Mein Alltag an der Schule – Futuro Verde in Costa Rica

Pura Vida!

Schön, dass ihr meinen zweiten Blogeintrag gefunden habt. In diesem Eintrag schildere ich euch meinen Praktikumsalltag. Für knapp zwei Monate arbeite ich an der Schule Futuro Verde. Die Schule liegt auf der Halbinsel Nicoya, auf dem Weg zwischen Montezuma und Cóbano.

Futuro Verde ist eine zweisprachige, internationale Schule, in der SchülerInnen ermutigt werden, reflektierende Lernende zu sein, die durch Erkundungsprozesse und kritisches Denken das notwendige Wissen entwickeln, um globale Fragen der sozialen Gerechtigkeit, der interkulturellen Beziehungen und der Umwelt anzugehen. Mein Praktikum hier ist freiwillig und unbezahlt. Die Kinder haben ihren Unterricht auf Englisch und auf Spanisch. Die Schule umfasst alle Altersstufen und reicht vom Kindergarten bis zur 12. Klasse. Den Abschluss den die Kinder hier erreichen, ist das IB (International Baccalaureate).

Ich arbeite von Montags bis Freitags. Normalerweise stehe ich um 5:40 Uhr auf. Klingt früh? Ist hier tatsächlich relativ normal. Die Sonne geht bereits um diese Uhrzeit auf und geht dementsprechend relativ früh unter (ca. 17 Uhr). Man geht daher auch ziemlich früh schlafen. Jeden Morgen um halb sieben kommt mich meine Arbeitskollegin abholen. Sie wohnt glücklicherweise sehr nah an meiner Unterkunft und sammelt mich jeden Morgen mit ihrem Auto ein. Die Schule sieht komplett anders aus als alle Schulen, die ich bisher gesehen habe. Es gibt eine überdachte Cafeteria, die aber ansonsten offen gestaltet ist. Vor den Essenstischen befindet sich eine große Freilichtbühne. Auch die Klassenzimmer sind offen und lediglich überdacht. Fenster und Türen gibt es keine. Von sieben bis acht Uhr haben die LehrerInnen Konferenzen und Zeit sich auf den Tag vorzubereiten. Oft helfe ich bei der Vorbereitung von Materialien oder nehme ebenfalls an Konferenzen teil. Um acht Uhr beginnt der Unterricht. Jeder meiner Tage ist anders und sehr abwechlungsreich. Zu Beginn meines Praktikums hat meine Koordinatorin mir einen Stundenplan zusammengestellt. Ich bin in fast jeder Klassenstufe und meine Arbeitseinsätze reichen vom Kindergarten bis zur 10. Klasse.

Im Folgenden möchte ich euch einen typischen Arbeitstag an der Schule beschreiben. Als erstes habe ich zum Beispiel Peace Practice. Peace Practice ist eine Art Versammlung, die jede Klassenstufe gemeinsam mit anderen Klassen hat.  Die Versammlungen finden einmal die Woche statt. Jede Klasse gestaltet abwechselnd ein Programm. Die Aktivitäten während der Peace Practice sollen für einen stärkeren Zusammenhalt und ein friedliches Miteinander sorgen. Ich habe immer mit der dritten bis sechsten Klasse an der Peace Practice teilgenommen. Um neun Uhr ist Frühstückszeit. Meine Mahlzeiten an der Schule (Frühstück und Mittagessen) sind gratis. Das Frühstück ist meistens super gesund und sehr lecker. Ich bekomme zum Beispiel ein Tomate-Avocado-Sandwich, ein Stück Papaya und ein Stück Ananas. Nach dem Frühstück bin ich dann zum Beispiel für eine halbe Stunde bei der vierten Klasse im spanischen Mathematikunterricht. In den spanischen Unterrichtsstunden bin ich die Ansprechpartnerin für die Kinder, die keine MuttersprachlerInnen sind. Ich übersetze und erkläre ihnen die Aufgabenstellung. Danach bin ich zum Beispiel in der vierten Klasse, aber in einer Englischen Stunde. Dort habe ich  meine eigenen Reading Groups, dass heißt, ich habe eine Gruppe von Kindern, mit denen ich gemeinsam ein Buch lese. Wir arbeiten an Textverständnis, Aussprache und Interpretation. Danach bin ich zum Beispiel in der ersten Klasse. Ich helfe den Kindern beim Lesen lernen und Schreiben. Meistens esse ich um 11.30 Uhr Mittag. Dass ich Vegetarierin bin, war hier überhaupt kein Problem. Häufig gibt es zum Mittagessen Reis mit Bohnen oder anderem Gemüse, immer mit einem großen Beilagensalat. Nach dem Mittagessen bin ich dann zum Beispiel eine Stunde in der achten Klasse und eine Stunde in der zehnten Klasse. In beiden Klassenstufen arbeite ich mit einer kleineren Gruppe an SchülerInnen, die in der Englischen Grammatik noch Unterstützungsbedarf haben. Über die letzten Wochen habe ich mit ihnen vor allem am Simple Present und Present Progressive, sowie Simple Past und Past Progressive gearbeitet. Die letzte Stunde habe ich dann zum Beispiel College Counselling. Hier unterstütze ich die SchülerInnen in ihrer Planung nach dem Schulabschluss und erzähle von meinen Erfahrungen an der Universität oder im Gap Year.

Ich hatte außerdem das Glück, zwei Klassenausflüge zu begleiten, ein Theaterstück mit zu planen und einzuüben und an anderen besonderen Aktivitäten der Schule teilzunehmen.

Insgesamt sind meine Tage hier sehr abwechslungsreich und vielseitig. Die SchülerInnen habe ich schnell ins Herz geschlossen. Die Schule und ihr Konzept sind komplett anders, als alles was ich bisher gesehen habe. Nach einigen Wochen hier habe ich festgestellt, dass besonders das Miteinander der SchülerInnen untereinander ein sehr liebevolles ist. Auch die Beziehung der SchülerInnen zu den LehrerInnen ist vertrauter als in Deutschland. Akademisch habe ich das Gefühl, dass die Kids hier nicht auf dem selben Stand sind wie SchülerInnen in Deutschland. Die Kinder kommen aus aller Welt und alle bringen unterschiedliches Vorwissen mit. Ich könnte mir vorstellen, dass die Diskrepanz im akademischen Bereich darauf zurückzuführen ist. Die LehrerInnen werden gefordert einer Klasse fünf verschiedene Aufgaben zu geben und die Klasse in sogenannte „Focus Groups“ einzuteilen, um jedes Kind individuell zu fördern. Pädagogisch lerne ich hier besonders durch die Vielseitigkeit und Unterschiedlichkeit aller und die sich daraus ergebende Gestaltung der Schule viel dazu. Schön zu sehen ist, dass „anders“ hier nicht als „komisch“ oder „eigenartig“ betrachtet wird. „Anders sein“ ist hier normal!

Mein Alltag an der Schule hat dich neugierig gemacht? Sprichst du fließend Englisch und/oder Spanisch? Studierst du auch Pädagogik oder Lehramt und hast Lust auf ein abwechslungsreiches Praktikum an einer internationalen bilingualen Schule? Dann bewirb dich doch auch! Die Schule sucht immer nach engagierten Freiwilligen.

Danke fürs Lesen von meinem zweiten Blogeintrag über meinen Alltag an der Schule. Falls dich interessiert was ich hier außerhalb der Schule so mache, dann schau dir doch mal meinen anderen Blogeintrag an: https://www.uni-muenster.de/CareerService/blog-erasmus/pura-vida-in-montezuma-costa-rica/

Liebe Grüße und Pura Vida

Marlene

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