La Réunion, der südlichste Punkt Europas zwischen Mauritius und Madagaskar mitten im Indischen Ozean, ist vom Lebensgefühl her irgendwo zwischen Europa und Tropenfeeling. Vieles ist ähnlich wie in Frankreich und dann wieder doch irgendwie anders.
Die Leute sind sehr offen, aber zum Teil auch aufdringlicher als der Festlandeuropäer es gewohnt ist. Französisch ist zwar die offizielle Sprache, aber im Alltag wird man auch oft mit Kréol konfrontiert, was manchmal zu Verwirrung führt, aber auch deutlich macht, dass hier trotzdem einiges anders läuft als in “la Métropole”.
Die Menschen hier fühlen sich in erster Linie als Kréolen, vorsichtig sollte man jedoch sein, da sie auch Franzosen sind und sich da einige Fettnäpfchen ergeben, wenn man Frankreich und Métropole synonym verwendet, da es als Beleidigung empfunden wird, La Réunion nicht auch als Frankreich explizit zu bezeichnen. Die Leute stehen irgendwo zwischen Nationalstolz und regionalem Patriotismus. Viele Reunionesen tragen typische Symbole wie 974, Dodo, etc. auf ihren Shirts um das zu verdeutlichen.
Vom Festland übernommen haben sie eine auf mich anstrengend, langsam und ineffektiv wirkende Bürokratie, das ständige Baguetteessen und viele Subventionen für den Zuckerrohr, der in vielen Teilen der Insel das Landschaftsbild prägt. Dank Investionen aus Métropole gibt es ein gut ausgebautes Straßennetz im top Zustand, allerdings nicht an das hohe Verkehrsaufkommen in den Orten angepasst. Die Autos sind allgegenwärtig und verstopfen fast immer innerorts und auch auf den großen Autobahnen zu den sehr ausgedehnten Stoßzeiten die Straßen. Innerorts gewinnt der Radfahrer, auch wenn die bergige Region den Weg zum Supermarkt eher sportlich gestaltet…Trotzdem ist ein Auto hier ein Muss, um Ausflugsziele zu erreichen, da die Busse wenn sie mal überhaupt dort hin fahren, dies nur selten am Tag tun. Rund um die Küste zwischen Städten geht es ganz gut, allerdings endet der öffentliche Nahverkehr um ca. 18h, also sind Abendausflüge schonmal nicht drin. Also Auto mieten, keine Angst vor Serpentinen, wild fahrenden Franzosen und Zuckerrohrlastern haben, immer die Spiegel einklappen und sich vorher gut informieren ob der Parkplatz sicher ist, dann kann’s losgehen…
Die meisten Leute wohnen an den Küsten. St Denis im Norden ist die größte Stadt, hat viele schöne Restaurants, aber trotzdem durch die fehlende Strandnähe wenig Reiz. St Gilles im Westen ist der größte Touristen-Hotspot und St Pierre im Süden, wo ich selbst auch war, der unter jungen Leuten beliebteste Ort, da es viele Möglichkeiten zum Feiern, zwei Stadtstrände, den großen Samstagsmarkt und meistens besseres Wetter als in den anderen Inselteilen gibt. Für Mediziner ist Terre Sainte das perfekte Viertel zwischen Klinik und Stadtzentrum mit vielen Locals und einem Hausstrand. Mieten sind immer teuer hier, die Hygiene wie fast überall von etwas niedrigerem Standard als in Deutschland.
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