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Meine Praktikumsschule in Ferney-Voltaire, Frankreich

Hallo meine Lieben.. noch ein letztes Mal aus Frankreich…

meine Zeit hier neigt sich dem Ende zu, nur noch diese Woche und dann geht es wieder nach Hause..

anbei eine Beschreibung meiner Praktikumsschule und meiner dortigen Aufgaben sowie ein kurzes Fazit zum Praktikum selbst, vielleicht ganz hilfreich für die, die sich auch überlegen, in einer deutschen Abteilung im Ausland ihr Sprachpraktikum zu absolvieren… 😉

Das Lycée Collège International Ferney-Voltaire in Frankreich beherbergt mehrere internationale Abteilungen: eine deutsche, eine englische, eine niederländische, eine spanische und eine italienische. Innerhalb dieser Abteilungen werden die SchülerInnen im Fach Histoire/Géographie sowie in der jeweiligen Zielsprache unterrichtet, um das Baccalauréat Option International abzulegen (BOI). Damit erhalten sie einen binationalen Abschluss in Frankreich und dem jeweiligen Zielland, in der deutschen Abteilung also das Abitur.

An der Deutschen Abteilung sind zur Zeit drei Lehrkräfte beschäftigt: zwei aus Deutschland und eine österreichische Lehrkraft. Die Schule hat etwa 2.600 SchülerInnen und 250 Lehrer, an der Deutschen Abteilung im Lycée Collège sind zur Zeit 120 SchülerInnen.

Anfangs habe ich vor allem in der Deutschen Abteilung bei allen drei Lehrkräften in beiden Fächern hospitiert. Da mein Sprachkurs bei Migros in Genf zweimal verschoben wurde und ich deshalb nicht mehr daran teilnehmen konnte, versuchte ich es bei der neben der Schule gelegenen Sprachschule Greta. Da dort die passenden Kurse schon voll waren bzw. in dem anderen Kurs noch nicht genug Anmeldungen, fiel dieser Sprachkurs ebenfalls für mich aus. Deshalb habe ich mir später auch französische Lehrkräfte gesucht, um zumindest ein wenig französischen Input zu bekommen: nach vielem Hin und Her war ich letztlich erfolgreich: ich habe dann bei zwei französischen Lehrkräften im Histoire/Géographie-Unterricht hospitiert, noch später habe ich einen Lehrer für Deutsch als Fremdsprache (DaF) und zwei weitere Lehrer für Français Langue Etrangère (FLE) gefunden und konnte dort endlich auch für mich sinnvollen Unterricht mitnehmen. Lehrreich waren hierbei vor allem die Art und die Themen, wie Fremdsprachen beigebracht werden können, denn meine Fächer sind Französisch und Englisch.

Zwei der drei Kollegen der Deutschen Abteilung waren jeweils eine knappe Woche bei einer Konferenz in Paris und danach ebenfalls für vier Tage auf einer Klassenfahrt nach Berlin, während dieser Zeit habe ich in beiden Fächern (Histoire/Géographie und Deutsch) fachfremd Vertretungsunterricht gehalten – andernfalls wäre der Unterricht ausgefallen.

In der Niederländischen Abteilung hielt ich Stunden zur Deutschen Dichtung. Den Kollegen habe ich während einer der Histoire/Géographie-Sitzungen kennengelernt. Er fand es schade, dass seine SchülerInnen keinen Deutschunterricht wählen können und bat mich um einen kurzen Auftritt. Auch das war ein interessantes Erlebnis: auf Deutsch niederländischen Schülern an einer französischen Schule etwas über die deutsche Dichtung beibringen.. aber es hat geklappt: wenn sie etwas Deutsches nicht verstanden haben, habe ich es ihnen in Französisch erklärt. Und für den Fall, dass das nicht geklappt hätte, wäre auch noch der niederländische Kollege da gewesen… 🙂

Neben dem Unterricht habe ich Übersetzungen vom Deutschen ins Französische und vom Französischen ins Deutsche angefertigt. Außerdem besuchte ich in der Deutschen Abteilung und in der französischen Schule Konferenzen, Versammlungen und Zeugnisverleihungen und habe dort im Bedarfsfall gedolmetscht. Bei der Adventsfeier betreute ich selbständig die 2nde, vergleichbar mit der 10. Klasse, von der Entstehung eines selbstverfassten Theaterstückes bis hin zur Generalprobe nebst Aufführung. Auf Amtsgängen, z.B. zur Mairie (=Rathaus), begleitete ich die Abteilungsleiterin, ebenso war ich mit einem Kollegen verantwortlich für die technische Betreuung der Adventsfeier. Außerdem nam ich an kulturellen Veranstaltungen, z.B. an der benachbarten Deutschen Schule Genf, teil.

meine KollegInnen und ich nach der Adventsfeier der Deutschen Abteilung
meine KollegInnen und ich nach der Adventsfeier der Deutschen Abteilung

Alles in allem kann ich sagen, dass mir das Praktikum gefallen hat und es mich persönlich und fachlich weiter gebracht hat. Ich habe dank der kleinen deutschen Abteilung Einblick bekommen, den ich in einem normalen Kollegium so nie bekommen hätte. Als Schulpraktikum ist diese Schule also grundsätzlich zu empfehlen: mit den Fächern Geschichte/ Erdkunde und Deutsch.

Da ich jedoch vor allem hier war, um meine Sprachkenntnisse zu verbessern, muss ich einen Abstrich machen: das, was ich an französischem Input und Output “erfahren” konnte, ist alles andere als ausreichend gewesen. Das liegt natürlich nicht nur an dem Praktikumsort, auch eine nur französisch sprechende Gastfamilie wäre eine Hilfe gewesen. (Bezahlbare Wohnungen im schweizerisch-französischen Grenzgebiet zu finden ist so gut wie unmöglich!!) Ich habe also, wenn ich zuhause war, viel gelesen (den französischen Eragon fast durch) und TV gesehen, Musik gehört… all die Sachen, die einem an der Uni eben immer empfohlen werden…

Alles in allem war die Zeit hier eine schöne Erfahrung, die ich jedem ans Herz legen würde – einmal im Ausland ein ganz anderes System mitzubekommen, andere Kulturen kennenzulernen… das ist meiner Meinung nach für Studierende anderer Sprachen sehr sinnvoll, schließlich soll den Schülern später auch ein Kulturverständnis  vermittelt werden. Und wie sonst kann man dieses “erlernen” als durch eigene Erfahrung?

Wiebke Katharina

Weltenbummlerin, Sprachinteressierte, Geigenspielerin, Musikhörende, Geschwisterhabende, Bücherlesende, Freundvermissende

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