Liebe Blogger und Interessierte!
Nun versuche auch ich mich einmal an meinem allerersten Blogeintrag. Ich werde versuchen, ca. einmal wöchentlich etwas zu posten, um über meine Woche und Ausflüge zu berichten.
Wie ihr vielleicht schon erfahren habt, verbringe ich die aktuellen Semesterferien in La Paz, Bolivien, um hier ein Praktikum im Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung zu absolvieren.
Die ersten Eindrücke…
In La Paz selbst bin ich vor genau einer Woche angekommen. Da es keine Direktflüge gibt, muss man, um nach Bolivien zu gelangen, in der Regel einige Umstiege auf sich nehmen. Ich bin zunächst von Frankfurt nach Madrid, von Madrid nach Santa Cruz de la Sierra und von dort aus mit einem Inlandsflug weiter nach La Paz geflogen. Gelandet bin ich in aller Frühe, passend zum Sonnenaufgang. Ich habe dabei den Anblick der Stadt, besser gesagt beider Städte, nämlich La Paz und El Alto, immer noch vor Augen. Klar, man weiß ja irgendwie, dass La Paz mitten in den Gebirgsketten der Anden liegt und aufgrund seiner extrem Höhenlage der höchstgelegene Regierungssitz der Welt ist. Was das aber bedeutet, habe ich erst in diesem Moment begriffen (und was Höhenkrankheit bedeutet, dann auch kurze Zeit später). Um euch die topographische Lage also besser vorstellen zu können, muss man wissen, dass sich La Paz in einem Talkessel der Andengebirge befindet. Es gibt praktisch nur eine Hauptstraße, die durch die ganze Stadt verläuft, wobei man sich immer
weiter abwärts begibt, je weiter südlicher man kommt. Weicht man von der Hauptstraße ab, geht es zu beiden Seiten dann auch schon wieder schnell bergauf. Oberhalb La Paz liegt auf der einen Seite die mittlerweile eigenständige Stadt El Alto auf der Hochebene, dem Altiplano, auf einer Höhe von sage und schreibe 4.100 m. Dort befindet sich auch der Flughafen. Man kann den Kontrast zwischen diesem (mir zumindest) unendlich erscheinenden Altiplano und La Paz eigentlich nicht in Worte, schon gar nicht in Bildern erfassen.
Vom Flughafen aus bin ich dann mit einem Minibus für nicht einmal 30 Cent bis ins Zentrum La Paz’ runtergefahren. Am selben Tag habe ich das wuselnde Zentrum der Stadt mit seinen vielen StraßenverkäuferInnen, Essensständen, Cholitas, Musik, bunten Farben und so weiter und so fort erkundet. Irgendwann musste ich mir dann aber doch eingestehen, dass man, wenn man an Höhenlagen nicht gewohnt ist, erstmal einen Gang zurückschalten muss. Eine leichte Höhenkrankheit macht sich unter anderem durch extreme Kopfschmerzen und einem Übel- und Appetitlosigkeitsgefühl bemerkbar. Diese Symptome haben mich eigentlich jetzt die ganze letzte Woche immer mal wieder begleitet, zumindest dann, wenn ich mich körperlich ein bisschen mehr angestrengt habe. Allerdings sind Ruhe, ein warmes Bett (zwar schwierig bei den eisigen Temperaturen von manchmal nicht mehr als 2 °C), Tee und viele Kohlenhydrate (Schokolade!) hier schon wirksame Heilmittel, also alles halb so wild.
Die WG
An meinem zweiten Tag bin ich dann in meine WG gezogen, die ich über ein paar Ecken problemlos- d.h. per WhatsApp, fünf Sätze maximal…latino-Rhythmus- gefunden habe. Ich wohne mit einem Bolivianer und einer Mexikanerin zusammen. Wir sind dann nachmittags mit einer der Seilbahnen, dem Teleférico, bis zu El Alto gefahren. Diese Fahrt war mega beeindruckend, denn es bot sich eine weitreichende Sicht auf die Stadt. In El Alto haben wir uns – klassische Touris – das Cholitas Wrestling angeschaut. Als Cholitas werden hier indigene Frauen in traditioneller Kleidung mit Hut bezeichnet.
Diese Aufführung kann man mal besuchen, muss man aber meiner Meinung nach nicht zwingend. Interessant war aber natürlich alles, was sich abseits der Showbühne abspielt, also einfach El Alto selbst.
Das Praktikum
An dem darauffolgenden Montag, meinem dritten Tag, begann dann auch schon mein Praktikum. Um zur Arbeitsstelle zu gelangen, nehme ich jeden Morgen um ca. halb neun einen “Microbus” oder ein “Trufi”, also öffentliche Taxen. Diese fahren jeweils vorgegebene Strecken ab, die durch Plakate auf der Fensterscheibe angezeigt werden. Man winkt dem Fahrer dann zu und sagt ihm, in welcher kreuzenden Seitenstraße man rausgelassen werden möchte. Wie gesagt, es gibt quasi nur einige wenige Hauptstraßen in La Paz. Die Seitenstraßen heißen dann nicht selten einfach ‘Calle 1,2,3..’. Eigentlich ganz praktisch, unkompliziert… latino! Der ganze Spaß kostet dann übrigens auch nur wenige Cent!
Die erste Woche, von insgesamt acht, meines Praktikums ist nun also bereits vorbei und bisher hat mir die Arbeit an sich sehr gut gefallen und die Kolleginnen und Kollegen sind sehr nett. In dem Auslandsbüro arbeiten ca. zehn Mitarbeiter und alle sind, bis auf den Auslandsbüroleiter, welchen ich noch nicht kenne, Bolivianer. Ich finde, dass alle noch relativ jung sind. Ein besonderes Projekt der Stiftung ist das regionale Kooperationsprojekt zum Thema der politischen Partizipation der indigenen Bevölkerung in der Andenregion. Zu diesem Zwecke habe ich in den vergangenen Tagen deutsche und englische Untertitel zu Filmen über Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien, die sich mit der Thematik auseinandersetzen, erstellt. Außerdem habe ich noch andere Übersetzungsarbeiten und anderweitige organisatorische Aufgaben durchgeführt. Die Arbeitszeiten gehen dabei montags bis donnerstags von 9- 17 Uhr, mit Mittagspause, und freitags bis 14:30. In der Mittagspause war ich mit den Kolleginnen schon mal im “mercado” essen, in welchem verschiedene traditionelle Gerichte für umgerechnet nur ca. 1-1,20 Euro angeboten werden. Das Essen finde ich bisher auch sehr lecker, ein typisches Gericht ist zum Beispiel die Suppe ‘chairo’, wo gefühlt alles, was in der Region angebaut wird, wortwörtlich in einen Topf geschmissen wird. Schmeckt aber gut! Ansonsten wird hier leider sehr viel Fleisch gegessen, weshalb ich mit dem anderen Praktikanten Julian nun auch schon mal selbst auf der Arbeit gekocht habe – vegetarisch versteht sich natürlich.
Ich könnte theoretisch also noch so vieles mehr erzählen und berichten. Allerdings befürchte ich, dass sich spätestens dann alle Leser verabschieden.. Deshalb sage ich jetzt schon einmal vielen Dank für eure Geduld und bis zum nächsten Mal!
Liebe Grüße aus dem kalten, aber schönen La Paz,
eure Judith
Hey Judith! Dein Bericht klingt echt super 🙂 Ich flieg im Juni auch rüber nach La Paz, um dort ebenfalls ein Praktikum bei der KAS zu machen. Ich suche grade eine Unterkunft, am liebsten eine WG mit Studenten oder anderen Praktikanten. Kannst du mir da vielleicht weiterhelfen? Liebe Grüße! Clarissa )