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Mein Forschungspraktikum im der Harvard Medical School angehörigen Dana-Farber / Boston Children‘s Cancer and Blood Disorders Center in Boston, USA

Ich studiere im Master Molekulare Biomedizin an der WWU, und habe mich vor einem halben Jahr dazu entschlossen, eines meiner Pflicht-Forschungspraktika – welche für 8 Wochen angesetzt sind – in den USA zu absolvieren. Dass ich jetzt tatsächlich seit mittlerweile fünf Wochen schon hier in Boston, in den USA, lebe und arbeite, wirkt irgendwie immer noch etwas surreal.

Mein Forschungspraktikum absolviere ich im Bereich der pädiatrischen Hämatologie und Onkologie im Dana-Farber / Boston Children’s Cancer and Blood Disorders Center, welches mit der Harvard Medical School assoziiert ist. Die Arbeitsgruppe, in der ich arbeite, wird von Prof. Dr. Stuart H. Orkin geleitet, der mittlerweile seit ungefähr guten 50 Jahren im Bereich der pädiatrischen Hämatologie und Onkologie forscht und arbeitet, und ebenfalls als Professor für Pädiatrie an der Harvard University beschäftigt ist.  Seine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit Erkrankungen des blutbildenden Systems, wie beispielsweise der Sichelzellanämie, Beta Thalassämie, oder Leukämie. Vor kurzem haben er und seine Arbeitsgruppe ein bestimmtes Protein identifiziert, welches, wenn es „ausgeschaltet“ wird, bewirkt, dass bei an Sichelzellanämie und Beta Thalassämie Erkrankten die Krankheitssymptome fast komplett verschwinden. Da dieser vielversprechende Ansatz allerdings noch weiter ausgereift und auch auf die klinische Anwendung angepasst werden muss, bedarf es noch weiterer Forschungsarbeit, und genau an diesem Projekt darf ich momentan mitarbeiten. An einem typischen Arbeitstag fahre ich normalerweise gegen 9 Uhr morgens ins Labor, wobei ich dann meistens einer der ersten Personen dort bin – in den USA ist es sehr üblich, erst gegen 10 Uhr im Labor anzukommen, allerdings bleiben viele Leute dann aber auch bis 18 Uhr oder länger.

Die Haltestelle der U-Bahn, mit der ich jeden Morgen zur Arbeit fahre, liegt fast direkt gegenüber vom Boston Children’s Hospital, sodass ich mir eigentlich jeden Morgen erstmal in der Cafeteria des Klinikums (zu welchem wir als Labormitarbeiter ebenfalls Zugang haben) einen Kaffee hole. Der Kaffee im Klinikum ist mit 1,54$ für knappe 450ml um einiges billiger als in einem normalen Coffee Shop wie Starbucks oder Cafe Nero und zudem auch noch sehr gut, weshalb die Cafeteria jeden Morgen mein erster Stop ist. Mit meinem Kaffee mach ich mich dann auf den Weg zu unserem Forschungsgebäude, was sich direkt gegenüber des Children’s Hospitals befindet. Unser Labor befindet sich im siebten Stock des zwölfstöckigen Gebäudes; im gleichen Stockwerk gibt es außerdem ein riesiges Atrium mit Glaswänden, von wo man einen super Blick über Longwood hat, dem Stadtteil, in dem sich viele medizinische Institute befinden.

Atrium im 7. Stock des Forschungsgebäudes, in dem das Labor, in dem ich arbeite, lokalisiert ist.

Da ich, wenn ich um ungefähr viertel nach 9 dort ankomme, immer noch sehr früh bin, setze ich mich meistens noch für 15 Minuten dort hin und trinke entspannt meinen Kaffee. Dabei setzen sich häufig Kollegen zu mir, wenn sie auch schon früh da sind. Meistens betrete ich dann – wenn nicht grade ein Meeting ansteht – gegen 9:30 Uhr den Laborbereich, wo sich neben unseren Arbeitsplätzen auch kleine Schreibtische mit Computerplätzen befinden; in einer so genannten Bay arbeiten dann immer 4 Leute.

Das Labor von innen, was sich über die komplette Breite des Gebäudes erstreckt. So ein Großraumlabor teilen sich hier vier Arbeitsgruppen mit insgesamt gut 60 Leuten
Eine von vielen “Bays”, in welcher vier Leute arbeiten. Im vorderen Teil wird experimentiert, im hinteren Teil finden Schreib- und Dokumentationsarbeit statt.

Welche Experimente ich den Tag über mache variiert sehr stark, sodass es manchmal sehr stressige Tage gibt, wo ich kaum Pausen habe, die dann aber auch von Tagen ausgeglichen werden, wo ich viel Schreibtisch- und Dokumentationsarbeit erledigen kann. Meistens versuche ich, je nachdem, wie die Experimente es zulassen, zwischen halb 1 und halb 2 Mittagspause zu machen. Was für mich sehr neu und überraschend war, ist, dass gemeinsame Mittagspausen hier eher die Ausnahme als die Regel sind. Jeder ist sehr eingebunden in seine Experimente und macht eben dann eine schnelle Mittagspause, wenn er grade 15 Minuten Zeit hat, sodass es sehr schwierig sein kann, sich mit anderen zum Mittag zu verabreden. Allerdings sind wir so viele Leute im Labor, dass man während seiner Mittagspause eigentlich immer jemanden trifft, mit dem man sich unterhalten kann. Nach der Mittagspause geht es dann mit den Experimenten weiter, wobei ich mich häufig nochmal mit meiner Betreuerin zusammensetze und wir zusammen die Experimente der letzten Tage besprechen und überlegen, wie wir basierend auf den Ergebnissen die nächsten Tage weiterarbeiten können. In der Regel versuche ich gegen 17:30 Uhr mit meinen Experimenten fertig zu sein, da ich jeden Tag noch eine gute Stunde mit Bus und Bahn zu meinem Apartment brauche, welches ein paar Kilometer weiter im Norden von Boston gelegen ist. Wenn ich dann meistens so zwischen 18 und 19 Uhr in meinem Apartment ankomme, koche ich mein Essen für den Abend, was dann immer auch gleichzeitig mein Mittagessen für den nächsten Tag ist. Takeaway wie Wraps oder Bagels ebenso wie das Essen in der Cafeteria sind in Boston unglaublich teuer, sodass ich eigentlich immer mein Essen am Abend vorkoche und dann am nächsten Tag mit ins Labor nehme. Nach dem Essen gucke ich dann meistens noch eine Serie, und versuche dann abends nicht viel später als 11 Uhr schlafen zu gehen, da mein Wecker am nächsten Morgen um 6:45 Uhr klingelt.

Im Prinzip sieht so jeder meiner Arbeitstage aus, wobei ich manchmal auch abends mit Freunden, die ich im Labor kennengelernt habe, Essen oder in einer Bar Cocktails trinken gehe – wobei das natürlich nicht jeden Tag passiert, wir müssen ja am nächsten Tag auch wieder arbeiten 😉 Wenn ihr Fragen zu meinem Praktikum oder meinem Arbeitsort habt, schreibt mir gerne!

Elina

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