Hallo,
die Zeit hier in Galway verfliegt wirklich viel zu schnell… In diesem Beitrag möchte ich ein wenig von der Schule und meinem Praktikumsalltag erzählen.
Die Galway Steiner National School, oder mit neuem Namen Cuan na Gaillimhe CNS, ist eine Waldorfschule und unterrichtet das irische Curriculum mit der Steiner Pädagogik. Da die Schule erst 2015 eröffnet wurde, gibt es nur 5 Klassen: junior (4-5 J.) und senior (5-6 J.) infants, 1st, 2nd und 3rd class. Die Klassen 1-3 werden zusammen in einem Klassenraum unterrichtet. Trotzdem werden manche Unterrichtsstunden getrennt unterrichtet. So lernen die Kinder der ersten Klasse schreiben in einem anderen Raum, während die zweite und dritte Klasse zum Beispiel Mathe und “free writing” haben. Die meiste Zeit werden aber alle zusammen unterrichtet und nur Tischgruppenweise unterschiedliche Aufgaben verteilt. Ich bin wirklich erstaunt wie gut das klappt!
Genauso machen die Junior und Senior Infants ihre “Main Lesson” zusammen. Da die Steiner Pädagogik für die ersten 7 Lebensjahre besonders informelles Lernen vorsieht, lernen sie noch nicht lesen und schreiben, wie es an anderen irischen Schulen üblich ist. Stattdessen verbringen wir morgens viel Zeit draußen im Garten, im Wald oder auf dem Spielplatz. Das fördert die Phantasie, Kreativität und Resilienz der Kinder und ihre motorischen, sozialen und emotionalen Fähigkeiten, denn beim Spielen lernen Kinder mehr als man meint. Aber auch sonst lernen wir viel im Wald, zum Beispiel die Namen von Vögeln, Bäumen und warum sie ihre Blätter verlieren und Sachen, die die Kinder selber entdecken können. Auch typische Inhalte wie zählen und das ABC werden spielerisch erarbeitet. Am Nachmittag gibt es dann die Main Lesson, entweder malen mit Wasserfarben, Brotbacken, Suppe kochen, Basteln, Musik oder SPHE (social, physical, health education). Grundsätzlich spielen Rhythmus/Rituale und Geschichten eine große Rolle bei der Vermittlung von Inhalten.
Mein Alltag sieht in etwa so aus: Wir beginnen um 8:30 irish time, also ist keiner um 8:30 da;) Um 8:40 sollte man aber wirklich da sein zum Morning Circle mit allen Mitarbeitern der Schule. Dabei sagen wir allen Guten Morgen und jemand liest ein Gedicht von Rudolf Steiner vor. Das klingt jetzt wahrscheinlich sehr alternativ, aber es ist schön den Tag so gemeinsam zu starten. Dann breitet man schnell die Sachen für den Tag vor und von 8:50-9:10 kommen die Kinder an. In dieser Zeit kann man alle Kinder begrüßen, mit Handschlag, das ist auch anders als an anderen Schulen. Bis circa 9:20 spielen wir draußen und machen dann einen kurzen Morning Circle mit dem Begrüßungsgedicht und ein paar kleinen Spielchen und Liedern. Dann geht es auf zum Barna Woods, zum Spielplatz oder man bleibt im Garten, abhängig vom Wochentag. Der Wochenrhythmus bleibt aber gleich, egal wie das Wetter ist. Im Wald angekommen machen wir nochmal einen Circle (ihr merkt, Cirlces sind sehr beliebt), danach dürfen die Kinder frei spielen. Um 10:45 ist Snack Time, wobei wir wieder in einem Kreis ein Lied singen bevor jeder seinen Snack essen darf. Danach geht es zur Schule zurück, dort angekommen müssen die Kinder ihre Regensachen ausziehen und dann ist Storytime. Dabei liegen die Kinder im Kreis auf je einem Schafsfell. Die Geschichte ist immer für eine Woche, und wiederholt sich daher, wobei sie immer ein bisschen weiter erzählt wird. Wiederholung ist nämlich auch ganz wichtig bei Steiner. Danach ist von 12-12:45 die Mainlesson. Dabei werden die Junior und Senior infants in zwei Gruppen zusammen unterrichtet, je mit 16 Kindern in zwei verschiedenen Klassenräumen. Die eine Gruppe hat Free Play, Musik oder Tanz, während die andere Gruppe Brot oder Suppe macht, malt oder SPHE hat. Dabei wird auch jedes mal zuerst eine Geschichte erzählt und während der Aktivität spezifische Lieder gesungen. Dabei ist meine Aufgabe die Kinder zu unterstützen und zu schauen, dass sich keiner mit den Messern schneidet.
Danach gehen die Kinder in ihren eigenen Klassenraum zurück und nach dem Lunch können sie noch bis sie um 13:50 nach Hause gehen, draußen spielen.
Danach machen wir erstmal mit dem gesamten Infant-Team ‘ne Tea Pause um zu besprechen, was noch gemacht werden muss. Aufräumen und Putzen ist eigentlich immer dabei. Manchmal haben wir auch Meetings oder letzte Woche mussten wir noch einiges für Sankt Martin vorbereiten. Da die Schule im Moment renoviert wird, gibt es auch immer Sachen zum hin und her tragen. Um 15:30 gehen wir alle dann nach Hause.
Im Grunde ist die Aufgabe der Praktikanten die Lehrerinnen zu unterstützen, sodass der Tag reibungsloser ablaufen kann. Dazu zählt vor allem auf die Kinder zu achten, als Vorbild zu dienen und Aktivitäten zu betreuen, manchmal auch ein Spiel vorzubereiten. Das hört sich einfacher an als es ist. Im Wald zum Beispiel muss man darauf achten, dass keiner zu weit wegläuft, das kann einem im Klassenzimmer nicht so schnell passieren. Da kann auch keiner vom Baum fallen, interessant aussehende Pilze probieren oder in den Bach fallen. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, sind die Waldtage meine Lieblingstage 🙂
Das ist jetzt ein ziemlich detaillierter Tagesablauf, aber ich hoffe, ihr bekommt so ein Bild von meiner Zeit an der Schule! Falls wer noch mehr über die Schule oder Steiner Pädagogik wissen möchte, kann mal bei ihrer Homepage (galwaysteinerschool.com) vorbeischauen, da gibt es auch mehr Bilder!
Slón Caro
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