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Mein Praktikum an der AMU Poznań

Während meines Praktikums im Labor für Feuchtgebietökologie und Monitoring, der Abteilung Biogeographie und Paläoökologie an der Adam Mickiewicz Universität Poznań beschäftige ich mich vor allem mit der Kohleanalyse von einem Moorbohrkern und der Bestimmung von Schalenamöben aus verschiedenen Proben.

Bei der Kohleanalyse zähle ich mit Hilfe eines Binokulars (Stereomikroskop, erlaubt „dreidimensionales“ Sehen bei geringen Vergrößerungen) Kohlepartikel aus 1cm dicken Schichten des Bohrkerns. Gleichzeitig wird der Bohrkern auf Schalen von Schalenamöben und Pollen analysiert und zeitlich datiert. Alle diese Daten werden als Proxy für unterschiedliche Umweltdaten genutzt. Kohle zeigt beispielsweise lokale Feuer an, Schalenamöben erlauben Rückschlüsse auf Schwankungen des Wasserspiegels und anhand der Pollen lässt sich die Pflanzenwelt rekonstruieren. Außerdem werden Aufzeichnungen aus lokalen Schriftarchiven wie z.B. Kirchen herangezogen. Sind alle Daten gesammelt, können Aussagen über beispielsweise das Klima der Vergangenheit und die Art der Landnutzung getroffen werden. Diese Daten sind wesentlich, um Wechselwirkungen zwischen Klima, Umwelt und menschlichen Einfluss zu verstehen und daraus Vorhersagen für die zukünftige Entwicklung zu treffen.

Eine Milbe in der Kohle- Probe

 

Bei den Schalenamöben geht es vor allem um Erkenntnisgewinn im globalen Vergleich. Der Begriff Testate Amoebae (dt.: Schalenamöben) beschreibt eine polyphyletische Gruppe, d.h. eine Gruppe von Arten, die in einem Charakteristikum übereinstimmen, aber nicht verwandt sind. Wenn man alle Tiere mit Flügeln als Flügeltiere bezeichnen würde, hätte man auch eine polyphyletische Gruppe, denn Fledermaus- und Vogelflügel erfüllen die gleiche Funktion, haben sich aber unterschiedlich entwickelt. Was die Flügel unserer Flügeltiere sind, sind die Schalen der Schalenamöben. Und sie sind sehr schön anzusehen und weisen eine staunenswerte Vielfalt auf:

Placocista spinosa
Cyclopyxis eurystoma
Hyalosphenia elegans
Hyalosphenia papilio, hier aus einer frischen Probe

 

Besonders toll waren natürlich die Tagesexkursionen zu verschiedenen Mooren und Seen in Polen. Sehr beeindruckend ist der Schwingrasen in Rzecin. Schwingrasen (engl. floating mat) sind auf dem Wasser schwimmende Vegetationsdecken. Auf den ersten Blick kommt niemand auf die Idee, unter einem sei ein See, schließlich wachsen da ja sogar (kleine) Bäume. Läuft man jedoch über diesen Schwingrasen, wabbelt der Boden ganz und gar ungewöhnlich!

Der Schwingrasen in Rzecin
Drosera rotundifolia aka rundblättriger Sonnentau
Jamen See

 

Das Team ist ausgesprochen nett, insbesondere meine beiden Betreuerinnen: Jede meiner Fragen wird sofort beantwortet, auch die nicht fachlichen. Monica und Kasia haben mir nicht nur erklärt, woran man Placocista spinosa erkennt, wie man Tracheleuglypha dentata vom Euglypha laevis – E. rotunda Komplex unterscheidet oder was die Eigenschaften von Kohlepartikeln unter dem Binokular sind, sondern auch, wie ich das für mich günstigste Tram-Ticket bekomme und wo es gute Pieroggen gibt (zum Beispiel bei Pierożak Pierogarnia, dort kann man sogar durch ein Fenster bei der Zubereitung zusehen). Und ganz selten, wenn die beiden nicht absolut sicher waren, was dort in meinem Mikroskop zu sehen war und ich meinen Prof. fragen wollte, war der auch immer sofort zur Stelle!

 

Johanna

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