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Mein Alltag als Fremdsprachenassistentin in Grenoble

Nach einigen Monaten in Frankreich und Arbeit an meinen Schulen, ist es – denke ich – an der Zeit euch über meine Aufgaben als Fremdsprachenassistentin zu informieren =)

Vorab ist schon mal zu sagen, dass sich das französische Schulsystem stark vom deutschen unterscheidet und der Unterricht teilweise anders als in Deutschland abläuft, da immer noch viel frontal unterrichtet wird und selbstständiges Arbeiten oft Schülerinnen und Schüler überfordert, wobei ich das Glück habe, dass die meisten meiner Lehrerinnen sehr innovativen Unterricht für Frankreich machen.

Was micht sehr überrascht hat, ist, dass man teilweise in den Schulen echt das Gefühl hat, eingesperrt zu sein und ständig überwacht zu werden. An meinem ersten Tag wollte mich sogar die “nette” Dame an der Pforte partout nicht in die Schule reinlassen, da sie von einer Assistentin nichts wusste.

Ich arbeite an drei verschiedenen Schulen (zwei Collèges und ein Lycée) in Meylan und Saint-Ismier und besuche jede Schule 4 Stunden in der Woche. Trotz der wenigen Arbeitsstunden ist die Woche sehr intensiv, da ich bis auf Mittwoch jeden Tag Unterricht habe und die Schulen etwas auseinander liegen, so dass insgesamt viel Zeit drauf geht. Sehr schön finde ich, dass ich alle Klassenstufen kennengelernt habe und während der ersten Wochen in Frankreich durch Hospitationen die Möglichkeit hatte, die Schülerinnen und Schüler besser kennenzulernen und einen ersten Eindruck ihres Niveaus gewinnen zu können.

Meine Hauptaufgabe als deutsche Muttersprachlerin besteht darin die mündliche Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler zu trainieren, (was nicht immer so einfach ist, da es französischen Schülerinnen und Schüler oft an mündlicher Spracherfahrung fehlt), dennoch sind meine Aufgaben sehr unterschiedlich.

  • Im Lycée du Gresivaudan bereite ich einerseits Terminales-Schüler auf das Abitur vor und simuliere sozusagen die mündliche Abitur-Prüfung mit ihnen (was teilweise sehr anstrengend und langweilig werden kann, vor allem wenn Schülerinnen und Schüler immer dasselbe erzählen), anderseits arbeite ich auch mit einzelnen Schülergruppen (2nde und 1ère) und versuche ganz „normalen“ Deutschunterricht mit ihnen zu machen. Das Arbeiten mit einzelnen Gruppen macht mir im Lycée am meisten Spaß, da einerseits die Organisation mit der Deutschlehrerin sehr gut klappt, sie sehr interessante und motivierende Inhalte und Medien für ihre Klassen aussucht und mir bei der Unterrichtsdurchführung freie Hand lässt. Als sehr positiv empfinde ich auch, dass die Schülerinnen und Schüler im Lycée sehr sympathisch und motiviert sind und sich meistens freuen mit mir Unterricht zu haben, so dass man wirklich das Gefühl hat, dass sie von mir profitieren.
  • Im Collège Terray arbeite ich auch mit der Deutschlehrerin zusammen und wir teilen uns häufig die Klasse oder ich bekomme kleinere Schülergruppen à 8 SuS (bisher habe ich nur mit 3èmes gearbeitet). Meistens gibt auch hier die Lehrerin mir Themen vor und ich bereite dazu meinen eigenen Unterricht vor. Eine Zeit lang habe ich des Weiteren Schülerinnen und Schüler auf die deutsche Certification vorbereitet und auch hier kurze mündliche Simulationsprüfungen durchgeführt. Die Arbeit an dieser Schule ist etwas anstrengend, da die Klassen relativ groß sind, das Niveau der Schülerinnen und Schüler sehr unterschiedlich und das Verhalten einiger Schüler etwas auffällig ist. Alles in allem macht aber auch hier die Arbeit Spaß.
  • Am Collège du Grésivaudan in Saint Ismier bereitet mir der Unterricht am meisten Freude! Zum einen liegt es an der Schule, die etwas kleiner und übersichtlicher ist, zum anderen sind die Schülerinnen und Schüler sehr motiviert und freuen sich immer wieder wenn sie mich sehen. An dieser Schule unterrichte ich alle Klassenstufen von der 6ème bis zur 3ème in Anwesenheit der Lehrkräfte und bereite vorwiegend interaktive Aktivitäten zu bestimmten Themen wie Freundschaft, Reisen, deutsche Feste, usw… vor, wobei ich manchmal den Eindruck habe, dass ich die SuS etwas überfordere. Hier bekomme ich des Weiteren sehr viele Tipps und Feedback, da eine Lehrkraft auch Ausbilderin ist und wir nach den Stunden oft meinen Unterricht reflektieren. Außerdem habe ich am Collège Grésivaudan die Möglichkeit mit einer Referendarin im Unterricht zu gehen, was mir für meine spätere Zukunft auch sehr weiterhilft.

In der Mittagspause leite ich des Weiteren jede Woche eine Deutsch-AG, damit Schülerinnen und Schüler auch andere Aspekte der deutschen Kultur kennenlernen, die im Unterricht zu kurz kommen. Die Schüler zeigen sehr großes Interesse und freuen sich jedes Mal aufs Neue, wenn sie was Neues an Deutschland entdecken. Meistens stehen Spiele, Lieder, Bastelaktionen, Videos, Märchen und kleine Theaterstücke auf dem Plan.

Ich genieße die Arbeit als Assistentin sehr, da ich mich einbringen, viel ausprobieren kann und viel Neues dazu lerne. Es ist richtig schön eigene Gruppen zu haben und den Unterricht eigenständig planen und ausführen zu können. Etwas schade finde ich, dass ich mit anderen Lehrern wenig Kontakt habe, da ich an den einzelnen Schulen immer nur 4 Stunden Unterricht habe und meistens nicht die Zeit habe im Lehrerzimmer zu gehen, weil ich schnell von einer zur anderen Schule flitzen muss.IMG_20151106_090112 IMG_20151109_141248

Giulia

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