nach sieben Wochen Arbeitsalltag mal aus meiner typischen Schulwoche berichten.
Ein ganz besonderes Unterrichtskonzept
Die “Clifton School and Nursery” unterscheidet sich vor allem im Unterrichtskonzept von anderen Schulen. Jeder Jahrgangsstufe wird pro Term ein ganz besonderes Thema zugeteilt, welches sich folglich in allen Fächern, soweit es eben geht (in Mathe ist es natürlich deutlich schwieriger als in anderen Fächern), bemerkbar macht. “Year 3” lernt aktuell alles rund um das Thema “Ancient Egypt”. Als “Archeologist” oder “Tomb Raider” lernen sie, wie im alten Ägypten Mumien vorbereitet wurden, untersuchen alte Artefakte, lernen alles über das ägyptische Klima und schreiben ihre eigenen “Tomb Raider” Geschichten und Gedichte. Ein solcher themenorientierter Unterricht soll die Motivation der Kinder erhalten.
Aus meiner typischen Schulwoche
Jeder Tag beginnt für mich entweder um 8:15 oder 8:25. Das hängt ganz davon ab, ob ich am jeweiligen Tag für eine Aufsicht in der „Before School Care“ eingeteilt bin, oder eben nicht. Die „Before School Care“ ist eine Art Betreuung, die vor der Schule für solche Kinder angeboten wird, dessen Eltern schon früh arbeiten müssen und ihr Kind deshalb nicht zum regulären Unterrichtsbeginn zur Schule bringen können. Wobei „regulärer Unterrichtsbeginn“ an dieser Stelle auch nicht zu ernst genommen werden sollte, da eine Schulklingel – ganz anders als an deutschen Schulen – quasi nicht existiert und deswegen jeder Morgen mit einem „morning starter“ begonnen wird, bis alle Kinder eingetrudelt sind und irgendwann mit dem „register“ und der „club list“ begonnen werden kann. Ich schaue dann, was gerade eben so zu tun ist. Montagsmorgens sind es meistens die Bücher der Schüler/-innen, die gewechselt werden müssen. Sobald das erledigt ist, beginne ich auch schon mit den „daily readers“ lesen zu üben. Ja, Lesen spielt an englischen Schulen eine unglaublich große Rolle und so kommt es auch schonmal vor, dass einzelne Schüler nach und nach aus dem Unterrichtsgeschehen gezogen werden, um mit einem Teacher Assistant – oder eben mit mir – zu lesen.
Kommen wir nun zu einem besonderen Highlight meiner Schulwoche, das immer wieder mein Grundschullehrerherz höher schlagen lässt. Jeden Mittwoch bin ich bis 17 Uhr zur „After School Care“ im Kindergarten eingesetzt. Das mag bis hierher erstmal nicht so toll klingen, ich weiß! Wenn dich aber dann 10 vierjährige Kinder, die bereits sehr müde auf dem Teppich sitzen und Peppa Pig auf dem Smartboard schauen, freudestrahlend begrüßen, dann ist dein Nachmittag gerettet. Ein kleiner Junge setzte sich letzte Woche neben mich, nahm meine Hand und flüsterte mir schüchtern zu : „I missed you!“ Ich bin immer wieder überrascht, wie offen kleine Kinder doch sind und wie schnell sie dich ins Herz schließen.
Im Allgemeinen bekomme ich – nicht nur von den Kleinsten der Schule – zu spüren, wie sehr meine Arbeit hier wertgeschätzt wird. Jeden Donnerstag darf ich in der Reception zu Gast sein und mich dort um verschiedene Sachen kümmern. Während ich manchmal einfach nur in die Spiele der Kinder einbezogen werde, mit ihnen im Hofladen einkaufe oder den Tierarzt besuche (jede Woche wird die Themenecke für Rollenspiele in den Klassenräumen der Reception geändert), so darf ich auch manchmal schon die „morning challenge“ mit einzelnen Kindern übernehmen.
Mir machen diese Tätigkeiten sehr viel Spaß, deswegen tu ich, was ich kann, um den Lehrkräften hier runter die Arme zu greifen. Erst in der letzten Woche vor den Ferien kam eine Lehrerin der Reception am Nachmittag zu mir und sagte: „Jana, you are doing too much. Go to the Staffroom, grab a tea or coffee, eat some cake and have a break!” Na, das habe ich mir dann natürlich trotzdem nicht zweimal sagen lassen und habe mir eine ausgiebige Pause gegönnt!
Kommen wir nun zum Ende meiner Woche. Jeden Freitag darf ich vor der ersten Pause eine Unterrichtsstunde selbst halten. Die Lehrerin einer „year 3 class“ stellt mir einige Zeit ihres Unterrichts zur Verfügung, sodass ich selbst tätig werden kann. Ich bin nicht an den Lehrplan gebunden und kann quasi ausprobieren, auf was ich Lust habe. Jeden Freitag mache ich also mit den Kindern in dieser Zeit ein wenig Deutschunterricht, in dem ich ihnen zum Beispiel das deutsche Schulsystem erkläre. Bereits jetzt werde ich jeden Morgen mit einem „Guten Morgen Miss Lehnert“ auf dem Schulflur begrüßt und ich bin begeistert, wie eifrig alle Kinder Deutsch lernen wollen.
Ich hoffe, ich konnte euch einen guten Einblick in das Schulleben der „Clifton School and Nursery“ geben. Ich habe noch längst nicht alles erzählt und werde in einem nächsten Blogeintrag von dem Hauspunktesystem (à la Hogwarts 😉) berichten und euch einmal die “Learning Superheros” der Schule vorstellen!
Bis Bald,
Jana
Du bist nicht an den Lehrplan gebunden. Das wirst Du nie wieder haben! Hatte gerade die Zeit, es ausführlich zu lesen! LG aus WF