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Mein Arbeitsalltag als „la Praktikantin de Münster“ an der Universidad Complutense Madrid

Mittlerweile ist das Semester hier in Madrid in vollem Gange und in meinem Praktikumsalltag hat sich so etwas wie Routine eingestellt. Seit Ende September arbeite ich nun schon am Germanistischen Institut der UCM und unterstütze sieben der insgesamt ca. 30 Dozierenden des Instituts in den sprachpraktischen Deutschkursen. Sprachpraxis heißt hier vor allem: Grammatik, Grammatik, Grammatik.

Da die Zeit knapp und die Lehrpläne sehr engmaschig sind, bleibt leider nur wenig Zeit für mündliche Übungen. Das führt dazu, dass die Studierenden häufig zwar theoretisch fit in Deutsch sind, aber große Probleme haben, wenn es darum geht, frei zu sprechen. Meine Aufgabe ist es daher vor allem, ganz viel mit den Studierenden zu sprechen, damit sie sowohl viel Deutsch auf Muttersprachler-Niveau hören als auch selbst Praxis beim Sprechen bekommen.

Neben meiner Hospitanz in den Alemán-Kursen bereite ich daher regelmäßig Übungen und Aktivitäten vor, die ich dann mit verschiedenen Gruppen durchführe. Diese richten sich natürlich nach dem Niveau, das im jeweiligen Kurs unterrichtet wird. Insgesamt bin ich in drei verschiedenen Niveaustufen eingesetzt:

Alemán I: Für Anfänger ohne Kenntnisse der deutschen Sprache. Hier wird wirklich bei null angefangen.

Alemán III: Für Studierende, die bereits seit einem Jahr Deutsch lernen. Mit Abschluss des Kurses wird ein Niveau zwischen A2 und B1 erreicht.

Alemán V: Für Studierende, die bereits seit zwei Jahren Deutsch in der Uni lernen. Mit diesem Kurs wird ein Niveau zwischen B1 und B2 erworben.

Während ich in Alemán I z.B. schon die Uhrzeiten oder die Zahlen von 1 bis 100 eingeführt habe, habe ich in Alemán III bereits eine Aktivität zum Thema „Neue Medien/Internetsprache“ und „Geocaching“ durchgeführt. In Alemán V habe ich beispielsweise eine Übersicht mit Redemitteln zum Thema „Wie halte ich ein Referat?“ erstellt und eine Präsentation über die Rolle Deutschlands in der EU gehalten.

Die Studierenden sollen also nicht nur von meinem Deutsch profitieren, sondern auch von meinen Kenntnissen über die deutsche Kultur, besondere Gewohnheiten der Deutschen, aktuelle Gesprächsthemen und Trends, etc.

Neben meiner Präsenz in den sprachpraktischen Kursen biete ich jeden Montag eine offene Sprechstunde für die Studierenden an. Die Idee ist, sie bei der Vorbereitung auf Referate zu unterstützen, individuelle Fragen zu klären, Dinge nachzuholen, Texte zu korrigieren, usw. Bisher wird das Angebot leider nur sehr eingeschränkt wahrgenommen, doch spätestens wenn es auf die Referate und Klausuren zugeht, werden bestimmt mehr Studierende vorbeikommen.

Ein dritter Bereich meines Praktikums besteht in der Organisation von Angeboten rund um die deutsche Kultur. Jeden Freitag findet nun schon ein deutsch-spanischer Stammtisch statt, bei dem deutsche und spanische Studierende zusammenkommen und bei einem Bierchen quatschen können. Eine Hälfte des Treffens findet auf Spanisch, die andere Hälfte auf Deutsch statt. Angedacht sind außerdem Filmvorführungen, ein gemeinsamer Ausflug ins Umland von Madrid und ein Advents-Kaffeetrinken. Es gibt also viel zu tun.

Es ist auf jeden Fall spannend, einmal hinter die Kulissen der Uni-Lehre zu blicken und von der estudiante zur profesora visitante zu werden. Natürlich gibt es einiges, was hier an der Complutense anders läuft als an der Uni Münster.

  • Dozenten werden in der Regel mit ihren Vornamen angesprochen.
  • In der „Mensa“ isst man hier deutlich teurer als am Aasee (Für ein Menü bezahlt man hier im Schnitt 6 Euro). Ein Kaffee kostet dafür nur 0,85 Euro, das ist unschlagbar.
  • In der Bibliothek gibt es keine Kopierer! Zum Drucken und Kopieren muss man einen Copyshop aufsuchen, der dadurch meistens sehr überfüllt ist.
  • Die Lehre ist um einiges „verschulter“ als in Deutschland. Die Studierenden wirken auf mich unselbstständiger, es gibt viel mehr Vorgaben für Lehrende und Studierende, mehr Hausaufgaben, weniger Freiheiten was die Seminarwahl betrifft und alles ist weniger anonym.

Vor allem was praktische Dinge wie den unkomplizierten Mensabetrieb oder das Kopieren betrifft, lernt man das deutsche Unisystem hier sehr zu schätzen.

Gebäude der Philologie-Fakultät auf dem Campus der Complutense
Die Gebäude der Philologie-Fakultät auf dem Campus der Complutense
Die Gebäude der Philologie-Fakultät auf dem Campus der Complutense
Typisches Mensaessen: Gazpacho, Fischfilet und patatas fritas.
Theresa

Theresa, 23 Jahre alt, Masterstudentin der Germanistik und Romanistik

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